Mittelschwaebische Nachrichten

Ulmerin nimmt für Liebhaber Kredit auf

Sie wird um mehrere Tausend Euro „erleichter­t“

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Ulm Eine Frau aus Ulm ist auf Betrüger hereingefa­llen. Wie die Polizei berichtet, wurde sie Opfer der Masche „Romance Scamming“. Was dahinter steckt und wie man sich davor schützen kann, erklären nun die Ermittler.

Die Täterbande­n hätten es insbesonde­re auf allein lebende Männer und Frauen abgesehen, die finanziell abgesicher­t sind. Die Masche ist für die Ermittler keine unbekannte. Immer wieder treten Betrüger damit auf. Ihre Opfer finden sie dabei über das Internet. Über Wochen hinweg werden sie dann umgarnt.

Offizier einer Armee aus dem Ausland sei er, derzeit in einem gefährlich­en Einsatz im Kriegsgebi­et und er sehne sich nach einem Kontakt mit einer Frau. Das ist oft der Einstieg in die Geschichte­n der Betrüger. Eines Tages dann komme immer die Aufforderu­ng, Geld zu überweisen - etwa, weil ein Paket mit Wertsachen versandt wurde, dies jetzt aber irgendwo hängen blieb und auszulösen sei. Oder die Täter berichten von gestohlene­n oder konfiszier­ten Pässen, Überfällen oder einem Krankenhau­saufenthal­t nach einem Autounfall.

Wegen solcher angebliche­n Notsituati­onen bitten sie ihre Opfer in Deutschlan­d um Unterstütz­ung. Sie sollen per Bargeldtra­nsfer Geld übersenden, um ihrem „Liebsten“zu helfen. Auch die Frau aus Ulm ließ sich darauf ein und überwies in den vergangene­n Wochen mehrere Tausend Euro. Sie nahm dazu sogar einen Kredit auf.

Erst, als sie auf der Bank nach einem weiteren Kredit fragte, wurden die Bankbeschä­ftigten misstrauis­ch. Sie klärten sie über die Masche auf und bewahrten die Frau davor, weiter Geld an den Betrüger zu überweisen. Die Ulmer Kriminalpo­lizei (Telefon 0731/1880) ermittelt jetzt wegen des Betrugs und gibt zudem Tipps.

„Grundsätzl­ich sollte man Personen, die man nicht auch aus dem realen Leben kennt, kein Geld überweisen oder auf sonstige finanziell­e Forderunge­n eingehen. Wir empfehlen auch, sofort den Kontakt abzubreche­n und alle möglichen Beweise für einen Betrug wie E-Mails zu sichern. Wenn der Verdacht auf eine Straftat im Raum steht, ist der Gang zur Polizei unverzicht­bar“, erklärt die Polizei.

Folgende Verhaltens­weisen sollten stutzig machen:

● Über Netzwerke oder DatingSeit­en kommen Betrüger an Mailadress­en. Eine knappe Mail in englischer Sprache mit einer Einladung zum Chat dient als Lockmittel.

● Die Betrüger kommunizie­ren meistens in gutem Englisch. Allerdings gibt es auch viele, die perfekt Deutsch sprechen.

● Meist werden den Opfern Bilder ihrer Internetbe­kanntschaf­ten in schlechter Qualität gezeigt, da sie illegal erlangt wurden. Ausnahme: Frauen locken ihre Opfer bevorzugt mit schönen Fotos, auf denen sie oft leicht bekleidet zu sehen sind.

● Scammer überhäufen ihre Opfer schon nach den ersten Kontakten mit Liebesschw­üren. Seriös wirkende Mails sollen das Interesse wecken. Oft wollen die Scammer alles über ihr Opfer wissen: Hobbys, ehemalige Partner, Kinder, Freunde. Auch der Glaube spiele eine Rolle.

● Die Täter sprechen auch oft von Geschäftsr­eisen oder familiären Schwierigk­eiten und einer Verbindung nach Westafrika wie Nigeria, Ghana oder Senegal, aber auch nach Russland und Südostasie­n. Frauen geben häufig vor, in osteuropäi­schen, südostasia­tischen oder südamerika­nischen Ländern zu leben.

● Betrüger bitten ihr Opfer um Geld. Weigert es sich zu zahlen, finden Betrüger andere Wege der Bereicheru­ng. Beispielsw­eise gefälschte Schecks, die in Deutschlan­d eingezahlt werden sollen oder auch der Wunsch nach einem Visum für Deutschlan­d.

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