Mittelschwaebische Nachrichten
AztekenKopfschmuck nicht an Mexiko ausleihbar
Österreich gibt auch im 500. Jahr nach der Eroberung Mexikos den berühmten Azteken-Federkopfschmuck aus dem Weltmuseum Wien nicht aus der Hand. Zum Gedenken an den Fall der Aztekenhauptstadt Tenochtitlan an die Spanier im August 1521 hatte sich Mexiko bemüht, das Objekt in seinem Ursprungsland auszustellen. „Aufgrund des beträchtlichen Risikos einer allfälligen Beschädigung durch den Transport kann dem Wunsch einer Leihgabe nicht entsprochen werden“, hieß es aus dem Staatssekretariat für Kultur in Wien. Österreich sei sich der hohen symbolischen und historischen Bedeutung dieses Kopfschmuckes für Mexiko bewusst. Ein Gutachten mit österreichischer und mexikanischer Beteiligung habe jedoch schon vor Jahren festgestellt, dass das Objekt äußerst fragil sei. Das weltweit einzig erhaltene Objekt seiner Art ist aus grünen QuetzalFedern und Goldplättchen gefertigt. Aus Mexiko kommen immer wieder Rückgabeforderungen.
Hallein Zwei Königinnen im Machtspiel, ein Hofstaat drumherum, der berät, sich je eigene Hoffnungen macht, an den Lippen der Frauen hängt und die beiden dann auch wieder kleinmacht. Mehr als zweihundert Jahre ist Schillers „Maria Stuart“alt, die Gesellschaft hat sich seitdem dramatisch gewandelt. Der gesellschaftliche Grundkonflikt des Dramas, dass Frauen zwar Herrscherinnen sein mögen, in Liebesdingen aber zwangsläufig zur Tatenlosigkeit verdammt sind und Objekt der Männer werden, kommt einem heute fremd vor. Spät, aber dann doch sehr grundsätzlich hat sich die Gesellschaft, hat sich das Frauenbild gewandelt.
Was also tun, wenn dieses Drama auf die Bühne gebracht werden soll? Es modernisieren? Es gewaltsam in einer Gegenwart ansiedeln, um Aktualität zu provozieren? Martin Kusˇej, Intendant des Wiener Burgtheaters und mit seinem Ensemble als Regisseur für die Inszenierung der Salzburger Festspiele gewonnen, geht einen anderen, mutigen, am Ende lässt sich sagen, königlichen Weg: Er vertraut ganz und gar Schiller, seinen Blankversen, also dem Stück. Es wird schon etwas sein in Schillers großem Königinnendrama, das auch im Hier und Jetzt das Publikum zum Zusehen zwingt und in Staunen versetzt.
Dieses Vertrauen ins Werk wird belohnt. Kusˇej setzt dazu mit starken, klugen, mehrdeutigen Bildern Regie-Akzente, gleich zu Beginn: 30 Männer stehen in Reih und Glied auf der Bühne. Nackt, den Rücken zum Zuschauer gewandt. Eine Armee? Das Volk? Die Gesellschaft? Plötzlich saust über ihnen ein Kopf hin und her. Abgeschlagen, an den langen roten Haaren aufgehängt, ein Pendel über allen, das kurzzeitig die Aufmerksamkeit dieser Masse erregt, sie schnell wieder gleichgültig den Blick abwenden lässt. Maria Stuarts Kopf ist schon einmal da, der Konflikt mit der königlichen Schwester Elisabeth ist tödlich ausgetragen. Immer heißt es im Folgenden, dass das Volk Klarheit in dieser Sache will, also den Tod der Gefangenen, damit die Thronansprüche der Stuart ein für alle Mal aus der Welt geschafft sind. Aber das Volk nimmt hier zu Beginn dann doch erschreckend kurz von dem Kopf Notiz.
Schon das ist klug beobachtet und mit wenigen Mitteln hinzugefügt als ein zeitloser Kommentar aus der Gegenwart: Die Massen treiben die Mächtigen an in ihrem Tun; wirklich glücklich machen können die
Mächtigen die Menschen aber nicht. Das Opfer der Stuart verfehlt seinen Zweck.
Gleich danach dieselbe Menschenmenge, ebenfalls den Blick nach vorn gerichtet, schwer am Atmen: alle nackt, aber mit Sauerstoffgeräten. Natürlich ein PandemieBild, unwillkürlich. Doch man fragt sich auch: Warum braucht diese nackte Männermenge jetzt künstlich Luft? Muss die Energie, um als Gesellschaft so geordnet nebeneinander zu stehen, zwangsläufig von außen kommen? Ist das Spiel der Mächtigen die Atemluft, der Treibstoff von außen, ohne den es eine höhere gesellschaftliche Ordnung nicht gäbe?
Noch ist kein Wort gesprochen, aber das Publikum hat schon alles gesehen und darf die folgenden zweieinhalb Stunden pausenlos solch grundsätzliche Fragen an Schillers Drama stellen und sich gleichzeitig der Verführungskunst des fantastischen Burgtheater-Ensembles hingeben.
In deren Mitte glänzen als Zentralgestirne Bibiana Beglau und Birgit Minichmayr, Elisabeth und Maria Stuart, die beiden Gegnerinnen, wie zwei Sonnen umschwirrt von den Planeten und gleichzeitig zum Stillstand gezwungen, Kraftzentren und bewegungslos, immer darauf angewiesen, dass Männer das ausführen, was sie sich wünschen. Beide werden immer wieder betatscht und begrapscht. So ähnlich sie sich da sind, so unterschiedlich ihre Charaktere. Die Stuart begehrt, die
Männer zur Liebesraserei bringend, die andere, Elisabeth, jede Heirat und Nähe fliehend, um ja die Macht nicht an einen Mann zu verlieren.
Aber in dem Moment, in dem sie in Kusˇejs Inszenierung allein aufeinandertreffen, klärt sich ihr Konflikt nicht, sondern eskaliert vollkommen. Die Glühbirne, die da auf der Bühne von links nach rechts pendelt, lässt sofort an den abgeschlagenen Kopf vom Anfangsbild denken. Es kann nur eine Sonne, eine Königin geben, für zwei ist der Staat zu klein.
So gefangen Maria Stuart und Elisabeth in ihren gesellschaftlichen Rollen sind, so wenig Möglichkeit sie zur äußeren Bewegung haben, so sehr stürmt es in ihnen. Beglau und Minichmayr fesseln das Publikum,