Mittelschwaebische Nachrichten
Keine Panik
Zum Leitartikel von Stefan Küpper „Die Globalisierung lässt sich nicht zurück drehen“vom 13. August:
Stefan Küpper lässt sich in vielem zustimmen, in einem jedoch nicht: in seiner hohen Meinung vom freien Welthandel, „wenn er unter fairen Bedingungen stattfindet“. Weil fast nichts fair gehandelt ist! Im Lebensmittelbereich betrug zum Beispiel der Anteil des zertifiziert fair gehandelten Kaffees im Jahr 2020 gerade mal 6,4 Prozent, und dabei ist Kaffee – neben Bananen – bei Lebensmitteln Spitzenreiter. Wie es da bei Rohstoffen für die Industrie aussieht, können wir uns leicht vorstellen. In einem sehr ausdrucksstarken Film, der derzeit in den Kinos läuft („Die Adern der Welt“), lässt sich das Vorgehen einer ausländischen Firma beim industriellen Goldabbau sehen: Von Fairness gegenüber der dortigen mongolischen Nomadenbevölkerung kann keine Rede sein. Wenn der freie Welthandel wirklich, wie von Herrn Küpper angesprochen, unter fairen Bedingungen stattfinden würde, würde dies die Kosten sehr steigern. Trotzdem sollten wir das aus Verantwortung für unsere Erde anstreben.
Renate Stoll, Kempten
Zu „Kinderärzte am Limit“(Bayern) vom 13. August:
Soso, die Kinderärzte wollen auf keinen Fall Panik machen! Wie sagt Herr Frühwald: Die Erwachsenen müssen ein Vorbild sein und können eine „verheerende“vierte Welle verhindern. Ich bin keine Impfgegnerin (auch selbst schon geimpft), aber diese Art der Berichterstattung macht mich krank. Als Mutter von zwei Kindern, die vor Jahrzehnten den Kindergarten besuchten, kann ich nur sagen, dass diese während jener Zeit permanent erkrankt waren. Ringelröteln, Windpocken, Keuchhusten, Magen-Darm (nicht nur einmal jährlich), Husten, Schnupfen, Mittelohrentzündung, Bronchitis, Scharlach, Drei-Tages-Fieber usw. waren die Normalität. Nicht nur in unserer Familie. Das Wartezimmer unseres lieben Kinderarztes war auch zur damaligen Zeit überfüllt und man brachte manch andere Krankheit mit nach Hause. Hoffentlich gibt es noch junge Eltern, die vor einer möglichen „verheerenden“vierten Welle keine Panik haben.
Waltraud Veit, Wehringen