Mittelschwaebische Nachrichten
Ganz genau
Endlich wissen wir, was hinter dem Komma kommt
Genau genommen wissen wir auch nicht so genau, warum das genau jetzt passiert ist. Aber was spielt das schon für eine Rolle, wenn es um einen lupenreinen Weltrekord geht? Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Schweiz, wo man die Dinge generell genauer nimmt als andernorts, haben ihn aufgestellt – indem sie noch mal nachgerechnet haben. Und zwar die sagenumwobene Kreiszahl Pi. Jetzt werden Sie vielleicht sagen: 3,14 – weiß doch jeder aus der Schule. Aber so werden Sie nie ein gewissenhafter Schweizer. An der Fachhochschule Graubünden wurde Pi nun auf sagenhafte 62,8 Billionen Nachkommastellen genau ermittelt – und das innerhalb von läppischen 108 Tagen und neun Stunden. Genau darauf hatte die Welt gewartet und ab sofort gelten neue Maßstäbe: Wenn der Metzger heute fragt, ob es ein bisschen mehr von der Gelbwurst sein darf, sollte er damit rechnen, dass wir großzügig antworten: Na klar, auf die dritte Stelle hinter dem Komma kommt es uns nicht an. Wenn Kanzlerkandidaten mal wieder den kleinen Mann in der Mitte der Gesellschaft umwerben, müssen sie sich die Frage gefallen lassen, wie sie mit der mickrigen Stimme von diesem einen kleinen Mann in der Mitte eine Wahl gewinnen wollen, wo es doch links und rechts davon so viele Wählerinnen und Wähler gäbe. Wenn der Handwerker zusagt, er werde für seine Arbeit Pi mal Daumen eine Woche brauchen, wird er beantworten müssen, welches Pi er genau meint – und welchen Daumen. Und wenn Sie jetzt sagen, das sei doch alles erbsenzählerhafte, Korinthen ausscheidende Haarspalterei, dann sagen wir: genau!