Mittelschwaebische Nachrichten
Versuchter Mord? Unfallfahrer macht keine Aussage
Ein Streit zwischen einem 23-Jährigen und einem neun Jahre älteren Mann war wohl Auslöser für den fatalen Frontal-Crash nahe Jettingen. Nach welchen Zeugen die Polizei sucht
JettingenScheppach Ein Verkehrsunfall, der sich als versuchter Mord herausstellen könnte – das ist die Situation nach dem Frontalzusammenstoß am frühen Mittwochabend kurz nach dem Ortsausgang von Jettingen. Ein 23-Jähriger hatte den Audi eines 32 Jahre alten Mannes überholt und über das Telefon gegenüber dem Älteren angekündigt, dass etwas passieren werde.
Kurz danach krachte sein blauer Citroën Picasso gegen den entgegenkommenden Mini eines unbeteiligten Ehepaars, er 54 Jahre alt, sie 51. Die Wucht des Aufpralls war so gewaltig, dass die Autos im Straßengraben und in einem Maisfeld landeten – teilweise nach mehrfachen Überschlägen. Ein Rettungshubschrauber brachte den 23 Jahre alten Unfallverursacher schwer verletzt ins Uniklinikum Augsburg. Das Ehepaar kam – ebenfalls mit erheblichen Verletzungen – ins Günzburger Kreiskrankenhaus.
Die unmittelbar Beteiligten hat die Kriminalpolizei bereits vernommen – mit Ausnahme der 51-jährigen Beifahrerin, deren Gesundheitszustand das offenbar nicht zuließ. Lebensgefahr soll dem Vernehmen nach aber nicht bestehen.
Den dringenden Tatverdacht des versuchten Mordes sieht die Memminger Staatsanwaltschaft als gegeben an, weil der junge Autofahrer den Tod anderer Menschen billigend in Kauf genommen habe. Eine Vorführung des Mannes konnte wegen seiner schwerwiegenden Verletzungen nicht wie üblich stattfinden. Deshalb kam die Richterin ins Krankenhaus und erließ den beantragten Haftbefehl. Gegenüber der Kripo wollte sich der Unfallfahrer in der Sache nicht äußern, wie unsere Zeitung am Freitag erfahren hat.
Eine Verlegung des mutmaßlichen Täters von der Uniklinik in eine Justizvollzugsanstalt ist derzeit aus medizinischen Gründen nicht möglich. Die Untersuchungshaft wird der 23-Jährige in einem bayerischen Gefängnis antreten – wohl in einem, das auch über eine entsprechend ausgerüstete Krankenstation verfügt, in der er adäquat versorgt werden kann.
Sollte dieses Verbrechen juristisch geahndet werden und das Gericht der Argumentationslinie der Staatsanwaltschaft folgen, muss der Verursacher nach Informationen unserer Zeitung selbst bei möglicherweise angerechneten Milderungsgründen mit einer Gefängnisstrafe rechnen, die über drei Jahre liegt.
Nichts wollten Staatsanwaltschaft und Polizei am Freitag zu der „Vorbeziehung“sagen, in der die beiden Männer, der 32-Jährige und der um neun Jahre jüngere, zueinander stehen. Ging dem schrecklichen Unfall mit Zufallsopfern ein Eifersuchtsdrama voraus? Erklärte der eine dem anderen – sie sprachen und stritten am Handy miteinander, während sie fuhren –, dass es mit ihrer Beziehung aus und vorbei ist? Dies sei nach wie vor der Gegenstand intensiver Ermittlungen, wie es hieß. Vieles spricht dafür, dass hier das Motiv für den ungeheuerlichen Entschluss des jungen Fahrers liegen könnte.
Weitere Erkenntnisse erhofft sich die Polizei von Zeugen. Denn der Beschuldigte soll bereits vor dem verhängnisvollen Überholmanöver und dem anschließenden frontalen Zusammenstoß mit dem Wagen zweier Unbeteiligter in „wilder Manier“– so ein Polizeisprecher – ein anderes Auto überholt haben. Es sei nicht klar, ob eine Person oder mehrere Personen in diesem Fahrzeug saßen. Die Polizei baut nun darauf, dass sich die Insassen melden.