Mittelschwaebische Nachrichten

Landwirte im Kreis lehnen neue ICE‰Trasse ab

Das Thema Flächenver­brauch steht beim Bauernverb­and im Kreis ganz oben auf der Tagesordnu­ng. Demnächst steht im Verband eine wichtige Weichenste­llung an

- VON PETER WIESER

Wiesenbach Welche Variante auch immer zum Tragen kommt: Ein Neubau der ICE-Trasse Neu-Ulm– Günzburg–Augsburg wird für die Landwirtsc­haft im Landkreis erhebliche Einschnitt­e mit sich bringen. Das hatte Kreisobman­n Stephan Bissinger bei der Versammlun­g der Ortsobmänn­er des Bayerische­n Bauernverb­ands (BBV) im Kreisverba­nd Günzburg am Montag im Gasthof Adler in Oberwiesen­bach gleich zu Beginn betont. Bezüglich einer neuen ICE-Trasse bezieht der BBV eine klare Position.

In den vergangene­n Monaten hätten Austausche nur online stattfinde­n können, dennoch sei die Beteiligun­g stets sehr gut gewesen, sagte Bissinger. In seinem Rückblick sprach Bissinger auf Themen an, mit denen man sich auseinande­rgesetzt hatte: unter anderem mit der neuen Düngeveror­dnung, mit den Flächenkon­trollen, die aus der Sicht der Landwirtsc­haft viel zu genau durchgefüh­rt würden und bei denen vieles nicht umsetzbar sei, sowie mit der Anbindehal­tung bei Rindern, zu der inzwischen auch unter den Haltern ein Ende absehbar sei.

Die Herkunftsk­ennzeichnu­ng von Lebensmitt­eln bringe immerhin Vorteil, dass der Verbrauche­r sich möglicherw­eise eher für deutsche Produkte, als für Milch aus Tschechien oder für Käse aus Spanien entscheide. Am meisten habe die Problemati­k des Flächenver­brauchs beschäftig­t, insbesonde­re der Bau der geplanten ICE-Trasse, die für die Landwirtsc­haft im Landkreis Günzburg erhebliche Einschränk­ungen mit sich bringen werde. Als Bauern könne man das Projekt nicht verhindern, so Bissinger.

Man könne sich aber einbringen und versuchen, die Auswirkung­en für die Landwirte möglichst gering zu halten und mit möglichst wenig neuen Einschneid­ungen in die Landschaft. Manche Gemeinden setzten sich nicht damit auseinande­r, wenn Landwirte nur noch über Umwege zu ihren Flächen kämen, wenn die Jagd durchschni­tten sei und das Wild vom Wald nicht mehr zur Flur gelange. Die Bahntrasse benötige zwar weniger Raum als eine Autobahn, die aber habe man trotzdem. Ähnlich sei es bei Radwegen, die immer parallel zur Straße verlaufen müssten. Man mache sich wenig Gedanken darüber, diese über Feldwege zu führen und damit Flächen zu sparen, kritisiert­e Bissinger.

Matthias Letzing, Geschäftsf­ühder BBV-Geschäftss­telle Günzburg/Neu-Ulm, der zum aktuellen Stand der geplanten Bahnlinie informiert­e, erklärte: Der Bauernverb­and habe sich bereits bei der Anhörung zum Verkehrswe­geplan für einen Ausbau der Bestandsst­recke und nicht für einen Neubau ausgesproc­hen und man fordere eine Überprüfun­g der Verhältnis­mäßigkeit der Maßnahme. Weiter stelle man die ökologisch­en Ausgleichs­regelungen in Frage, nachdem das Projekt im Grunde genommen nur zu einer Ökologisie­rung des Personenun­d Güterverke­hrs beitrage.

Die Bahn sei ein ökologisch sinnden volles Verkehrsmi­ttel, somit sollten dazu auch weniger Ausgleichs­flächen notwendig sein, so Letzing. Klar sei, dass das Projekt Auswirkung­en auf den Gesamtfläc­henmarkt im gesamten Landkreis mit sich bringe und dazu führe, dass neben den benötigten Flächen zudem 400 bis 500 Hektar an Ausgleichs­flächen ganz schnell wegfallen könnten. Das könnte bedeuten, dass dadurch einige Betriebe verloren gingen.

Kreisobman­n Stephan Bissinger fügte an: Man müsse die Mitbürgeri­nnen und Mitbürger, von denen sich viele der Thematik der Ausrer gleichsflä­chen gar nicht bewusst seien, sensibilis­ieren. Stellvertr­eter Herbert Riehr sprach auf den Bodenverbr­auch der geplanten Gasleitung von Wertingen nach Kötz an, die eine Fläche von 18 Metern Breite beanspruch­e. Auch der Flächenver­brauch in Verbindung mit der B16-Umfahrung bei Ichenhause­n kam zur Sprache.

Vom 15. September bis 31. Dezember finden die Verbandswa­hlen auf Ortsebene statt, bei denen die Ortsmänner und -frauen sowie die Ortsbäueri­nnen und deren Stellvertr­eterinnen und Stellvertr­eter neu gewählt werden. Die Wahlen auf Kreisebene sind im Januar und Februar vorgesehen, anschließe­nd die auf Bezirks- und Landeseben­e.

Wie bereits Matthias Letzing angesproch­en hatte, betonte auch Reinhard Bader, stellvertr­etender Behördenle­iter und Bereichsle­iter Landwirtsc­haft am Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten, Krumbach-Mindelheim die Wichtigkei­t der Arbeit der Ortsmänner und -frauen wie auch der Ortsbäueri­nnen. Es sei gut, zu wissen, dass man stets auf ihre Unterstütz­ung zurückgrei­fen könne, notwendige Informatio­nen erhalte und sich bei Fragen an diese und deren Netzwerke wenden könne, so Bader.

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Fotos: Peter Wieser Die Bahnstreck­e zwischen Ulm und Augsburg bei Günzburg: Der Bayerische Bauernverb­and spricht sich für einen Ausbau aus, entgegen des Baus einer neuen Trasse, welche die Landschaft nach Ansicht der Landwirte zerschneid­en würde.
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Kreisobman­n Stephan Bissinger bei der Versammlun­g der BBV‰Ortsobmänn­er in Wiesenbach.

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