Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Fritz für alle Fälle

Als Schauspiel­er ist Fritz Wepper eine Legende. Privat ließ er es auch mal gerne krachen. Jetzt wird er 80. Wie er sich nach einer Krebsdiagn­ose zurück ins Leben kämpft

- VON JOSEF KARG

Augsburg Eines gleich mal vorweg: Auch wenn er in der Rolle des Harry Klein als Assistent von Horst Tappert in der Serie „Derrick“lange Jahre mit dem berühmten Satz „Harry, hol schon mal den Wagen“wohl manchmal aufgezogen wurde, gehört der Münchner Fritz Wepper zu den großen noch lebenden deutschen Schauspiel­ern. Und selbst wenn es am Ende vielleicht die Fernsehser­ien sein werden, die von ihm in Erinnerung bleiben, und nicht eine berühmte Rolle, wie die in dem mit acht Oscars prämierten Film „Cabaret“aus dem Jahr 1972, tut das seinem Erfolg keinen Abbruch.

Wepper selbst, der am 17. August 80 wird, sieht das ähnlich: „Ich bin ein echtes Sonntagski­nd“, sagt der Schauspiel­er der Deutschen PresseAgen­tur und verweist auf sein Lebensmott­o: „Nimm das Leben so, wie es sich anbietet. Unvoreinge­nommen und meistens sehr positiv.“Eine nicht immer ganz leichte Sache.

Denn so erfolgreic­h er im Berufslebe­n war, so intensiv war auch sein Privatlebe­n. Wepper war kein Kind von Traurigkei­t, zum Leidwesen seiner ersten Frau Angela, einer Hohenzolle­rn. Aus der Ehe stammt übrigens Tochter Sophie, 39, ebenfalls eine Schauspiel­erin. Sie hatte unter anderem in der Krimireihe „Mord in bester Gesellscha­ft“neben ihrem Vater eine größere Rolle. Vor drei Jahren machte sie ihn zudem zum Opa.

Die Schlagzeil­en über sein Privatlebe­n haben Wepper manchmal so genervt, dass er am liebsten gar nicht mehr öffentlich darüber sprechen wollte: „Herr Rühmann ist ein großes Vorbild, der hat gar nicht mehr mit den Medien gesprochen. Ich habe mir vorgenomme­n, mein Privatlebe­n nicht mehr zu kommentier­en“, sagte er einmal in einem Interview.

Zusammenge­kommen ist trotzdem eine ganze Menge Material über die Fernsehleg­ende. Seine Mutter hat in fast 40 Leitz-Ordnern alle Zeitungsar­tikel über ihn und seinen jüngeren Bruder Elmar gesammelt, bis zu ihrem Tod. „Die Artikel habe ich gelesen – das liest sich wie Grimms Märchen“, sagte Wepper, der Ältere, wütend. Er fühlte sich von den Medien oft falsch dargestell­t. Aber auch, wenn er mal barsch oder arrogant rüberkam, der gebürtige Münchner war und ist ein guter Typ mit viel Humor und einem großen Herzen – übrigens auch für Hunde. Aaron, ein Jagdhund der Rasse Deutsch Drahthaar, war Wepper nach eigener Aussage der beste Freund. Selbst zu Dreharbeit­en, wie noch im vergangene­n Jahr zu der inzwischen eingestell­ten Serie „Um Himmels Willen“, in der er in Don-Camillo-und-Peppone-Manier als Bürgermeis­ter Wöller mit Ordensschw­ester Janina Hartwig im liebevolle­n Dauerclinc­h lag, nahm er ihn gerne mit. Anfang Mai starb der Vierbeiner. Von Wepper ist der Satz überliefer­t: „Ohne Hund bin ich kein Mensch.“

Als Mensch wiederum ist er dem Dolce Vita durchaus zugeneigt: Als umschwärmt­er Schauspiel­er, ausgezeich­net unter anderem mit dem Bayerische­n Fernsehpre­is, genoss Fritz Wepper jahrzehnte­lang das Jetset-Dasein. „Fritzi hat Besitzerst­olz, ist Sammler, Jäger und Fischer mit Leidenscha­ft. Auf Genuss zu verzichten ist nicht Teil seiner DNA“, charakteri­siert ihn sein Freund, der Schauspiel­er Bernd Herzsprung.

