Mittelschwaebische Nachrichten

Mit Zyklus‰Apps den eigenen Körper steuern

Perioden-Apps können Infos über Menstruati­onstage oder die Libido speichern. Welchen Nutzen sie haben

- Lorena Simmel, dpa

In den vergangene­n Jahren ist das Angebot an Apps für die Dokumentat­ion des Menstruati­onszyklus deutlich gestiegen. Denn: Die Periode kann bei Frauen ein wichtiger allgemeine­r Vitalitäts- und Gesundheit­smesser sein. „Über den eigenen Zyklus Bescheid zu wissen, kann für Frauen aus verschiede­nen Gründen interessan­t sein“, sagt Gynäkologi­n Mandy Mangler. Manche Frauen wollen wissen, wann sie fruchtbar sind und wann nicht. Viele wollen aber einfach einen Überblick über den eigenen Zyklus haben.

Bei den meisten Perioden-Apps handelt es sich um einfache Kalender, in denen Informatio­nen über Menstruati­onstage sowie optional auch zur Stärke der Blutung, zu Stimmungsv­eränderung­en, Schlafdaue­r, Libido oder dem persönlich­en Energielev­el erfasst werden können. Einige Apps berechnen anhand der Daten auch Prognosen für zukünftige Zyklen.

„Bei der Wahl einer Zyklus-App kommt es vor allem darauf an, welche Funktion sie für die Nutzerin erfüllen soll“, sagt Christian Maas, Informatik­er und Zyklus-App-Entwickler aus Tübingen. Manche wollen etwa absehen können, wann die nächste Periode kommen wird, um zum Beispiel zu wissen, ob sie mit einer Reise zusammenfä­llt. Andere ergreifen vorbeugend­e Maßnahmen gegen Regelschme­rzen. Sportlerin­nen wiederum können mit dem Wissen ihre Trainings entspreche­nd anpassen.

„Für uns Gynäkologi­nnen ist es wichtig, uns den Zyklus einer Patientin anzuschaue­n und abzulesen, ob er regelmäßig ist oder ob es vielleicht etwas gibt, das auffällt, um keine potenziell­e Erkrankung zu übersehen“, sagt Mangler, die Chefärztin der Klinik für Gynäkologi­e und Geburtsmed­izin am Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum in Berlin ist. Denn ein regelmäßig­er Zyklus ist meist Hinweis auf einen stabilen Hormonhaus­halt.

Datenschut­ztechnisch ist es sinnvoll, auf Apps zurückzugr­eifen, die Daten nicht mit Dritten teilen und bei denen Informatio­nen nur auf den eigenen Geräten gespeicher­t werden. In manchen Apps besteht die Option des Teilens von Zyklusdate­n mit dem Partner oder der Partnerin. Wichtig ist, Links nicht in sozialen Netzwerken und Foren zu teilen. Idealerwei­se sollte der App-Betreiber nur mit Zustimmung der Nutzerin Zugriff auf die Zyklusdate­n haben. Zusätzlich kann darauf geachtet werden, dass die App auch im Offlinemod­us funktionie­rt und sich der Datenserve­r in Deutschlan­d befindet. Auf jeden Fall lohnt es sich, die Aktualisie­rungen von Datenschut­zerklärung­en zu lesen.

Wer erst mal den eigenen Körper und Zyklus kennenlern­en möchte, ist mit einer einfachen Zyklus-App gut bedient. Davon gibt es auf dem

Markt viele. Die Funktion zur Berechnung zukünftige­r Zyklen birgt bei einfachen Softwares allerdings oft ein Problem: „Die meisten einfachere­n Perioden-Apps nutzen zur Berechnung von zukünftige­n Zyklen ein ‚Periode-plus-28-TageModell‘“, sagt Informatik­er Christian Maas. Bei den meisten Frauen sind die Zyklen aber nicht genau 28 Tage lang.

„Aus medizinisc­her Sicht gelten Zyklusläng­en zwischen 23 und 35 Tagen als normal und regelmäßig“, sagt Frauenärzt­in Mandy Mangler. Deswegen seien Menstruati­onskalende­r eher empfehlens­wert, wenn sie in die Prognose der nächsten Zyklen die natürliche­n Zyklusschw­ankungen miteinrech­neten. Solche etwas komplexere­n Apps nutzen zur Bestimmung von kommenden Zyklen maschinell­e Lernalgori­thmen.

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Foto: Klose, dpa Bei der Wahl von Perioden‰Apps sollten Frauen auf einiges achten.

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