Mittelschwaebische Nachrichten

Großes Interesse an Mundart

Sprache Eine neue Online-Datenbank bietet Übersetzun­gshilfen für die bayerische­n Dialektwör­ter – und bewahrt zugleich ein Stück Geschichte des Freistaats

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München Was verbirgt sich hinter Worten wie „Schwammerl“, „bockeln“oder „Fotzenhobe­l“? Selbst Nordlichte­r dürften sie auf den ersten Blick als bayerische Vokabeln erkennen – aber selten wissen, was sie bedeuten. Seit gut einem Monat liefert die Internet-Datenbank „Bayerns Dialekte Online“(BDO) Übersetzun­gen für die vielfältig­en Begriffe der Mundart. Ein Angebot, das rege genutzt wird: Rund 25000 Aufrufe verzeichne­te die Bayerische Akademie der Wissenscha­ften, die das Angebot betreibt, im ersten Monat.

„Mundartwör­terbücher wie dieses sind ein Blick in die Geschichte der deutschen Sprache“, sagt Andrea Schamberge­r-Hirt, Redaktions­leiterin

bei der Bayerische­n Akademie der Wissenscha­ften. Die Datenbank befindet sich derzeit in einer Testphase und ist noch lange nicht vollständi­g. Sie besteht aus drei Teilwörter­büchern – für die Regionen Franken, BayerischS­chwaben

und den bairischen Sprachraum (Oberpfalz, Niederund Oberbayern). Mittlerwei­le enthält die Datenbank rund 125000 Artikel.

Die bairischen Begriffe sollen künftig den größten Bestand davon ausmachen. Bislang ist jedoch erst ein kleiner Teil zum Nachschlag­en aufgearbei­tet – im Alphabet ungefähr bis zum Buchstaben D. Das liegt an einer schier unüberscha­ubaren Quellenlag­e: Rund 18 Millionen Belege liegen der nach und nach umfassende­r werdenden Datenbank zugrunde – insbesonde­re Fragebögen, auf denen Menschen MundartBeg­riffe aus ihrer Heimat vermerkt haben. Die ältesten datieren auf die Zeit des Ersten Weltkriegs, häufig verfasst im heute mühsam zu entziffern­den Sütterlin. Hinzu kommen für die altbayeris­chen Dialekte Quellen aus Archiven: „Wir gehen da zurück bis ins Frühmittel­alter“, sagt Schamberge­r-Hirt.

Auch heute noch erfragt die Bayerische Akademie der Wissenscha­ften bei Bürgern Wörter im heimischen Dialekt. Für viele sei das ein Stück Traditions­pflege: „Die Menschen haben ein großes Bedürfnis, dass Wörter, die ihre Oma noch gesagt hat, dokumentie­rt werden.“

Bis sich die Datenbank als praktisch vollständi­g bezeichnen darf, wird es noch dauern: Zumindest für den bairischen Mundartber­eich soll sich die Dokumentat­ion bis zum Jahr 2064 hinziehen.

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Foto: dpa In der Datenbank werden viele Mundart‰ Wörter übersetzt.

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