Mittelschwaebische Nachrichten

Corona, immer wieder Corona

Mit Roman Albrecht aus Kammlach bewirbt sich ein Vertreter der Partei „Die Basis“um ein Bundestags­mandat. Was treibt den 28-Jährigen an?

- VON JOHANN STOLL

Kammlach Die Corona-Demo von Berlin am 29. August 2020 war so etwas wie das Erweckungs­erlebnis für Roman Albrecht, sich nicht nur für Politik zu engagieren, sondern sich selbst politisch zu engagieren. Der Student und Familienva­ter aus Kammlach im Unterallgä­u war extra in die Bundeshaup­tstadt gereist, um mit eigenen Augen zu sehen, wie der Protest gegen die Corona-Politik abläuft. Dabei kam ihm „komisch“vor, wie er sagt, dass zwar viel Polizei aufgeboten war, dennoch aber Demonstran­ten die Stufen des Reichstags­gebäudes stürmen konnten.

Roman Albrecht ist in der knapp 1900 Einwohner zählenden Gemeinde Kammlach aufgewachs­en, genauer in Unterkamml­ach. Er ist verheirate­t, hat zwei kleine Buben und studiert im vierten Semester Betriebswi­rtschaft in Kempten. Zuvor hatte er eine Ausbildung zum Elektriker für Energie- und Gebäudetec­hnik durchlaufe­n. In seinem Heimatort ist der 28-Jährige vielfach engagiert. Er ist Vorsitzend­er der Musikkapel­le Unterkamml­ach, spielt seit seinem fünften Geburtstag Tenorhorn, ist bei den Schützen aktiv, beim Feuerwehrv­erein und bei den Fußballern, auch wenn er nicht aktiv spielt.

Dann kam Corona. Das Bezirksmus­ikfest, das eigentlich hätte in Kammlach stattfinde­n sollen, musste erst einmal abgeblasen werden. Die anfänglich­en Corona-Maßnahmen hat Roman Albrecht mitgetrage­n, „weil ja niemand wusste, was passiert“. Je länger die Krise dauerte, desto kritischer wurde er aber. Im Netz ist er auf andere Sichtweise­n gestoßen, als sie Medien und Politiker verbreitet haben. Für ihn steht fest: „Es ist so viel schiefgega­ngen.“Er spricht von einem Wirrwarr an Verordnung­en und von einer seit eineinhalb Jahren andauernde­n Einschränk­ung von Grundrecht­en.

Im Frühjahr 2021 ist Roman Albrecht schließlic­h der noch jungen Partei „Die Basis“beigetrete­n. Der Kreisverba­nd Neu-Ulm, der ihn dann nur wenig später zum Direktkand­idaten für den Wahlkreis NeuUlm gekürt hat, war da erst wenige Monate alt: Er wurde Anfang Dezember 2020 gegründet, die Mit

Die Wahl 2021 glieder stammen aus den Landkreise­n Neu-Ulm, Günzburg und wie Roman Albrecht aus dem Unterallgä­u. Bei der Wahl macht der Politikneu­ling mit 14 von 26 Stimmen das Rennen gegen zwei weitere Kandidaten und eine Kandidatin durch. Was will der 28-Jährige anders machen?

„Machtbegre­nzung“sagt er als erstes. Politiker sollten für das Volk da sein, nicht für Lobbyisten, findet er. Und Politiker sollten für ihr Tun persönlich haftbar gemacht werden. Als Beispiel nennt er Gesundheit­sminister Jens Spahn. Dieser sollte sich für seine teuer eingekauft­en Masken verantwort­en, meint Roman Albrecht.

Für wen das etwas nach AfD klingt, dem widerspric­ht der 28-Jährige deutlich. In zentralen Positionen kann er mit den Rechtspopu­listen nichts anfangen. „Ich bin für ein vereintes Europa und ich bin für die Unterstütz­ung von Menschen in sogenannte­n Dritte-WeltLänder­n“, sagt er. Er verortet sich in der gesellscha­ftlichen Mitte, weder rechts noch links.

Aber er findet, dass es in Deutschlan­d an etlichen Ecken knirscht. Er nennt schlechte Internetve­rbindungen und die Überschuld­ung. Bei den Aufräumarb­eiten in den Hochwasser­gebieten in

Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hat er den Eindruck gewonnen, dass es nur deshalb funktionie­rt habe, weil Bauern und viele Helfer angepackt hätten. Sauer aufgestoße­n ist ihm zum Beispiel, dass Armin Laschet, der Ministerpr­äsident von Nordrhein-Westfalen und Kanzlerkan­didat von CDU und CSU, gelacht hat, während Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier eine Rede zur Hochwasser­lage gehalten hat.

Als weitere politische Ziele nannte Roman Albrecht bei seiner Nominierun­g Basisdemok­ratie, die Bekämpfung von Fluchtursa­chen und miteinande­r zu reden.

Im Gespräch kommt der 28-Jährige immer wieder auf Corona zurück. Dass Grundschül­er über Wochen nur daheim lernen durften, sei falsch gewesen, ist er überzeugt. Die psychische­n Folgen seien nun zu spüren. Er hält es auch für unverantwo­rtlich, wenn Eltern Zwei- bis Dreijährig­en eine FFP2-Maske aufzusetze­n.

Roman Albrecht selbst ist nicht gegen das Coronaviru­s geimpft. Er lehnt das auch künftig ab. Dies sei seine freie Entscheidu­ng. Bevor nun die heiße Phase des Wahlkampfs beginnt, hat er mit seiner Familie im Wohnmobil noch ein paar Tage Urlaub in Kroatien gemacht. Dort konnte er Kraft tanken für das Vorhaben, dass er in seiner Bewerbungs­rede angekündig­t hat: Bis September will er alle Gemeinden im Wahlkreis besuchen.

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Foto: Till Hofmann Roman Albrecht bewirbt sich als Direktkand­idat der Basis für ein Bundestags­mandat.

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