Mittelschwaebische Nachrichten
Wie hoch mittlere Einkommen im Kreis Günzburg liegen
Was allgemein angenommen wurde, bestätigt jetzt eine Entgeltanalyse der Arbeitsagentur: Je höher die Qualifikation, desto besser das Gehalt. Welche Unterschiede es gibt
Landkreis Günzburg Wie unterscheiden sich die Entgelte regional, nach Geschlecht und nach Alter? Zahlt sich eine Qualifizierung aus? Die aktuelle Entgeltanalyse der Statistik der Bundesagentur für Arbeit (Stand: 31. Dezember 2020) beleuchtet den Verdienst in vielen Facetten. Dabei wird der Median (mittleres Arbeitsentgelt) der monatlichen Bruttoentgelte sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigter für den Vergleich zugrunde gelegt.
Vor allem die starke Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld hat im vergangenen Jahr den Anstieg bei den Entgelten gebremst. Auch ausbleibende Sonderzahlungen oder ausgesetzte Erhöhungen bewirken einen Rückgang beziehungsweise einen schwächeren Anstieg.
Regional zeigen sich zum Teil deutliche Unterschiede. Im Vergleich der Bundesländer wird das höchste Entgelt in Hamburg (3863 Euro) erzielt, gefolgt von BadenWürttemberg (3751 Euro), Hessen (3709 Euro) und Bremen (3598 Euro). Bayern liegt mit 3572 Euro an fünfter Stelle im Ländervergleich. Das Schlusslicht bildet Mecklenburg-Vorpommern mit einem mittleren Arbeitsentgelt von 2676 Euro. In Bayern verdienen Vollzeitbeschäftigte in der Stadt Erlangen, in Ingolstadt sowie im Landkreis und in der Stadt München mit einem Einkommen von mehr als 4500 Euro am meisten.
Ein höheres Gehalt bedeutet aber nicht automatisch mehr Geld in der Tasche zu haben. Bei der Interpretation des Durchschnittseinkommens sind auch die großen Unterschiede bei den Lebenshaltungskosten innerhalb der Regionen zu berücksichtigen. In den Kreisen unserer Region liegen die mittleren Einkommen
bei 3551 Euro (Landkreis Donau-Ries), 3355 Euro (Landkreis Dillingen), 3260 Euro (Landkreis Günzburg) und 3532 Euro (Landkreis Neu-Ulm). Die Löhne und Gehälter bewegen sich in den Landkreisen Dillingen, Günzburg und Donau-Ries auf dem Niveau des Jahres 2019. Im Landkreis NeuUlm ist das Medianeinkommen um 20 Euro gesunken.
Im Landkreis Günzburg wird im Vergleich zu den drei anderen Kreisen aus dem Bereich der Donauwörther Arbeitsagentur am wenigsten verdient. Wie lässt sich das erklären? Agentur-Sprecherin Christine Jung begründet dies damit, dass im Landkreis Günzburg der Anteil derjenigen, die 4000 Euro und mehr im Monat verdienen, geringer ist als in den anderen Landkreisen. Zwei absolute Zahlen zum Vergleich: Jung zufolge gibt es im Kreis Günzburg knapp 9500 sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte, die diese 4000-Euro-Marke überschreiten.
Im westlich davon gelegenen Landkreis Neu-Ulm sind es dagegen mehr als 16.000 Menschen mit diesem vergleichsweise hohen Verdienst. Der Anteil im Niedriglohnsektor
fällt im Günzburger Kreisgebiet dagegen höher aus als in den Landkreisen Donau-Ries, Dillingen und Neu-Ulm. Und die überdurchschnittlichen Verdienstmöglichkeiten im mittleren Einkommensbereich etwa in Branchen wie der Metallund Elektroindustrie sind im hiesigen Landkreis - wieder verglichen mit den drei anderen Kreisen weniger ausgeprägt. So komme dieser „vierte Platz“von vier Plätzen zustande.
Im Landkreis Donau-Ries liegt der Verdienst der Männer 840 Euro und im Landkreis Neu-Ulm 829 Euro über dem der Frauen. Dieser Trend setzt sich - wenn auch abgemildert - in den Landkreisen Günzburg (606 Euro) und Dillingen (446 Euro) fort.
„Gründe für diese Differenz gibt es viele. Ein wesentlicher Faktor für die unterschiedlichen Verdienstmöglichkeiten von Männern und Frauen ist die regionale Wirtschaftsstruktur. Berufsfelder, in denen überproportional weibliche Arbeitnehmerinnen tätig sind, werden insgesamt geringer entlohnt. Dass Frauen zudem seltener Führungspositionen übernehmen und aufgrund von Kinderbetreuung länger in Teilzeit oder geringfügig beschäftigt sind, verschärft diese Differenz zusätzlich“, erklärt Richard Paul, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Donauwörth, die auch für den Landkreis Günzburg zuständig ist.
Neben den regionalen Unterschieden spielt die Qualifikation eine entscheidende Rolle für das Gehalt.
„Lohnend ist geschlechterübergreifend immer eine Aus- und Weiterbildung. Eine abgeschlossene Berufsausbildung ist nicht nur die beste Arbeitslosenversicherung, sie ist auch ein Garant für einen besseren Verdienst. So verdienen in Nordund Westschwaben sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigte mit einem Berufsabschluss durchschnittlich rund 770 Euro mehr als ihre ungelernten Kolleginnen und Kollegen. Gerne informieren wir Interessierte zu Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung vor Ort und beraten über Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten“, ergänzt Paul.
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Internet Die Entgeltanalyse ist veröffentlicht unter www.statistik.arbeitsagentur.de.