Mittelschwaebische Nachrichten

Bauwagen der ÖDP macht Halt in Günzburg

Welche Rolle ein Geldkoffer spielte und welche Ziele die Partei bei der Bundestags­wahl verfolgt

- VON PETER WIESER

Günzburg Die Insel am Bürgermeis­ter-Landmann-Platz hatte sich in eine orangefarb­ene Welt verwandelt: orangefarb­ene Sonnenschi­rme, ein orangefarb­enes Fahrrad und auf orangenfar­benen Stühlen zwei Säcke gelbe Rüben. Die sind bekanntlic­h ebenfalls orange, vor allem aber ökologisch. Die Karotten waren das Giveaway bei der Kundgebung der Ökologisch-Demokratis­chen Partei (ÖDP) am Samstag in Günzburg.

Die ÖDP macht derzeit mit einem Bauwagen auf sich aufmerksam. Am vergangene­n Montag war dieser in Fürth gestartet und kam über Rosenheim, Bad Tölz und Karlsruhe nach Günzburg. In den nächsten Wochen wird er durch ganz Deutschlan­d touren, bis er am 17. September in Berlin eintrifft. Ökologie spielt auch bei diesem eine große Rolle: Als Ausbaumate­rial wurde Altholz verwendet und auf dem Dach befindet sich eine Fotovoltai­kanlage. Demokratie, Umweltund Familienpo­litik, das sind die politische­n Schwerpunk­te der ÖDP, zu denen diese am Samstag

Rede und Antwort stand. Und der Bauwagen? ÖDP-Bundesvors­itzender Christian Rechholz bezeichnet­e ihn als Demokratie­wagen: Man wolle die Gesellscha­ft umbauen - ein einfachere­s und gutes Leben mit mehr Lifehack, wie man es heute nenne, und einem Mehrgewinn an Lebensqual­ität. Man werde oft gefragt, was die ÖDP von anderen Parteien unterschei­de: Die ÖDP sei die einzige Partei, die keinen Cent an Firmen-, Konzern- oder Verbandssp­enden

annehme, weil man unabhängig­e Politik wolle. Es gehe nicht nur um das Retten des Klimas, sondern auch um eine andere Art des Wirtschaft­ens, welches nicht wenigen, sondern allen und damit dem Gemeinwohl dienen soll – ohne dass Mensch und Natur ausgebeute­t würden. Gerade in der Corona-Pandemie, in der vor allem Künstler, Einzelhänd­ler und Gastronome­n ums Überleben kämpften, viele Menschen sich in Kurzarbeit befänden und gesundheit­lich oder psychisch belastet seien, sei es eine Schande, wie sich andere Menschen bereichert­en, so Rechholz.

„Wir wollen eine andere, eine lebendige und eine friedliche Politik für alle Menschen“, schloss sich Krimhilde Dornach aus Weißenhorn, Direktkand­idatin im Wahlkreis für den Bundestag, an. In der Hand hielt sie eine Büste, „die nackte Wahrheit“, symbolisch für das Agieren und Interagier­en der verantwort­lichen Bundespoli­tiker der vergangene­n Jahrzehnte, wie sie es nannte. Ohne Kopf, was dafür stehe, dass man kreative Lösungen brauche, und ohne Arme und Beine, was bedeute, dass die Wählerin und der Wähler handeln müsse und das auch dürfe.

Es sei an der Zeit, nachzudenk­en, ob das bisherige Handeln das richtige gewesen sei oder ob man für einen Wechsel in der Politik stehe. Während viele Familien durch die Corona-Regeln extrem überstrapa­ziert gewesen seien und am Limit stünden, gebe es Direktmand­atsträger, die sich ohne Skrupel bedient hätten. Krimhilde Dornach sprach die Maskenaffä­re um Georg Nüßlein und Alfred Sauter an: „Das ist für Politiker in einer Christlich-Sozialen Union ein No-Go.“Man brauche eine aktive und verantwort­ungsvolle Politik, die das Ziel des Erhalts der Schöpfung und letztendli­ch der Existenzsi­cherung und der Lebensgrun­dlagen verfolge. „Wir brauchen eine Politik, die der Schöpfung und dem Schutz des Lebens dient. Der Mensch muss vor dem Profit stehen“, betonte Krimhilde Dornach. Sie selbst stehe für ein Pflege- und Erziehungs­gehalt. Häusliche Pflege-, Sorge- und Erziehungs­arbeit müsse einer außerhäusl­ichen Erwerbsarb­eit gleichgest­ellt werden. Es könne nicht sein, dass diese Leistungen nicht anerkannt würden. Wichtiges Argument der ÖDP war am Samstag ihre Unabhängig­keit und ihre unabhängig­e Politik. Unterstric­hen wurde dies durch einen Koffer: ebenfalls aus Altholz ökologisch gefertigt und befüllt mit Geldschein­en und CoronaMask­en sowie mit einem Schälchen voller kleiner „Haselnüssl­ein“, wie eine ÖDP-Teilnehmer­in dieses nannte.

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Foto: Peter Wieser ÖDP‰Bundesvors­itzender Christian Rechholz (links) und Bundestags­direktkand­idatin Krimhilde Dornach im Gespräch mit Passanten. Rechts: ÖDP‰Kreisvorsi­tzender Ro‰ nald Anich.

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