Mittelschwaebische Nachrichten
Münchner Verschwimmer
Wer sich verläuft, ist meist nicht sonderlich stolz darauf, haftet dem Ganzen doch der Makel an, etwas falsch gemacht zu haben. Wer sich verläuft, erzählt es meist zähneknirschend. Wer sich dagegen verschwimmt, hat allen Grund zur Prahlerei, schwingt doch automatisch mit, dass der Erzähler über beeindruckende Kraftreserven verfügen muss. Das dachte sich offenbar auch ein Münchner Bildhauer, der sich am Samstag im Starnberger See verschwommen hatte und in der Abendzeitung ausführlich davon berichten durfte.
Er schwimme regelmäßig mehrere Stunden in dem See, erzählte der Künstler, doch diesmal habe er den Strand, an dem er gestartet war, nicht mehr gefunden – das habe „alles so gleich“ausgesehen. Zwei ihm unbekannte („sehr nette“) Frauen hätten ihn schließlich mit nach Hause genommen. Das Problem: Die beiden Frauen, mit denen er eigentlich am See war, hatten in der Zwischenzeit die Polizei gerufen und den Künstler als vermisst gemeldet. „Fast 400 Mann und die ganze Wasserwacht“hätten nach ihm gesucht, berichtete der Münchner mit stolzgeschwellter Schwimmerbrust.
In Wahrheit waren es „vielleicht 30 Einsatzkräfte“, relativierte ein Sprecher der Polizei am Montag. Ärgerlich sei der Einsatz trotzdem gewesen. Und einen Grund für Prahlerei sehe er in der Aktion auch nicht, schließlich hätten sich viele Menschen Sorgen gemacht. „Mit ein bisschen gesundem Menschenverstand“, hätte das der Künstler auch selbst erkennen und sich bei seinen Begleiterinnen melden können. Tat er nicht. Er genoss lieber den „besonders schönen“Sonnenuntergang.
Der schwimmende Bildhauer ist übrigens Nikolai Tregor, der im vergangenen Jahr Schlagzeilen machte, als er in München eine Statue des „Monaco Franze“aufstellte. Was dieser wohl zur Aktion des Verschwimmers gesagt hätte? Vermutlich: „Aus is und gar is, und schad is, dass’s wahr is!“