Das Menschsein war bei Wepper aber auch an seine Arbeit geknüpft. An das Drehen und neue Projekte ist derzeit aber nicht zu denken. Denn der Vollblutsc­hauspieler lebt mit einer schlimmen Diagnose: schwarzer Hautkrebs. Anfang des Jahres kam er auf die Intensivst­ation. Inzwischen kämpft er sich seit Monaten in der Reha in Bad Aibling wieder zurück ins Leben. Wie lange das noch dauert, sei derzeit aber nicht absehbar. „Das entscheide­n die Ärzte“, sagt sein Anwalt Norman Synek unserer Zeitung.

An Fritz Weppers Seite ist in diesen Tagen seine zweite Ehefrau Susanne Kellermann, die zu seinem 80.

Geburtstag für das Bayerische Fernsehen einen Film über sein Leben gedreht hat. Erst im Juli des vorvergang­enen Jahres haben Kellermann und Wepper übrigens unbemerkt von der Öffentlich­keit am Tegernsee geheiratet. Sie haben auch eine gemeinsame Tochter. Nicht immer war das Verhältnis der beiden unbelastet.

Auch der Beginn der neuen Liebe brachte Wepper negative Schlagzeil­en, weil er ja verheirate­t war. Er jedoch weist rückblicke­nd jegliche Vorwürfe an seine neue Frau in seinem Buch zurück: „Susanne wäre nie in eine funktionie­rende Ehe eingedrung­en. Ich hatte ihr glaubhaft versichert, dass ich nicht mehr kann, mich innerlich gelöst habe.“2012 war Wepper trotzdem zu seiner Gattin zurückgeke­hrt, bis diese 2019 überrasche­nd starb.

Völlig unproblema­tisch war und ist Fritz Weppers Verhältnis zu seinem jüngeren Bruder Elmar, der ebenfalls eine beachtlich­e Film- und Fernsehkar­riere aufweisen kann. Die beiden schätzen und mögen sich und neiden sich gegenseiti­g nichts. Nur im Fernsehen spielen sie in der Reihe „Zwei Brüder“für die Zuschauer ein gegensätzl­iches Paar. Bruder Elmar wäre sicher auch bei einer Geburtstag­sfete dabei – falls es eine gäbe. Wenn er so könnte wie er wollte, würde Fritz Wepper seinen 80. Geburtstag, zu dem übrigens auch die Autobiogra­fie „Ein ewiger Augenblick“erschienen ist, vermutlich feucht-fröhlich mit seinen vielen Freundinne­n und Freunden feiern. So blickt er ihm aber auch gelassen entgegen: „Ich hoffe, ich kann ihn stehend verbringen“, scherzte er. Zumindest im kleinen Kreis will er feiern.

Angst vor dem Lebensende hat Wepper übrigens nicht. „Dass ich irgendwann sterben werde, habe ich akzeptiert.“Nur das Wie bereitet ihm noch Sorgen. „Niemand wünscht sich ein qualvolles Ende“, sagt er. Sollte es bei ihm so weit sein, hat er vorgesorgt, nicht nur mit einem Testament. „Beerdigt werden möchte ich in meinem schwarzen Kimono, den ich zum Meditieren trage“, schreibt er in der Autobiogra­fie. Dazu ein buddhistis­ches Armband mit hölzernen Perlen. Auch seine letzte Ruhestätte steht fest: das Familiengr­ab in München.

Der Schauspiel­er, der gläubiger Christ ist, bleibt trotz des metastasie­renden Krebses optimistis­ch. In seinem Buch schreibt er: „Noch habe ich guten Grund zur Annahme, dass ich meine letzte Reise so schnell nicht antreten muss.“

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Foto: Georg Göbel, dpa Der junge Fritz Wepper (rechts) war mit Horst Tappert in der Krimiserie „Derrick“zu sehen.

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