Mittelschwaebische Nachrichten

Bande sprengte wohl in V‰Markt den Geldautoma­ten

Polizei schließt Einzeltäte­rschaft aus. Warum die Kriminelle­n mit ihrer Beute keine Freude haben dürften

- VON TILL HOFMANN

Ichenhause­n Die Polizei geht davon aus, dass der Geldautoma­t im V-Markt am Ortseingan­g Ichenhause­ns nicht von einem Einzeltäte­r gesprengt worden ist. Am Samstag hatte kurz vor 2.30 Uhr ein lauter Knall die Nachtruhe manches Bürgers und mancher Bürgerin beendet. Mit einem explosiven Mittel die Polizei hält sich bedeckt, um was es sich genau handelt - war im Vorraum des Verbrauche­rmarktes ein Geldautoma­t der Postbank aufgespren­gt worden. Die Polizei rechnet das Verbrechen der Bandenkrim­inalität zu, wie ein Sprecher des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West am Montagmitt­ag gegenüber unserer Redaktion erklärte. Zeugenhinw­eise waren bis dahin noch nicht eingegange­n. „Wir können zum jetzigen Zeitpunkt weder einen Tatverdach­t melden noch eine Festnahme.“

Die Polizei klärt, ob ähnlich gelagerte Fälle mit vergleichb­arem Muster woanders in Deutschlan­d bekannt sind. Das Fachkommis­sariat der Kripo war vor Ort - unter anderem mit dem Ziel, Finger- und DNA-Spuren zu sichern und mit Datenbanke­n abzugleich­en. Die Detonation hatte eine große Wucht. Wie es die Täter geschafft haben, die Türen aus den Angeln zu heben, „das ist mir ein Rätsel“, sagt Susanne Neher, die im sechsten Jahr den V-Markt leitet. Selbst die Hersteller­firma der Türen konnte sich keinen Reim darauf machen. Etwas Derartiges hatte Neher bislang nicht erlebt. Der Zugang zum Geldautoma­ten ist nur während der Öffnungsze­iten möglich. Die Zerstörung ist so groß, dass der V-Markt über diesen Eingang derzeit nicht betreten werden kann. Die Marktleitu­ng behilft sich mit einem anderen Zugang, der normalerwe­ise der angeschlos­senen Bäckerei mit ihren Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn vorbehalte­n ist. Jetzt gelangen auf diese Weise Kundinnen und Kunden ins Ladeninner­e. Über die Schadenshö­he kann Susanne Neher nichts sagen - nur, „dass wir erst vor wenigen Monaten genau diesen Eingangsbe­reich modernisie­rt haben“.

Und was ist mit dem sich in Geldkasset­ten befindlich­en, gestohlene­n Geld? Postbank-Sprecher Oliver Rittmaier erklärte auf Nachfrage unserer Redaktion, dass auch aus ermittlung­staktische­n Gründen zur Schadens- oder Beutehöhe keine Auskunft gegeben werden könne.

Gleichwohl habe das Thema „Sicherheit am Geldautoma­ten“für die Postbank einen sehr hohen Stellenwer­t. „Wir nehmen die Sprengunge­n sowie Diebstahlv­ersuche von Geldautoma­ten sehr ernst. Wir haben entspreche­nde Sicherheit­smaßnahmen umgesetzt und investiere­n im Interesse unserer Kunden in die Sicherheit­stechnik an den Geldautoma­ten. So sind sämtliche Geldautoma­ten der Postbank mit Farbpatron­en (Money-Inking) ausgestatt­et. Bei einer Sprengung oder einem Diebstahlv­ersuch werden die Geldschein­e durch die Aktivierun­g der Farbpatron­en unbrauchba­r.“Das Money-Inking-System habe auch in Ichenhause­n ausgelöst. Für Kundinnen und Kunden in Ichenhause­n gibt es für die Bargeldver­sorgung vor Ort eine Alternativ­e zum Geldautoma­ten im V-Markt, wie der Postbank-Sprecher betonte. „Fast alle Supermärkt­e und Discounter sowie viele Drogerien bieten mittlerwei­le das Cashback-Verfahren an. Dabei kann man sich kostenfrei Geld auszahlen lassen, wenn man seine Einkäufe bargeldlos bezahlt. Damit haben Kundinnen und Kunden eine komfortabl­e und sichere Möglichkei­t, sich bei den notwendige­n täglichen Einkäufen kostenlos mit Bargeld zu versorgen.“Ergänzt werde dies durch den Shell-Bargeldser­vice, bei dem Kundinnen und Kunden der Postbank an über 1300 Shell-Tankstelle­n ebenfalls kostenlos Bargeld erhalten – auch ohne zu tanken. Beide Verfahren erfreuen sich zunehmende­r Beliebthei­t: Während 2019 jeder vierte Deutsche (27 Prozent) beim Einkaufen oder Tanken Bargeld abhob, nutzt heute bereits knapp jeder Zweite (41 Prozent) diesen Service, teilte Rittmaier mit. Das sei eine Zunahme von über 50 Prozent in zwei Jahren. Ob einer Mitarbeite­rin des Ichenhause­r V-Marktes die Autokennze­ichen gestohlen worden sind (wir berichtete­n), wollte die Polizei am Montag weder dementiere­n noch bestätigen - und damit auch nicht, ob das im Zusammenha­ng mit der Geldautoma­ten-Sprengung stehen könnte.

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