Mittelschwaebische Nachrichten
Warum Frauen schon früher an später denken sollten
Weil sie in der Regel weniger Geld aus der gesetzlichen Rente erwarten können, ist private Vorsorge besonders wichtig
Berlin Im Alter genügend Geld zu haben, stellt viele Frauen vor ein großes Problem. Sie verdienen in ihrem Arbeitsleben im Durchschnitt weniger als Männer und erhalten später auch weniger Rente. Sie müssten also privat stärker vorsorgen, um ihren Lebensstandard halten zu können – was schwieriger für sie ist, weil sie weniger verdienen.
Daten des Versicherungskonzerns Swiss Life zeigen zwar, dass Frauen bewusst ist, dass sie etwas für den Ruhestand tun müssen, sie zeigen aber auch, dass es nur vier von zehn tun. Aus den Daten von anderthalb Millionen Kundinnen und Kunden sowie einer in Auftrag gegebenen Studie zur Altersvorsorge geht hervor, dass es viel häufiger Frauen mit einem Hochschulabschluss sind, die jeden Monat einen ordentlichen Betrag dafür beiseitelegen. In der Umfrage schätzen die Kundinnen den Betrag, den sie monatlich für eine private Rente einsetzen sollten, auf 150 Euro. Von den Akademikerinnen schaffen das 43 Prozent, während nur 21 Prozent der Frauen ohne Uni-Abschluss auf diese Summe kommt.
„Gerade denen mit niedrigen Einkommen müssen wir Zugang zu einer zusätzlichen Altersvorsorge ermöglichen und hier hat der Staat die Hebel in der Hand“, sagte SwissLife-Deutschlandchef
Jörg Arnold unserer Redaktion. Er wünscht sich eine stärkere Förderung und die Weitung der engen rechtlichen Vorgaben. Arnold beklagt, dass der Aktienanteil beim Rentensparen zum Beispiel sehr limitiert sei, was die
Gewinnchancen schmälere. Vielen Frauen sei nicht bewusst, so der Versicherungschef, wie stark sie ihre gesetzliche Rente aufstocken müssten. Derzeit bekommen sie im Mittel knapp über 700 Euro monatlich, bei Männern sind es über 400
Euro mehr. Weil heute mehr Frauen arbeiten, wird sich das Bild wandeln, aber es dürfte so bleiben, dass Männer auch künftig im Schnitt mehr Geld aus der gesetzlichen Rente erhalten. Grund: Nach wie vor sind es die Mütter, die sich hauptsächlich um die Erziehung der Kinder kümmern oder die Alten pflegen. Dafür reduzieren sie oft ihre Stunden, weil es mit Vollzeitstelle nicht zu schaffen wäre. Die Männer arbeiten meist weiter wie bisher. Eine Studie der Uni Mannheim von 2019 belegt das deutlich. Bis zur Familiengründung erwerben Männer und Frauen weitgehend die gleichen Rentenansprüche, zahlen also ähnlich viel ein. Doch ab Mitte 30, wenn die Kinder da sind, ziehen die Männer davon. Am Ende des Berufslebens haben sich die Männer einen Vorteil von 26 Prozent erarbeitet – sie beziehen also ein Viertel mehr gesetzliche Rente.
Das Thema blitzt auch im Wahlkampf immer wieder auf. Wegen der Alterung der Gesellschaft werden bald weniger Junge für immer mehr Senioren die Rente erarbeiten müssen. SPD, Grüne und FDP wollen die private Vorsorge nach schwedischem Vorbild: Ein kleiner Teil der Beiträge für die gesetzliche Rente fließt jeden Monat an einen staatlichen Fonds, der das Geld in Wertpapiere anlegt. Anders als private Versicherungskonzerne hat der Staat kein Gewinninteresse, was die Gebühren niedrig hält. Swiss-LifeChef Arnold wäre der Konkurrent ein Dorn im Auge. „Der größte Nachteil an pauschalen Zwangsmodellen ist, dass sie die Freiheit für individuelle Lösungen hemmen.“