Mittelschwaebische Nachrichten

Die Wucht des Illertals und die Nähe der Berge

Unsere rund 152 Kilometer lange Radtour ist durchaus eine körperlich­e Herausford­erung, doch sie hält landschaft­liche und kulturelle Höhepunkte bereit, die in der Region ihresgleic­hen suchen. Mit E-Bike wird’s bequemer

- VON PETER BAUER

Krumbach/Schrattenb­ach Eine der landschaft­lich schönsten Touren im südwestlic­hen Bayern: Vermutlich würde diese Runde in der engsten Auswahl liegen. Sie führt durch das durch die Gewalt der Eiszeiten geformte Illertal nach Süden und hält an klaren Tagen exzellente Bergblicke bereit. Zugleich ist der Weg geradezu gespickt mit Höhepunkte­n wie Ottobeuren, Kronburg oder auch Maria Steinbach.

Mit 152,3 Kilometern und 1670 Höhenmeter­n hat die Runde, die sich in erster Linie für eine Fahrt mit dem Rennrad eignet, eine durchaus erhebliche Länge. Steigungen im 15/16-Prozent-Bereich wie von Woringen nach Kronburg hinauf und über die Iller Richtung Bad Grönenbach haben es in sich. Doch dafür sind wir durch eine Landschaft unterwegs, die wohl zu einer der einsamsten in Bayern zählt. Die mittlerwei­le weit fortgeschr­ittene E-Bike-Technologi­e macht es möglich, auch solche Runden halbwegs bequem zu fahren. Zudem ist auch ein Start in Sontheim denkbar. Sontheim ist über Mindelheim mit der Bahn erreichbar. Ein Start dort verkürzt die Runde um etwa 60 Kilometer.

Einer der Höhepunkte am Wegesrand ist Kronburg: Allein dieser Name hat etwas Erhabenes, Majestätis­ches. In der Tat begegnen wir in der Ortsgeschi­chte markanten Persönlich­keiten wie Kaiser Heinrich VI. (1190 bis 1197 Kaiser) und König Rudolf von Habsburg (1273 bis 1291). Kronburg steht exemplaris­ch. Der Ort mit dem Schloss als Mittelpunk­t liegt östlich der Iller auf etwa 750 Metern Meereshöhe auf einer eiszeitlic­hen Schotterer­hebung. Der Name des Dorfes geht, so ist im Heimatbuch für den Landkreis Unterallgä­u nachzulese­n, auf die gleichnami­ge

Burg zurück, die hier möglicherw­eise in der Zeit des Stauferkai­sers

Heinrich VI. entstanden ist. In den

Jahren nach 1273 kam die Burg zum

Reich, sie wurde der früheste Besitz der Habsburger im Gebiet, das heute BayerischS­chwaben ist und begründete damit deren Hausmacht in Süddeutsch­land.

In der Zeit von Reformatio­n und Bauernkrie­g erlebte der Ort manche Turbulenze­n. Im 16. Jahrhunder­t wurde die Anlage zum Schloss ausgebaut. 1894 wurden bei der Kanalisati­on des Schlosshof­es zwei in Antiochia im Nahen Osten geschlagen­e römische Münzen gefunden. Möglicherw­eise war Kronburg in der Römerzeit ein Beobachtun­gsposten.

Seit 1619 ist die Anlage im Besitz der Familie von Vequel-Westernach und ein beliebter Ort für Konzerte, Märkte oder auch Hochzeiten. Die Corona-Krise hat dies erheblich eingeschrä­nkt. Der Weg Richtung Iller nach Kronburg hält mit dem Bocksberg (721 Meter) nordöstlic­h von Ottobeuren einen ersten landschaft­liche Höhepunkt mit exzellente­m Bergblick an klaren Tagen bereit. Die Tour führt dann an Ottobeuren mit seiner beeindruck­enden Basilika vorbei und wer mag, kann einen sehr lohnenden Abstecher in die Ottobeurer Ortsmitte einbauen.

Von Kronburg nach Süden führt unsere Tour zur Wallfahrts­kirche Maria Steinbach. Der heutige Bau der prachtvoll­en Kirche geht auf das Jahr 1749 zurück. Dann schwenken wird nach Westen ein über die Iller. Die Fahrt an Bad Grönenbach vorbei durch die kleinen Orte Manneberg und Heusteig Richtung Schrattenb­ach ist einer der ganz großen landschaft­lichen Leckerbiss­en dieser Tour. Auf dem Plateau bei Eschers (901 Meter), das sich mittlerwei­le zu einer Art Radelklass­iker entwickelt hat, haben wir dann den höchsten Punkt der Tour (mit abermals imposantem Bergblick an klaren Tagen) erreicht. Die Rückfahrt führt dann vorbei an der bekannten Wallfahrts­kirche Maria Baumgärtle (1882/83 erbaut). Am Wegesrand liegt die Naturtherm­e Bedernau, in der wir uns zur warmen Jahreszeit vor der Heimfahrt noch einmal entspannen können.

 ??  ??
 ?? Fotos: Peter Bauer ?? Irgendwie ein „himmlische­r“Moment: Pause beim kleinen Ort Heusteig nördlich von Altusried. Unsere Rennradrun­de hat mit 152 Kilometern eine durchaus erhebliche Länge. Dafür werden wir mit bisweilen spektakulä­ren Ausblicken belohnt.
Fotos: Peter Bauer Irgendwie ein „himmlische­r“Moment: Pause beim kleinen Ort Heusteig nördlich von Altusried. Unsere Rennradrun­de hat mit 152 Kilometern eine durchaus erhebliche Länge. Dafür werden wir mit bisweilen spektakulä­ren Ausblicken belohnt.
 ??  ??
 ??  ?? Pause mit Bergblick bei Herbisried. Im Frühjahr, aber auch im Herbst sehen wir die Allgäuer Berge häufig schneebede­ckt.
Pause mit Bergblick bei Herbisried. Im Frühjahr, aber auch im Herbst sehen wir die Allgäuer Berge häufig schneebede­ckt.
 ??  ?? Es ist einfach ein klasse Anblick: Die Kirche von Ottobeuren liegt am Wegesrand un‰ serer Tour.
Es ist einfach ein klasse Anblick: Die Kirche von Ottobeuren liegt am Wegesrand un‰ serer Tour.
 ??  ?? Die Geschichte von Kronburg reicht ins 12. Jahrhunder­t zurück.
Die Geschichte von Kronburg reicht ins 12. Jahrhunder­t zurück.
 ??  ?? Die Iller (hier die Brücke von Illerbeure­n) ist unser Begleiter.
Die Iller (hier die Brücke von Illerbeure­n) ist unser Begleiter.
 ??  ?? Wohnen „in den Wäldern“: ungewöhnli‰ che Adressen zwischen Woringen und Kronburg.
Wohnen „in den Wäldern“: ungewöhnli‰ che Adressen zwischen Woringen und Kronburg.
 ??  ?? Blick auf die bekannte Wallfahrts­kirche von Maria Steinbach.
Blick auf die bekannte Wallfahrts­kirche von Maria Steinbach.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany