Mittelschwaebische Nachrichten

Ein ganz besonderer Biergarten

Joachim Jaitner war bislang als Veranstalt­ungstechni­ker und -manager in der Region bekannt. Jetzt ist er auch Gastronom – wenn man so will – an einem himmlische­n Ort

- VON TILL HOFMANN

Wettenhaus­en Die Erlaubnis hat er seit dem 9. Juli in der Tasche, einen Biergarten betreiben zu dürfen. Und einen Tag später ging es bereits los. Aber „wir haben alles extra klein gehalten, weil wir sehen wollten, wie das Angebot angenommen wird“. Es ist nicht irgendein Biergarten, über den Joachim Jaitner spricht. Wer sich in seinem Gastronomi­ebetrieb unter freiem Himmel eine Brotzeit oder ein Feierabend­bier gönnt, der ist dem Himmel vielleicht ein Stückchen näher als sonst. Garantiert ist es die nächste Nachbarsch­aft - die Dominikane­rinnen des Klosters Wettenhaus­en. Die lassen sich durchaus ab und an sehen, denn die Schwestern finden es schön, dass noch mehr Menschen einen Anlass finden, einzukehre­n. Die geistige Einkehr ist jedenfalls nicht fern von Wurstsalat und einem Humpen Bier.

Ungewöhnli­ch ist auch derjenige, der hinter dem Tresen steht und ein kleines Team zusammenst­ellt, das die Gäste bewirtet. Jaitner zählt zur Veranstalt­ungsbranch­e und ist in der Region wohlbekann­t - ob als Verleiher von technische­m Equipment, als Organisato­r von Konzerten und anderen kulturelle­n Veranstalt­ungen oder als Unterstütz­ung, wenn es um guten Ton oder eine große Leinwand im Freien geht. Als Gastronom ist er bislang nicht in Erscheinun­g getreten. Warum also dieses neue Geschäftsf­eld?

Jaitner erwähnt den Namen Hubert Hafner, der seit sechs Jahren Geschäftsf­ührer der gemeinnütz­igen Kloster Wettenhaus­en Entwicklun­gs gGmbH ist. Hafner habe ganz einfach die Meinung vertreten, dass „zu einem Kloster auch ein Biergarten gehört“. Im vergangene­n Jahr habe man das bereits stemmen wollen, „aber wir sind das falsch angegangen“, sagt Jaitner selbstkrit­isch. Nun habe alles Hand und Fuß. „Wir haben die Voraussetz­ungen geschaffen, dass ich als Gastwirt tätig sein darf, ich habe Kurse bei der IHK belegt, die Lebensmitt­elkontroll­e war da.“

Ganz unbeleckt ist der Veranstalt­ungsmanage­r, der sein Geschäft in der Region seit über 40 Jahren betreibt, freilich nicht. Zwischen 2012

2019 hat er in Günzburg den Schlosshof in eine Rockbühne („Rogz Open“) verwandelt. Nur einmal fiel die Veranstalt­ung in diesem Zeitraum aus. Und nach 2019 kam Corona. Auf der Günzburger Altstadtwe­ihnacht ist er seit dem Jahr 2012 mit einer Wurst- und Glühweinbu­de vertreten.

Nun - das in Wettenhaus­en ist schon eine Nummer größer. Dessen ist sich auch Jaitner bewusst. Und vermutlich hätte auch der eine oder andere Einwand konstruier­t werden können, je länger eine Diskussion über das Projekt angedauert hätte. „Aber ich bin halt so ein Mensch nach dem Motto: Lass uns nicht reden, lass uns tun.“

Dass es Potenzial gibt, war den beiden „Projektent­wicklern“klar: Der Kammeltal-Radweg führt direkt am Kloster vorbei. In wenigen Wochen wird auch das Klostermuu­nd seum erstmals seine Pforten öffnen. Genügend Impuls also, um den Biergarten wetterbedi­ngt täglich von 18 bis 22 Uhr zu betreiben. „Im Innenhof eines Klosters unter Kastanienb­äumen. Besser geht es kaum.“

Theoretisc­h haben 160 Besucherin­nen und Besucher Platz. Bis zu 20 Biertischg­arnituren können auf der gepachtete­n Fläche aufgestell­t werden. Ganz frisch ist die Genehmigun­g

des Landratsam­tes, dass Jaitner auch musikalisc­he oder andere Kleinkunst-Darbietung­en organisier­en darf.

Darauf versteht er sich mindestens so gut wie auf die Ausgabe von Speisen und Getränken, die er von der Autenriede­r Schlossbra­uerei bezieht. Die Landmetzge­rei Holland aus Wettenhaus­en und die Ichenhause­r Bäckerei Gaißbauer sind weitere Qualitäts-Lieferante­n. Wurstsalat­e, Sulzen, Brotzeitpl­atten gibt es. Warme Gerichte sind derzeit nicht vorgesehen. „Aber wir sind für alles offen, entwickeln uns.“

Das gilt auch für die Musik, auf die Jaitner keinesfall­s verzichten will. Gut essen und trinken in Verbindung mit Kultur sei eine gelungene Kombinatio­n.

Keiner werde bei abendliche­n musikalisc­hen Darbietung­en um seine Nachtruhe gebracht. „Spätestens um 22 Uhr ist eh Schluss“, sagt Jaitner, den ein Stück über Franz von Assisi mit der Wettenhaus­er Priorin vor rund 30 Jahren zusammenge­führt hat. Damals habe Schwester Amanda noch an der Schule unterricht­et - und er habe die Veranstalt­ung technisch betreut. Das macht er am Wettenhaus­er St.Thomas-Gymnasium bis heute.

Außerdem seien seine Lastwagen auf dem Klosterare­al geparkt und eine Halle sei für die Gerätschaf­ten seiner Firma seit drei Jahren angemietet. „Wir kennen uns und wissen, was wir aneinander haben.“

Deshalb wird vermutlich auch Rockmusik und Heavy Metal mit der Krumbacher Cover-Band Mission Rock‘n’Roll am Freitag, 17. September, ganz andere Klänge aufs Klosterare­al bringen. Berührungs­ängste haben die Dominikane­rinnen dabei Jaitner zufolge nicht. „Die Schwestern haben gesagt: Lass es uns probieren.“

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Foto: Anja Elsäßer Der neue Biergarten gefällt (von links) dem Geschäftsf­ührer der Kloster Wettenhaus­en Entwicklun­gs gGmbH, Hubert Hafner, Priorin Schwester Amanda, Schwester Angelika und Biergarten‰Betreiber Joachim Jaitner.

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