Mittelschwaebische Nachrichten
Die Wucht des Illertals und die Nähe der Berge
Unsere rund 152 Kilometer lange Radtour ist durchaus eine körperliche Herausforderung, doch sie hält landschaftliche und kulturelle Höhepunkte bereit, die in der Region ihresgleichen suchen. Mit E-Bike wird’s bequemer
Krumbach/Schrattenbach Eine der landschaftlich schönsten Touren im südwestlichen Bayern: Vermutlich würde diese Runde in der engsten Auswahl liegen. Sie führt durch das durch die Gewalt der Eiszeiten geformte Illertal nach Süden und hält an klaren Tagen exzellente Bergblicke bereit. Zugleich ist der Weg geradezu gespickt mit Höhepunkten wie Ottobeuren, Kronburg oder auch Maria Steinbach.
Mit 152,3 Kilometern und 1670 Höhenmetern hat die Runde, die sich in erster Linie für eine Fahrt mit dem Rennrad eignet, eine durchaus erhebliche Länge. Steigungen im 15/16-Prozent-Bereich wie von Woringen nach Kronburg hinauf und über die Iller Richtung Bad Grönenbach haben es in sich. Doch dafür sind wir durch eine Landschaft unterwegs, die wohl zu einer der einsamsten in Bayern zählt. Die mittlerweile weit fortgeschrittene E-Bike-Technologie macht es möglich, auch solche Runden halbwegs bequem zu fahren. Zudem ist auch ein Start in Sontheim denkbar. Sontheim ist über Mindelheim mit der Bahn erreichbar. Ein Start dort verkürzt die Runde um etwa 60 Kilometer.
Einer der Höhepunkte am Wegesrand ist Kronburg: Allein dieser Name hat etwas Erhabenes, Majestätisches. In der Tat begegnen wir in der Ortsgeschichte markanten Persönlichkeiten wie Kaiser Heinrich VI. (1190 bis 1197 Kaiser) und König Rudolf von Habsburg (1273 bis 1291). Kronburg steht exemplarisch. Der Ort mit dem Schloss als Mittelpunkt liegt östlich der Iller auf etwa 750 Metern Meereshöhe auf einer eiszeitlichen Schottererhebung. Der Name des Dorfes geht, so ist im Heimatbuch für den Landkreis Unterallgäu nachzulesen, auf die gleichnamige
Burg zurück, die hier möglicherweise in der Zeit des Stauferkaisers
Heinrich VI. entstanden ist. In den
Jahren nach 1273 kam die Burg zum
Reich, sie wurde der früheste Besitz der Habsburger im Gebiet, das heute BayerischSchwaben ist und begründete damit deren Hausmacht in Süddeutschland.
In der Zeit von Reformation und Bauernkrieg erlebte der Ort manche Turbulenzen. Im 16. Jahrhundert wurde die Anlage zum Schloss ausgebaut. 1894 wurden bei der Kanalisation des Schlosshofes zwei in Antiochia im Nahen Osten geschlagene römische Münzen gefunden. Möglicherweise war Kronburg in der Römerzeit ein Beobachtungsposten.
Seit 1619 ist die Anlage im Besitz der Familie von Vequel-Westernach und ein beliebter Ort für Konzerte, Märkte oder auch Hochzeiten. Die Corona-Krise hat dies erheblich eingeschränkt. Der Weg Richtung Iller nach Kronburg hält mit dem Bocksberg (721 Meter) nordöstlich von Ottobeuren einen ersten landschaftliche Höhepunkt mit exzellentem Bergblick an klaren Tagen bereit. Die Tour führt dann an Ottobeuren mit seiner beeindruckenden Basilika vorbei und wer mag, kann einen sehr lohnenden Abstecher in die Ottobeurer Ortsmitte einbauen.
Von Kronburg nach Süden führt unsere Tour zur Wallfahrtskirche Maria Steinbach. Der heutige Bau der prachtvollen Kirche geht auf das Jahr 1749 zurück. Dann schwenken wird nach Westen ein über die Iller. Die Fahrt an Bad Grönenbach vorbei durch die kleinen Orte Manneberg und Heusteig Richtung Schrattenbach ist einer der ganz großen landschaftlichen Leckerbissen dieser Tour. Auf dem Plateau bei Eschers (901 Meter), das sich mittlerweile zu einer Art Radelklassiker entwickelt hat, haben wir dann den höchsten Punkt der Tour (mit abermals imposantem Bergblick an klaren Tagen) erreicht. Die Rückfahrt führt dann vorbei an der bekannten Wallfahrtskirche Maria Baumgärtle (1882/83 erbaut). Am Wegesrand liegt die Naturtherme Bedernau, in der wir uns zur warmen Jahreszeit vor der Heimfahrt noch einmal entspannen können.