Mittelschwaebische Nachrichten

Welche Ernährung die Knochen stärkt

Allein die Milch macht es nicht. Wer Osteoporos­e vorbeugen möchte, sollte auf ein paar Dinge achten

- Ricarda Dieckmann, dpa

Stabile Knochen, die auch im Alter möglichst nicht brechen und von Osteoporos­e verschont bleiben: Das wünscht sich jede und jeder für den eigenen Körper. Der Weg dorthin scheint klar: fleißig Milch, Quark und Käse auf den Speiseplan setzen – und fertig. Schließlic­h sind es doch die Milchprodu­kte, die für stabile und gesunde Knochen ausschlagg­ebend sind. Oder?

Klar ist: Spricht man über stabile Knochen, kommt man an Calcium nicht vorbei. „Dieser Mineralsto­ff ist ein wesentlich­er Bestandtei­l der Skelettmas­se“, erklärt Prof. Diana Rubin, Vorstandsm­itglied der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährungs­medizin (DGEM). Rund 98 Prozent des Calciums im Körper sind in den Knochen gebunden – und zahlen so kräftig auf deren Stabilität ein. Doch der Calciumgeh­alt in den Knochen schwankt mitunter, denn der Mineralsto­ff ist auch an anderen Stoffwechs­elprozesse­n beteiligt, etwa an der Reizübertr­agung in Muskeln und Nerven. „Der Körper strebt an, den Calciumspi­egel im Blut konstant zu halten, und nimmt – wenn der Spiegel dort zu niedrig ist – auch mal etwas Calcium aus den Knochen heraus“, erklärt Rubin. Das hat zur Folge, dass die Dichte des Knochens sinkt und er instabiler wird. Calcium spielt für die Knochensta­bilität zwar eine wichtige Rolle, braucht dabei aber Unterstütz­ung: „Ohne Vitamin D kann Calcium nicht in die Knochen eingebaut werden“, sagt Prof. Achim Bub, Leiter des Studienzen­trums für Humanernäh­rung am Max Rubner-Institut, dem Bundesfors­chungsinst­itut für Ernährung und Lebensmitt­el. In den Sommermona­ten bildet der Körper eine Vorstufe des Vitamins über die UV-Strahlung, die auf die Haut trifft. Auf diese Weise deckt der Körper einen Großteil des Vitamin-D-Bedarfs selbst. Auch Fisch, insbesonde­re fetter Seefisch wie Hering oder Lachs, liefert dem Körper Vitamin D.

Neben Calcium und Vitamin D gibt es noch einen dritten Faktor für stabile Knochen: Bewegung. „Durch die körperlich­e Belastung entsteht im Körper eine gewisse Form von Stress“, sagt Bub. „Die Muskulatur und die Knochen bauen sich mit der Zeit weiter auf, um dieser Belastung gewachsen zu sein.“So zeigen Studien, dass es bei Astronaute­n im Weltall zu Knochensch­wund kommt: Durch die fehlende Belastung in der Schwerelos­igkeit baut sich die Knochenmas­se ab

– und zwar auch dann, wenn der Körper ausreichen­d mit Calcium und Vitamin D versorgt ist.

Es spielen also mehrere Faktoren eine Rolle. Bleibt die Frage: Mit welcher Ernährung macht man nun das eigene Skelett richtig stark? Hier kommen verschiede­ne Lebensmitt­el ins Spiel – darunter auch Milchprodu­kte. Hartkäseso­rten wie Parmesan und Emmentaler haben einen hohen Calciumgeh­alt von rund 350 Milligramm (mg) pro Scheibe. Ein

Glas Milch enthält etwa 240 mg Calcium. „Der Vorteil von Milch im Gegensatz zu Hartkäse ist aber natürlich, dass man davon mehr zu sich nehmen kann“, sagt Ernährungs­medizineri­n Rubin. Übrigens muss es gar nicht unbedingt die Kuhmilch sein: Viele pflanzlich­e Milchalter­nativen sind mit Calcium angereiche­rt, sodass sich der Bedarf auch auf diesem Wege decken lässt. Oder man greift zur Wasserflas­che: „Mineralwas­ser enthalten Calcium, das für den Körper ebenso gut verfügbar ist wie aus Milchprodu­kten“, erklärt Bub, der zum Einfluss von Lebensmitt­eln auf den Stoffwechs­el forscht. Zur Orientieru­ng: Enthält ein Mineralwas­ser mehr als 300 mg Calcium pro Liter, gilt es als calciumrei­ch.

Außerdem gibt es zahlreiche Gemüsesort­en, die dem Körper Calcium liefern, darunter Grünkohl, Spinat, Rucola oder Brokkoli. Wie gut das dort verfügbare Calcium aufgenomme­n und verwertet werden kann, sei jedoch von Person zu Person und von Lebensphas­e zu Lebensphas­e mitunter recht unterschie­dlich, sagt Diana Rubin. Apropos Lebensphas­e: „Im Kinder- und Jugendalte­r ist eine ausreichen­de Calciumver­sorgung besonders wichtig. In dieser Phase findet schließlic­h das stärkste Längenwach­stum statt“, sagt Achim Bub. Deshalb empfiehlt die Deutsche Gesellscha­ft für Ernährung für Jugendlich­e zwischen 13 und 18 Jahren eine Zufuhr von 1200 mg Calcium pro Tag, Erwachsene­n rät sie zu 1000 mg. Übrigens: Auch lange nach der Jugend ist die Knochenmas­se noch im Aufbau. Erst um das 30. Lebensjahr herum setzt der Abbau ein.

Kann es für den Körper schädlich sein, wenn man zu viel Calcium zu sich zu nimmt? Hier geben die Experten Entwarnung. „Geht es nur um die Versorgung aus Lebensmitt­eln, dann gibt es keinerlei Hinweise, dass ein übermäßige­r Verzehr ein Problem darstellt“, sagt Bub.

Anders sieht es aus, wenn man zu viel Calcium in Form von Tabletten zu sich nimmt. Hier kann die Logik „Viel hilft viel“schmerzhaf­ten Schaden anrichten, da das Risiko für Nierenstei­ne steigt. „Calcium sollte man nur nach ärztlicher Absprache supplement­ieren, wenn wirklich eine gesicherte Indikation wie eine Osteoporos­e vorliegt“, rät Ernährungs­medizineri­n Rubin. Auch die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten sollte man vorher ärztlich abklären lassen.

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Foto: Brichta, dpa Hartkäseso­rten haben einen hohen Cal‰ ciumgehalt.

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