Mittelschwaebische Nachrichten
Bauwagen der ÖDP macht Halt in Günzburg
Welche Rolle ein Geldkoffer spielte und welche Ziele die Partei bei der Bundestagswahl verfolgt
Günzburg Die Insel am Bürgermeister-Landmann-Platz hatte sich in eine orangefarbene Welt verwandelt: orangefarbene Sonnenschirme, ein orangefarbenes Fahrrad und auf orangenfarbenen Stühlen zwei Säcke gelbe Rüben. Die sind bekanntlich ebenfalls orange, vor allem aber ökologisch. Die Karotten waren das Giveaway bei der Kundgebung der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) am Samstag in Günzburg.
Die ÖDP macht derzeit mit einem Bauwagen auf sich aufmerksam. Am vergangenen Montag war dieser in Fürth gestartet und kam über Rosenheim, Bad Tölz und Karlsruhe nach Günzburg. In den nächsten Wochen wird er durch ganz Deutschland touren, bis er am 17. September in Berlin eintrifft. Ökologie spielt auch bei diesem eine große Rolle: Als Ausbaumaterial wurde Altholz verwendet und auf dem Dach befindet sich eine Fotovoltaikanlage. Demokratie, Umweltund Familienpolitik, das sind die politischen Schwerpunkte der ÖDP, zu denen diese am Samstag
Rede und Antwort stand. Und der Bauwagen? ÖDP-Bundesvorsitzender Christian Rechholz bezeichnete ihn als Demokratiewagen: Man wolle die Gesellschaft umbauen - ein einfacheres und gutes Leben mit mehr Lifehack, wie man es heute nenne, und einem Mehrgewinn an Lebensqualität. Man werde oft gefragt, was die ÖDP von anderen Parteien unterscheide: Die ÖDP sei die einzige Partei, die keinen Cent an Firmen-, Konzern- oder Verbandsspenden
annehme, weil man unabhängige Politik wolle. Es gehe nicht nur um das Retten des Klimas, sondern auch um eine andere Art des Wirtschaftens, welches nicht wenigen, sondern allen und damit dem Gemeinwohl dienen soll – ohne dass Mensch und Natur ausgebeutet würden. Gerade in der Corona-Pandemie, in der vor allem Künstler, Einzelhändler und Gastronomen ums Überleben kämpften, viele Menschen sich in Kurzarbeit befänden und gesundheitlich oder psychisch belastet seien, sei es eine Schande, wie sich andere Menschen bereicherten, so Rechholz.
„Wir wollen eine andere, eine lebendige und eine friedliche Politik für alle Menschen“, schloss sich Krimhilde Dornach aus Weißenhorn, Direktkandidatin im Wahlkreis für den Bundestag, an. In der Hand hielt sie eine Büste, „die nackte Wahrheit“, symbolisch für das Agieren und Interagieren der verantwortlichen Bundespolitiker der vergangenen Jahrzehnte, wie sie es nannte. Ohne Kopf, was dafür stehe, dass man kreative Lösungen brauche, und ohne Arme und Beine, was bedeute, dass die Wählerin und der Wähler handeln müsse und das auch dürfe.
Es sei an der Zeit, nachzudenken, ob das bisherige Handeln das richtige gewesen sei oder ob man für einen Wechsel in der Politik stehe. Während viele Familien durch die Corona-Regeln extrem überstrapaziert gewesen seien und am Limit stünden, gebe es Direktmandatsträger, die sich ohne Skrupel bedient hätten. Krimhilde Dornach sprach die Maskenaffäre um Georg Nüßlein und Alfred Sauter an: „Das ist für Politiker in einer Christlich-Sozialen Union ein No-Go.“Man brauche eine aktive und verantwortungsvolle Politik, die das Ziel des Erhalts der Schöpfung und letztendlich der Existenzsicherung und der Lebensgrundlagen verfolge. „Wir brauchen eine Politik, die der Schöpfung und dem Schutz des Lebens dient. Der Mensch muss vor dem Profit stehen“, betonte Krimhilde Dornach. Sie selbst stehe für ein Pflege- und Erziehungsgehalt. Häusliche Pflege-, Sorge- und Erziehungsarbeit müsse einer außerhäuslichen Erwerbsarbeit gleichgestellt werden. Es könne nicht sein, dass diese Leistungen nicht anerkannt würden. Wichtiges Argument der ÖDP war am Samstag ihre Unabhängigkeit und ihre unabhängige Politik. Unterstrichen wurde dies durch einen Koffer: ebenfalls aus Altholz ökologisch gefertigt und befüllt mit Geldscheinen und CoronaMasken sowie mit einem Schälchen voller kleiner „Haselnüsslein“, wie eine ÖDP-Teilnehmerin dieses nannte.