Mittelschwaebische Nachrichten

Warum Frauen schon früher an später denken sollten

Weil sie in der Regel weniger Geld aus der gesetzlich­en Rente erwarten können, ist private Vorsorge besonders wichtig

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin Im Alter genügend Geld zu haben, stellt viele Frauen vor ein großes Problem. Sie verdienen in ihrem Arbeitsleb­en im Durchschni­tt weniger als Männer und erhalten später auch weniger Rente. Sie müssten also privat stärker vorsorgen, um ihren Lebensstan­dard halten zu können – was schwierige­r für sie ist, weil sie weniger verdienen.

Daten des Versicheru­ngskonzern­s Swiss Life zeigen zwar, dass Frauen bewusst ist, dass sie etwas für den Ruhestand tun müssen, sie zeigen aber auch, dass es nur vier von zehn tun. Aus den Daten von anderthalb Millionen Kundinnen und Kunden sowie einer in Auftrag gegebenen Studie zur Altersvors­orge geht hervor, dass es viel häufiger Frauen mit einem Hochschula­bschluss sind, die jeden Monat einen ordentlich­en Betrag dafür beiseitele­gen. In der Umfrage schätzen die Kundinnen den Betrag, den sie monatlich für eine private Rente einsetzen sollten, auf 150 Euro. Von den Akademiker­innen schaffen das 43 Prozent, während nur 21 Prozent der Frauen ohne Uni-Abschluss auf diese Summe kommt.

„Gerade denen mit niedrigen Einkommen müssen wir Zugang zu einer zusätzlich­en Altersvors­orge ermögliche­n und hier hat der Staat die Hebel in der Hand“, sagte SwissLife-Deutschlan­dchef

Jörg Arnold unserer Redaktion. Er wünscht sich eine stärkere Förderung und die Weitung der engen rechtliche­n Vorgaben. Arnold beklagt, dass der Aktienante­il beim Rentenspar­en zum Beispiel sehr limitiert sei, was die

Gewinnchan­cen schmälere. Vielen Frauen sei nicht bewusst, so der Versicheru­ngschef, wie stark sie ihre gesetzlich­e Rente aufstocken müssten. Derzeit bekommen sie im Mittel knapp über 700 Euro monatlich, bei Männern sind es über 400

Euro mehr. Weil heute mehr Frauen arbeiten, wird sich das Bild wandeln, aber es dürfte so bleiben, dass Männer auch künftig im Schnitt mehr Geld aus der gesetzlich­en Rente erhalten. Grund: Nach wie vor sind es die Mütter, die sich hauptsächl­ich um die Erziehung der Kinder kümmern oder die Alten pflegen. Dafür reduzieren sie oft ihre Stunden, weil es mit Vollzeitst­elle nicht zu schaffen wäre. Die Männer arbeiten meist weiter wie bisher. Eine Studie der Uni Mannheim von 2019 belegt das deutlich. Bis zur Familiengr­ündung erwerben Männer und Frauen weitgehend die gleichen Rentenansp­rüche, zahlen also ähnlich viel ein. Doch ab Mitte 30, wenn die Kinder da sind, ziehen die Männer davon. Am Ende des Berufslebe­ns haben sich die Männer einen Vorteil von 26 Prozent erarbeitet – sie beziehen also ein Viertel mehr gesetzlich­e Rente.

Das Thema blitzt auch im Wahlkampf immer wieder auf. Wegen der Alterung der Gesellscha­ft werden bald weniger Junge für immer mehr Senioren die Rente erarbeiten müssen. SPD, Grüne und FDP wollen die private Vorsorge nach schwedisch­em Vorbild: Ein kleiner Teil der Beiträge für die gesetzlich­e Rente fließt jeden Monat an einen staatliche­n Fonds, der das Geld in Wertpapier­e anlegt. Anders als private Versicheru­ngskonzern­e hat der Staat kein Gewinninte­resse, was die Gebühren niedrig hält. Swiss-LifeChef Arnold wäre der Konkurrent ein Dorn im Auge. „Der größte Nachteil an pauschalen Zwangsmode­llen ist, dass sie die Freiheit für individuel­le Lösungen hemmen.“

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Foto: dpa Eine Studie macht deutlich, dass vor al‰ lem Frauen sich um eine private Alters‰ vorsorge kümmern sollten.

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