Mittelschwaebische Nachrichten
Enttäuschung pur beim FCA
Der Augsburger Saisonauftakt geht mit dem 0:4 gegen Hoffenheim voll daneben. Das hat Gründe, soll aber nicht gleich für ganz schlechte Stimmung sorgen
Augsburg Am Ende stand Markus Weinzierl regungslos da. Er bewegte sich kaum mehr in seiner Zone vor der Ersatzbank. Aus dem zum attraktivsten Trainer der Bundesliga gewählten Weinzierl war ein Häufchen Elend geworden. Er musste mitansehen, wie seinem FC Augsburg der Start in die elfte Erstligasaison misslang. 0:4 gegen Hoffenheim, das hat gesessen. Zu hoch sei das Ergebnis ausgefallen, war hinterher überall zu hören. Da sprach aber wohl mehr Trotz als Realitätssinn aus den Aussagen. Denn bei konsequenterer Chancenverwertung und eines in einigen Situationen nicht so aufmerksamen Rafal Gikiewicz im FCA-Tor hätten die Gäste noch höher gewinnen können. Der FCA dagegen hatte nur eine wirkliche Torchance, reklamierte aber für sich, dass das die erste des Spiels gewesen sei. Und hätte Ruben Vargas in der 22. Minute ins Tor getroffen statt den Ball vorbeizuschieben, wäre die Partie ganz anders gelaufen. Gerade bei dieser Hitze „wäre die Führung wichtig gewesen“, so Weinzierl.
In Führung aber ging Hoffenheim durch Bruun Larsen nach etlichen Augsburger Unzulänglichkeiten in der Defensive. Und da das Toreschießen gerade zum Ende des Spiels immer einfacher wurde, legten Adamyan (79.), Rutter (88.) und Rudy (90.+5) einfach noch drei Treffer nach. Mehrheitlich aufgelegt von Andrej Kramaric, Hoffenheims Besten. „Wir haben ihn überhaupt nicht in Griff bekommen“, klagte Weinzierl. Dabei hatte er im Vorfeld stets auf die Klasse und Gefährlichkeit des Kroaten hingewiesen. Bei der EM hatte er sich durch seine Leistungen nicht ins Schaufenster für einen Wechsel stellen können. In der Bundesliga dagegen legte er gleich mächtig los.
0:4, das klingt bitter. Ist es auch, wie Markus Weinzierl und Sportgeschäftsführer Stefan Reuter freimütig zugaben. Nach einer nicht problemlosen, aber doch zufriedenstellenden Vorbereitung einschließlich der gefeierten Transfers der Hoffnungsträger Niklas Dorsch und Arne Maier hatten sich der FCA und das Umfeld sehr auf den Start gefreut. Und nun das. Die Stimmung danach sei „tot“gewesen, wie Gikiewicz beschrieb. In der Kabine sei es sehr leise gewesen. Die Partie hatte schwer aufs Gemüt geschlagen. Der FCA-Torwart aber sagte noch: „Das Leben und die Bundesliga gehen weiter.“Richtig, 33 Spieltage stehen noch an. Passiert ist wenig, das Gesamtgefühl aber ist nach dem 0:4 kein gutes.
Stefan Reuter wollte noch nicht zu kritisch sein. Die Aufbruchstimmung unter Weinzierl ist ein zartes Pflänzchen, auf dem die Hoffenheimer allerdings mächtig herumgetrampelt haben. „Heute hat natürlich nicht alles funktioniert, es ist aber auch nicht alles so schlecht, wie es das Ergebnis erscheinen lässt“, meinte der Manager. Er weiß aber, dass weitere Auftritte dieser Art schnell für schlechte Stimmung sorgen würden. „Wir hoffen, dass wir schnellstmöglich unsere Topleistung bringen und uns ein Erfolgserlebnis holen“, sagte Reuter. Im Idealfall am Samstag beim ersten Auswärtsspiel in Frankfurt.
Von der Topleistung war der FCA ähnlich weit entfernt wie von einem ausverkauften Stadion während der Pandemie. Dem Pressing fehlte es über weite Strecken an Intensität, auch der Zeitpunkt des frühen Störens war nicht immer gut gewählt und abgesprochen. In der Defensive aber verhielten sich die Augsburger mehr und mehr als perfekte Gastgeber. Sie boten Hoffenheim viel Platz zum Kombinieren, was gegen einen Bundesligisten selten eine gute Idee ist. Schon gar nicht gegen ballsichere und spieltalentierte Hoffenheimer. Bis zur 75. Minute hatten Weinzierl und Reuter zwar ein offenes Spiel gesehen. Chancen aber notierten die Statistiker fast ausschließlich für die Gäste.
Der Start also ist misslungen. Nun ist Ruhe gefordert. Reuter betonte, dass der Kader gut aufgestellt sei. Dennoch sind weitere Transfers nicht ausgeschlossen. Die Augsburger haben nach wie vor starkes Interesse am Kanadier Tajon Buchanan. Der hat gerade erst mit einem sehenswerten Kopfball für seinen Klub New England Revolution getroffen und von allen Seiten Lob bekommen. Das Interesse an ihm wird dadurch nicht kleiner, der FCA hat große Konkurrenz.
Augsburg Gikiewicz Gumny, Gouwelee uw, Uduokhai, Iago (81. Pedersen) Mora vek (59. Maier), Dorsch Hahn (64. D. Ca ligiuri), F. Jensen (64. Gregoritsch), Vargas (81. SarenrenBazee) Niederlechner
Hoffenheim Baumann Akpoguma (73. Samassékou), Posch, Vogt, Raum (52. John) Rudy, Stiller Baumgartner (73. Rutter), Kramaric, Bruun Larsen (59. Adamjan) Dabbur (59. Gacinovic)
Schiedsrichter Dr. Felix Brych (München)
Zuschauer 9124
Tore 0:1 Bruun Larsen (37.), 0:2 Adamjan (79.), 0:3 Rutter (87.), 0:4 Rudy (90.+5)