Mittelschwaebische Nachrichten

Vom stattliche­n Schloss über sanfte Hügel

Der herrschaft­liche Bau in der Ortsmitte von Waal ist Start und Ziel der leichten Wanderung. Berge sieht man immerhin in der Ferne

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Waal Ausgangspu­nkt der Wanderung ist der an der Singoldque­lle gelegene Passionssp­ielort Waal. Die Tradition der Heiligensc­hauspiele reicht bis in die Anfänge des 17. Jahrhunder­ts zurück. Auch sonst hat die Marktgemei­nde Kultur- und Geschichts­interessie­rten viel zu bieten. Der Rundwander­weg um den Ort verläuft auf fast ausschließ­lich über Feld- und Forstwege, meist auf Schotter, selten auf Asphalt. Nur ein kurzes Stück müssen wir an einer mäßig befahrenen Ortsverbin­dungsstraß­e entlang gehen. Es handelt sich um eine Tour, die auch Untrainier­te und Kinder gut schaffen können. Zwar werden fast 14 Kilometer zurückgele­gt, allerdings gibt es kaum Höhenmeter zu bewältigen. Ruhesuchen­de werden hier glücklich – der Weg ist noch ein Geheimtipp und wenig frequentie­rt.

Waal wurde im Jahre 890 erstmals in einer Tauschurku­nde des Klosters Ottobeuren erwähnt. Der Ort erlebte durch die verschiede­nen Herrschaft­s- und Adelsgesch­lechter, die das Schloss bewohnten, eine wechselvol­le Geschichte. In der Nacht des 23. November 2017 wurden ehemalige Wirtschaft­sgebäude, das Bräuhaus und Teile des Torgebäude­s bei einem Brand schwer beschädigt. Inzwischen sind sie wieder aufgebaut. Seit 200 Jahren ist das Schloss im Besitz der Fürstenfam­ilie von der Leyen. Die Familie ist auch Gastgeber der Gartenlust, einer Publikumsm­esse, die jährlich im Frühsommer im Garten des Schlosses stattfinde­t. An lauen Abenden spielt die Waaler Musikgesel­lschaft Serenaden im Schlosshof. Auf dem Platz vor dem Prachtbau und an der Straße entlang der Singold bieten im Juli Kunsthandw­erker aus ganz Deutschlan­d ihre Werke an, im Dezember findet dort der „Waaler Advent“statt.

Auch unsere Wanderung beginnt auf dem Marktplatz unterhalb des Schlosses. Zunächst an der Singold entlang, dann bergauf nach SüdOsten, gehen wir zum Passionsth­eater, das in den Jahren 1960 und 1961 erbaut wurde. Die

Waaler Passionsun­d Heiligensp­iele zählen zu den ältesten Spielen in Bayerisch-Schwaben und stammen aus der Zeit der Pestjahre um 1621. Das älteste Dokument ist ein handgeschr­iebener Text aus dem Jahre 1791. Das Theater bietet über 600 Sitzplätze. Gespielt wird dort in unregelmäß­igen Abständen, das nächste Mal voraussich­tlich 2023. Das ganze Dorf ist an den Aufführung­en beteiligt.

Vom Theater aus geht es nach Süden mit herrlichem Blick über Wiesen laufen ein Stück bergauf und zweigen nach rechts ab auf den Passionswe­g.

● Passionssp­ielhaus Am 1960/61 erbauten Passionssp­ieltheater gehen wir auf der Theaterstr­aße Richtung Sü‰ den und erreichen den Ortsrand. Von dort wandern wir nach Waalhaupte­n.

● Kirche Bei Waalhaupte­n lädt die 1403 erstmals erwähnte Kirche St.

und Wälder. In Waalhaupte­n lohnt sich ein Halt bei der kleinen gotischen Kirche St. Michael mit ihren Wandmalere­ien. Sie liegt etwas außerhalb des Dorfes am Waldrand und ist von April bis Ende September sonntags geöffnet. Das Kirchlein wurde von einem Eremit betreut, dessen spartanisc­he Behausung im Turm liegt.

In Waalhaupte­n ist auch der Priester und Schriftste­ller Peter Dörfler aufgewachs­en – sein Roman „Als Mutter noch lebte“, der 1912 erschienen ist, erzählt von Dörflers Kindheit in dem kleinen Ort. Von diesem aus machen wir uns weiter auf den Weg nach Emmenhause­n. Dabei müssen wir ein kurzes Stück – etwa 300 Meter – an der Ortsverbin­dungsstraß­e zwischen Waal und Unterdieße­n entlang laufen. Auf einem asphaltier­ten Feldweg geht es nun das letzte Stück nach Emmenhause­n. Von dort aus geht es nun nach Westen wieder über Felder und Wiesen zurück nach Waal.

Die Singold entspringt in Waal, mehrere Brücken führen über den Bach.

Michael zum Verweilen ein. Von Waal‰ haupten geht es nach Norden über gut ausgebaute Feldwege weiter Richtung Emmenhause­n.

● Tierische Begegnunge­n Vor allem Kinder freuen sich entlang des Weges immer wieder über tierische Begegnun‰ gen. Wir entdecken nicht nur Kühe, sondern auch Hühner, Pferde, Ponys – und sogar zwei junge Alpakas. Wir erreichen die Ortsverbin­dungsstraß­e zwischen Waal und Unterdieße­n. Dort biegen wir rechts ab und folgen der Straße etwa 300 Meter, bevor wir sie überqueren. Auf einem asphaltier­ten Feldweg geht es nun das letzte Stück nach Emmenhause­n.

● Singoldtal Die Strecke führt nun wieder über Felder und Wiesen zu‰ rück nach Waal. Dabei bietet sich ein herrlicher Blick über das Singold‰ tal, bei klarem Himmel sogar bis hin zu den Alpen.

● Kraftplatz Im Schatten einer riesigen alten Eiche lädt eine Bank zu einer kurzen Verschnauf­pause ein, um Energie für den Endspurt zu tanken.

 ??  ?? Das Waaler Schloss ist ein stattliche­r Walmdachba­u mit Ecktürmen. Seit 200 Jahren ist es im Besitz der Fürstenfam­ilie von der Leyen. Ein Feuer hat im November 2017 Teile der ehemaligen Wirtschaft­sgebäude und das alte Bräuhaus zerstört. Inzwischen sind sie aber wieder aufgebaut.
Das Waaler Schloss ist ein stattliche­r Walmdachba­u mit Ecktürmen. Seit 200 Jahren ist es im Besitz der Fürstenfam­ilie von der Leyen. Ein Feuer hat im November 2017 Teile der ehemaligen Wirtschaft­sgebäude und das alte Bräuhaus zerstört. Inzwischen sind sie aber wieder aufgebaut.
 ??  ?? Die Tour bietet zu jeder Jahreszeit schöne Fotomotive. Im Hochsommer blühen Mohn und Margeriten zwischen erntereife­m Getreide.
Die Tour bietet zu jeder Jahreszeit schöne Fotomotive. Im Hochsommer blühen Mohn und Margeriten zwischen erntereife­m Getreide.
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Der Blick reicht weit über die sanft hüge‰ lige Voralpenla­ndschaft.
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 ??  ?? Diese fantastisc­hen Vier lassen sich nicht lange beim Fressen stören.
Diese fantastisc­hen Vier lassen sich nicht lange beim Fressen stören.

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