Mittelschwaebische Nachrichten
Landwirte im Kreis lehnen neue ICETrasse ab
Das Thema Flächenverbrauch steht beim Bauernverband im Kreis ganz oben auf der Tagesordnung. Demnächst steht im Verband eine wichtige Weichenstellung an
Wiesenbach Welche Variante auch immer zum Tragen kommt: Ein Neubau der ICE-Trasse Neu-Ulm– Günzburg–Augsburg wird für die Landwirtschaft im Landkreis erhebliche Einschnitte mit sich bringen. Das hatte Kreisobmann Stephan Bissinger bei der Versammlung der Ortsobmänner des Bayerischen Bauernverbands (BBV) im Kreisverband Günzburg am Montag im Gasthof Adler in Oberwiesenbach gleich zu Beginn betont. Bezüglich einer neuen ICE-Trasse bezieht der BBV eine klare Position.
In den vergangenen Monaten hätten Austausche nur online stattfinden können, dennoch sei die Beteiligung stets sehr gut gewesen, sagte Bissinger. In seinem Rückblick sprach Bissinger auf Themen an, mit denen man sich auseinandergesetzt hatte: unter anderem mit der neuen Düngeverordnung, mit den Flächenkontrollen, die aus der Sicht der Landwirtschaft viel zu genau durchgeführt würden und bei denen vieles nicht umsetzbar sei, sowie mit der Anbindehaltung bei Rindern, zu der inzwischen auch unter den Haltern ein Ende absehbar sei.
Die Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln bringe immerhin Vorteil, dass der Verbraucher sich möglicherweise eher für deutsche Produkte, als für Milch aus Tschechien oder für Käse aus Spanien entscheide. Am meisten habe die Problematik des Flächenverbrauchs beschäftigt, insbesondere der Bau der geplanten ICE-Trasse, die für die Landwirtschaft im Landkreis Günzburg erhebliche Einschränkungen mit sich bringen werde. Als Bauern könne man das Projekt nicht verhindern, so Bissinger.
Man könne sich aber einbringen und versuchen, die Auswirkungen für die Landwirte möglichst gering zu halten und mit möglichst wenig neuen Einschneidungen in die Landschaft. Manche Gemeinden setzten sich nicht damit auseinander, wenn Landwirte nur noch über Umwege zu ihren Flächen kämen, wenn die Jagd durchschnitten sei und das Wild vom Wald nicht mehr zur Flur gelange. Die Bahntrasse benötige zwar weniger Raum als eine Autobahn, die aber habe man trotzdem. Ähnlich sei es bei Radwegen, die immer parallel zur Straße verlaufen müssten. Man mache sich wenig Gedanken darüber, diese über Feldwege zu führen und damit Flächen zu sparen, kritisierte Bissinger.
Matthias Letzing, Geschäftsfühder BBV-Geschäftsstelle Günzburg/Neu-Ulm, der zum aktuellen Stand der geplanten Bahnlinie informierte, erklärte: Der Bauernverband habe sich bereits bei der Anhörung zum Verkehrswegeplan für einen Ausbau der Bestandsstrecke und nicht für einen Neubau ausgesprochen und man fordere eine Überprüfung der Verhältnismäßigkeit der Maßnahme. Weiter stelle man die ökologischen Ausgleichsregelungen in Frage, nachdem das Projekt im Grunde genommen nur zu einer Ökologisierung des Personenund Güterverkehrs beitrage.
Die Bahn sei ein ökologisch sinnden volles Verkehrsmittel, somit sollten dazu auch weniger Ausgleichsflächen notwendig sein, so Letzing. Klar sei, dass das Projekt Auswirkungen auf den Gesamtflächenmarkt im gesamten Landkreis mit sich bringe und dazu führe, dass neben den benötigten Flächen zudem 400 bis 500 Hektar an Ausgleichsflächen ganz schnell wegfallen könnten. Das könnte bedeuten, dass dadurch einige Betriebe verloren gingen.
Kreisobmann Stephan Bissinger fügte an: Man müsse die Mitbürgerinnen und Mitbürger, von denen sich viele der Thematik der Ausrer gleichsflächen gar nicht bewusst seien, sensibilisieren. Stellvertreter Herbert Riehr sprach auf den Bodenverbrauch der geplanten Gasleitung von Wertingen nach Kötz an, die eine Fläche von 18 Metern Breite beanspruche. Auch der Flächenverbrauch in Verbindung mit der B16-Umfahrung bei Ichenhausen kam zur Sprache.
Vom 15. September bis 31. Dezember finden die Verbandswahlen auf Ortsebene statt, bei denen die Ortsmänner und -frauen sowie die Ortsbäuerinnen und deren Stellvertreterinnen und Stellvertreter neu gewählt werden. Die Wahlen auf Kreisebene sind im Januar und Februar vorgesehen, anschließend die auf Bezirks- und Landesebene.
Wie bereits Matthias Letzing angesprochen hatte, betonte auch Reinhard Bader, stellvertretender Behördenleiter und Bereichsleiter Landwirtschaft am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Krumbach-Mindelheim die Wichtigkeit der Arbeit der Ortsmänner und -frauen wie auch der Ortsbäuerinnen. Es sei gut, zu wissen, dass man stets auf ihre Unterstützung zurückgreifen könne, notwendige Informationen erhalte und sich bei Fragen an diese und deren Netzwerke wenden könne, so Bader.