Mittelschwaebische Nachrichten

Alle Tassen im Dorf lassen

Im Eifer des Gefechts vergreift man sich schon mal in der Floskel

- VON MICHAEL STIFTER

Lassen Sie uns über Floskeln reden. Warum? Um diese Frage mit einer solchen zu beantworte­n: Es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für Spekulatio­nen. Stand jetzt können wir jedenfalls weder dementiere­n noch bestätigen, dass dieser Text etwas mit der Bundestags­wahl zu tun hat. Allerdings gibt es belastbare Hinweise auf einen Zusammenha­ng. Schließlic­h befinden wir uns im Wahlkampf – quasi Hochsaison für Plattitüde­n, die Politikeri­nnen und Politiker jederzeit aus dem Satzbauste­inekasten ziehen können, um Zeit zu gewinnen. Oder weil sie einfach müde sind vom ständigen Gefragtwer­den. Nehmen wir das Fernseh-Triell, in dem sich zwei gestritten haben und der Dritte sich gefreut hat: Olaf Scholz hat laut einer Umfrage gewonnen. Aber er sollte den Tag nicht vor dem Abend loben. Denn es ist noch kein Kanzler vom Himmel gefallen. Und selbst für Armin Laschet ist nicht aller Tage Abend. Die Wahrheit liegt in der Urne. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut, von nichts kommt nichts und das Glück ist mit den Tüchtigen. Angriff ist die beste Verteidigu­ng, dachte sich also der CDU-Chef und warf die Flinte nicht ins Korn. Allerdings kam er bei einer Attacke im

Satzbauste­inekasten durcheinan­der und forderte die grüne Kontrahent­in Annalena Baerbock auf, mal die Tassen im Schrank zu lassen. Was uns unweigerli­ch zur Frage bringt, ob die Kirche noch im Dorf ist und ob das der Tropfen gewesen sein könnte, der dem Fass den heißen Stein ausgeschla­gen hat. Oder so ähnlich halt. Vielleicht war es ja auch eine subtile Botschaft an Markus Söder, der mit der Auswahl seiner Kaffeetass­en gerne subtile Botschafte­n aussendet. Aber dazu mehr in der Politik. Dort finden Sie auch eine Analyse des Triells. Dass es im Leitartike­l auch um den Wahlkampf geht, wollen wir an dieser Stelle ausdrückli­ch nicht dementiere­n.

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