Mittelschwaebische Nachrichten
Saubermann der Stars
Porträt Hans-Jürgen Topf wäscht seit vier Jahrzehnten das Bühnenoutfit von Stars wie Madonna oder Grönemeyer. Ganz selten geht auch mal was schief
Ludwigshafen Seit 40 Jahren ist Hans-Jürgen Topf der „Saubermann“des Rock ’n’ Roll. Im Frühjahr 1981 reinigte der Pfälzer erstmals Weltstars die Kleider – und danach immer wieder. Bis Corona kam. „Seitdem stehen meine Geräte herum, statt mit Musikern auf Tournee zu sein“, klagt er. Topf, Waschmaschinen und Trockner – sie sind eins. Höchste Zeit also, dass sich – frei nach seinem Kunden Herbert Grönemeyer – wieder was dreht. Topf rechnet 2022 damit. „Viele Auftritte, die 2020 oder 2021 ausgefallen sind, werden dann nachgeholt“, meint er. „Die Konzertdichte könnte höllisch werden.“
Der 64-Jährige wäscht die Kleider von Rock- und Popgrößen, wenn diese verschwitzt von der Bühne kommen, sei es eben Grönemeyer oder US-Star Madonna. „Die Liste der Soundgiganten, für die ich die frei schwingende Waschmaschinentrommel gefüllt habe, reicht von AC/DC bis Prince“, sagt er. Auf fast allen Kontinenten hat Topf mit seiner Frau Caroline und zwei Söhnen in 40 Jahren gewaschen. Fotos mit berühmten Musikern, Dankesschreiben und Tourpässe zieren die Wände seines Hauses in Ludwigshafen. In der zweitgrößten Stadt in steht auch die von den Eltern gegründete Wäscherei, wo alles begann. Topf fuhr 1981 Wäsche aus und zeigte dabei dem ortsunkundigen Busfahrer des USRockers Ted Nugent den Weg zur Halle. „Als ich zudem anbot, für die Band zu waschen, sagte der Tourmanager: Mach das zum Geschäft!“
Es war die Geburt der „Rock ’n’ Roll Laundry“(Rock ’n’ Roll Wäscherei). Die Klamotten wurden zunächst im Betrieb der Eltern gereinigt, heute schickt Topf seine Waschmaschinen und Trockner in maßgefertigten Transportkisten um die Welt. Oft ist er mit dabei. Deutsche Kunden nennen ihn „Töpfchen“, für Weltstars ist er „Hänz“. Mittlerweile vermietet er auch Handtücher an Festivals.
In den USA mehrte ein großer Bericht der New York Times die Bekanntheit des Deutschen. Topf sei ein „Pionier“, sagte U2-Manager Jake Berry der Zeitung. Der Pfälzer freut sich über die Anerkennung, sieht sich jedoch als Dienstleister. „Manchen Stars halte ich den Bademantel hin, andere sehe ich gar nicht“, sagt Topf. Natürlich lebe er seinen Traum. „Aber in erster Linie ist mein Job saubere Kleider.“
Anfangs war Topf ausgelacht worden. Dann ging es aufwärts, das Jahr vor Corona war das erfolgreichste der Firma. „Ich habe aus einer Nische ein Geschäftsmodell gemacht.“Ab und zu aber geht es auch schief. „David Hasselhoffs Hose lief dreimal ein und einmal nahm ein Hemd beim Bügeln Schaden“, erRheinland-Pfalz zählt er. In Asien zerlegte ein Tropensturm seine Maschinen – Topf flog hin und reparierte persönlich. „Das war etwas für die Geschichtsbücher des Rock ’n’ Roll.“
Wäsche waschen klingt einfach. „Aber bei Sonderanfertigungen wie der Jacke von Janet Jackson ist größte Vorsicht geboten. Viele Künstler schneiden das Etikett raus – da brauchen Sie viel Erfahrung.“Bei großen Konzerten drehen sich schon einmal je zehn Waschmaschinen und Trockner hinter der Bühne. „Jedes Stück ist exakt markiert, damit keiner nach dem Waschen eine fremde Unterhose bekommt.“
Große Festivals benötigen zudem jeweils über 2000 Bade- und Handtücher. Möglich sei das Ganze nur durch die Unterstützung seiner Frau, betont Topf. „Caroline hat mir den Rücken freigehalten und mich meinen Traum leben lassen.“Ob Kindererziehung, das Führen der Wäscherei oder die Verwaltung der Immobilien: „Alles von ihr gewuppt.“2022 soll es weitergehen. Bis dahin genießt „Hänz“die Ruhe. „Ich bin kurioserweise froh, ausgebremst worden zu sein“, sagt Topf. „Sonst hätte ich nicht pausiert. Man rockt, während vieles an einem vorbeirollt.“