Mittelschwaebische Nachrichten
Jetzt folgt der längste Streik
Harte Kritik von Bahnchef Lutz an den GDL-Lokführern
Frankfurt am Main Dritter und bisher längster Streik für Bahnkunden: Die Lokführergewerkschaft GDL ruft von Donnerstag ab 2.00 Uhr bis Dienstagfrüh nächster Woche zu einem fünftägigen Ausstand im Personenverkehr der Deutschen Bahn auf. „Es ist eine der längsten Arbeitskampfmaßnahmen, die wir durchführen, und zwar absichtlich“, sagte Gewerkschaftsboss Claus Weselsky. „Wir sehen uns angesichts der Blockadehaltung der DB-Manager nicht bereit und nicht gewillt, hier kürzere Arbeitskampfmaßnahmen durchzuführen.“Unbefristete Streiks stünden allerdings nicht zur Debatte.
Die Deutsche Bahn kündigte an, auch im dritten Streik „ein verlässliches Mobilitätsangebot“von rund einem Viertel der üblicherweise geplanten Züge im Fernverkehr zu machen. Im Regional- und S-Bahnverkehr soll es demnach erneut ein Grundangebot von 40 Prozent der Züge geben. „Wer kann, sollte seine Reise auf die Zeit vor oder nach dem Streik verschieben“, teilte der Konzern mit. Reisende könnten Fahrkarten für den Streikzeitraum flexibel nutzen und ihre Reisen vorziehen oder bis zum 17. September verschieben. Auch eine Erstattung sei möglich.
Erst in der Nacht zu Mittwoch vergangener Woche war der jüngste Streik zu Ende gegangen. Am Tag danach lief der Verkehr wieder weitgehend normal. Im Tarifkonflikt gab es seither keine Annäherung mit dem Management. In Interviews der vergangenen Tage hatte Bahnchef Richard Lutz die Gewerkschaft aufgerufen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Dem GDL-Vorsitzenden Claus Weselsky warf er zugleich vor, mit Falschbehauptungen die Belegschaft zu spalten. Die Worte des Konzernchefs gingen ihm „gelinde gesagt am Steiß vorbei“, erwiderte Weselsky.
Die Bahn will zwar die Löhne und Gehälter wie von der GDL gefordert um 3,2 Prozent erhöhen. Umstritten ist jedoch, zu welchen Zeitpunkten die einzelnen Stufen greifen sollen und wie lange der neue Tarifvertrag gelten soll. Die GDL will eine Laufzeit von 28 Monaten. Das Bahnangebot liefe auf 40 Monate hinaus. „Das ist ein vollkommen anderer Tarifabschluss“, so Weselsky.