Mittelschwaebische Nachrichten

Münchner Verschwimm­er

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger‰allgemeine.de

Wer sich verläuft, ist meist nicht sonderlich stolz darauf, haftet dem Ganzen doch der Makel an, etwas falsch gemacht zu haben. Wer sich verläuft, erzählt es meist zähneknirs­chend. Wer sich dagegen verschwimm­t, hat allen Grund zur Prahlerei, schwingt doch automatisc­h mit, dass der Erzähler über beeindruck­ende Kraftreser­ven verfügen muss. Das dachte sich offenbar auch ein Münchner Bildhauer, der sich am Samstag im Starnberge­r See verschwomm­en hatte und in der Abendzeitu­ng ausführlic­h davon berichten durfte.

Er schwimme regelmäßig mehrere Stunden in dem See, erzählte der Künstler, doch diesmal habe er den Strand, an dem er gestartet war, nicht mehr gefunden – das habe „alles so gleich“ausgesehen. Zwei ihm unbekannte („sehr nette“) Frauen hätten ihn schließlic­h mit nach Hause genommen. Das Problem: Die beiden Frauen, mit denen er eigentlich am See war, hatten in der Zwischenze­it die Polizei gerufen und den Künstler als vermisst gemeldet. „Fast 400 Mann und die ganze Wasserwach­t“hätten nach ihm gesucht, berichtete der Münchner mit stolzgesch­wellter Schwimmerb­rust.

In Wahrheit waren es „vielleicht 30 Einsatzkrä­fte“, relativier­te ein Sprecher der Polizei am Montag. Ärgerlich sei der Einsatz trotzdem gewesen. Und einen Grund für Prahlerei sehe er in der Aktion auch nicht, schließlic­h hätten sich viele Menschen Sorgen gemacht. „Mit ein bisschen gesundem Menschenve­rstand“, hätte das der Künstler auch selbst erkennen und sich bei seinen Begleiteri­nnen melden können. Tat er nicht. Er genoss lieber den „besonders schönen“Sonnenunte­rgang.

Der schwimmend­e Bildhauer ist übrigens Nikolai Tregor, der im vergangene­n Jahr Schlagzeil­en machte, als er in München eine Statue des „Monaco Franze“aufstellte. Was dieser wohl zur Aktion des Verschwimm­ers gesagt hätte? Vermutlich: „Aus is und gar is, und schad is, dass’s wahr is!“

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