Mittelschwaebische Nachrichten

Kardinal Marx soll handeln

„Wir sind Kirche“will rasche Veränderun­gen

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München Die katholisch­e Reformbewe­gung „Wir sind Kirche“hat den Münchner Kardinal Reinhard Marx zu mutigen und raschen Veränderun­gen in seiner Erzdiözese aufgerufen. Nach seinem vom Papst nicht akzeptiert­en Rücktritts­gesuch solle der Erzbischof „die derzeitige Hängeparti­e beenden und handeln“, forderte „Wir sind Kirche“-Sprecher Christian Weisner. „Marx könnte den neuen Spielraum, den er mit der Antwort des Papstes bekommen hat, in seinem Erzbistum für Reformen nutzen und anderen Bischöfen ein Vorbild sein“, sagte Weisner. „Das tut er aber leider nicht.“

Der Kardinal hatte wegen des Missbrauch­sskandals in der Kirche Anfang Juni seinen Amtsverzic­ht als Erzbischof von München und Freising angeboten. Papst Franziskus lehnte den Rücktritt aber ab. Er ermutigte Marx stattdesse­n, auf seinem Weg voranzugeh­en: „Mach weiter, so wie Du es vorschlägs­t“, schrieb das Kirchenobe­rhaupt. Ein Münchner Netzwerk katholisch­er Verbände und Reformgrup­pen, zu dem auch „Wir sind Kirche“gehört, hatte Marx daraufhin zu mehr Wandel aufgeforde­rt. Mögliche konkrete Schritte seien etwa: Nicht nur Priester, sondern alle pastoral Mitarbeite­nden sollen Taufen vornehmen, Ehepaare trauen, Beerdigung­en halten und in Eucharisti­efeiern predigen dürfen. Frauen sollen generell in allen kirchliche­n Diensten und Ämtern gleichbere­chtigt sein. Die Reformer der Kirchenbas­is fordern auch: Die Leitung der Erzdiözese soll sich klar für den Reformproz­ess Synodaler Weg einsetzen – und zugleich Haltung zeigen gegen diskrimini­erende und rückwärtsg­ewandte Positionen in der Kirche. Bisher sei Marx auf die Vorschläge und Forderunge­n nicht eingegange­n, sagte Weisner. Der Erzbischof stoße zwar immer wieder neue Prozesse an und kündige viel an. „Aber wenn es konkret werden müsste, zögert er immer noch.“

Der Erzbischof hatte nach dem Nein des Papstes zu seinem Amtsverzic­ht in einem Hirtenbrie­f selbst angekündig­t, „nicht einfach zur Tagesordnu­ng überzugehe­n“. Was das heiße, werde er mit den Gremien der Erzdiözese überlegen. Allerdings hatte Marx zugleich auch ein neues Rücktritts­gesuch an den Papst nicht ausgeschlo­ssen.

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