Mittelschwaebische Nachrichten
Prozess: Totes Baby lag im Müll
Mutter ist wegen Mordes angeklagt
Regensburg Gefasst und ruhig wirkt die junge Frau, die vor dem Landgericht Regensburg am Montagmorgen auf der Anklagebank sitzt. Der Staatsanwalt wirft ihr Mord vor. Die 25-Jährige hat am ersten Weihnachtsfeiertag 2020 heimlich ein Mädchen entbunden und soll es – so die Überzeugung des Anklägers – aus „krasser Eigensucht“getötet haben. Zum Prozessauftakt schweigt die Mutter.
Die Leiche des Mädchens war in einem Müllcontainer entdeckt worden. Den Ermittlungen zufolge lebte die 25-Jährige, die als Altenpflegerin gearbeitet hatte, bei einem befreundeten Paar. Im Bad brachte sie alleine das Baby zur Welt, während das Paar beim Spaziergang war. Die später durchgeführte Obduktion des Leichnams ergab, dass das Kind eines nicht-natürlichen Todes starb. Die Frau soll ihm die Luftzufuhr abgeschnitten haben. Das bewusstlose oder tote Baby samt blutiger Handtücher soll sie in einen Plastiksack und diesen zusammen mit Restmüll in einen weiteren Beutel gepackt haben. Den Beutel legte sie demnach in einen Müllcontainer vor dem Haus. Das Kind erstickte oder starb an Unterkühlung.
Ein Polizist sagt vor Gericht, das Ehepaar, bei dem die 25-Jährige lebte, habe damals angerufen und von dem leblosen Baby berichtet. Ihnen sei nach dem Spaziergang das Blut im Bad aufgefallen. Zunächst habe die 25-Jährige behauptet, ihre Menstruation sei ungewöhnlich stark. Auf Nachfragen habe sie angegeben, eine Totgeburt gehabt zu haben. Eine Freundin, die über Weihnachten zu Besuch war, brachte die 25-Jährige mit dem Auto ins Krankenhaus. Sie habe sich über das ruhige Verhalten der Frau gewundert, sagt sie: „Kalt und emotionslos“sei diese gewesen. Die Antwort auf die Frage, ob sie Schmerzen habe? „Es ist alles ok“und „Ich wollte eh kein Kind mehr.“
Nach Überzeugung des Staatsanwaltes wollte die Angeklagte nicht als Lügnerin wegen der verheimlichten Schwangerschaft dastehen. Zudem habe sie die erst kurz zuvor gefundene Wohnsituation nicht gefährden wollen. „Das Baby war für sie ein Störfaktor, den sie beseitigen musste.“