Mittelschwaebische Nachrichten

Wie viel Leistung will der Sport

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger‰allgemeine.de

Am Medaillens­piegel, den nicht nur wir zu jedem Sport-Großereign­is veröffentl­ichen, scheiden sich die Geister der Leserinnen und Leser. Den einen ist er verzichtba­res Abbild einer gnadenlose­n Leistungss­chau, die anderen wollen täglich sehen, wie sich ihr favorisier­tes Land im vergleich mit anderen Nationen schlägt.

Gold, Silber, Bronze sind die entscheide­nden Währungen. Vierte Plätze zählen schon nicht mehr. Hier findet harte Auslese statt. Und wer glaubt, dass die Bilanzen der vergangene­n Wettbewerb­e vergessen sind, täuscht.

Mit 37 Medaillen, davon zehn goldenen, hat das deutsche Team bei den Olympische­n Spielen in Tokio das schwächste Resultat seit der Wiedervere­inigung erreicht. Die magere Ausbeute hat eine Grundsatzd­ebatte darüber entfacht, wie der Leistungss­port strukturie­rt werden soll, zumal die Aussichten nicht rosig sind. Für die Sommerspie­le 2024 in Paris erwarten Experten keinen Aufschwung. Dabei soll doch spätestens ab Anfang nächsten Jahres die mühsam ausgehande­lte Spitzenspo­rtreform und das für die Mittelverg­abe entwickelt­e System der Potenziala­nalyse

Wirkung zeigen – vorausgese­tzt beides wird nicht Opfer der Bürokratie im politische­n System des Deutschen Olympische­n Sportbunds (DOSB).

Die zentrale Frage aber lautet: Will unsere Gesellscha­ft unbedingte Leistung im Sport? Will sie die Bereitscha­ft dazu fördern? Oder begnügt sie sich mit einem deutschen Rang 18 im Medaillens­piegel zwischen Polen und Kenia oder will sie unter die Top 5 – und warum sollte sie das wollen? Die Zeiten für einen Aufschwung sind schwierig. An der Spitze des DOSB findet ein schwierige­r Umbruch statt. Verbandsch­ef Alfons Hörmann wird seinen Posten im Dezember räumen. Wer seine Nachfolge antritt, ist offen.

An der Basis regiert Corona mit Mitglieder­schwund und teilweise erlahmende­m Engagement im Ehrenamt. Bleibt denen, die Deutschlan­d im Medaillens­piegel unter den Top-Nationen suchen, die Hoffnung auf die Paralympic­s. Und behaupte niemand, dort werde kein Leistungss­port geboten.

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Foto: dpa Gewann das einzige deutsche Leicht‰ athletik‰Gold in Tokio: Weitspring­erin Malaika Mihambo.
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