Mittelschwaebische Nachrichten
Jupiter bleibt der Star am Nachthimmel
Der Planet steht hoch im Südosten. Hinter einem unscheinbaren Lichtfleck in der Andromeda verbirgt sich eine spannende Geschichte
Stuttgart Im September gibt es oft die sternklarsten Nächte des ganzen Jahres – und es lohnt sich, einen Blick zum Sternenhimmel zu werfen. Jupiter im Sternbild Steinbock ist das bei weitem auffälligste Gestirn am Nachthimmel, vom Mond abgesehen. Mit Einbruch der Dunkelheit steht er relativ hoch im Südosten. Vom Morgenhimmel verschwindet der Planet allmählich.
Saturn, der sich ebenfalls im Sternbild Steinbock aufhält, ist der zweite helle Planet am Nachthimmel, wenn auch deutlich lichtschwächer als Jupiter. Am Abendhimmel kann man den Ringplaneten im Südosten sehen. In der Nacht vom 16. auf 17. September wandert der Buckelmond südlich an Saturn vorbei. Buckelmond nennen die Amerikaner die Phase zwischen Halbmond und Vollmond. Jeder kann sich durch einen Blick zum Erdtrabanten überzeugen, warum er in dieser Phase so bezeichnet wird. Ende September geht Saturn fast zwei Stunden nach Mitternacht unter.
Schon bald nach Sonnenuntergang sieht man tief am Südwesthimmel die helle Venus. Sie bleibt ihrer Rolle als Abendstern treu. Nach wie vor ist sie nicht besonders auffällig. Bald nach 21 Uhr versinkt sie in den horizontnahen Dunstschichten und wird unsichtbar. Zu Monatsende zieht sich Venus schon kurz nach 20 Uhr zurück.
Merkur erreicht zur Monatsmitte mit 27 Grad östlichem Vorsprung vor der Sonne seinen maximalen Abstand von ihr. Allein wegen seiner deutlich südlicheren Position geht er kurz nach der Sonne unter und entzieht sich unseren Blicken. Mars wird von der Sonne verfolgt, die ihn Ende September fast einholt. Der Rote Planet hält sich am Taghimmel auf und bleibt nachts unsichtbar unter dem Horizont.
Der sonnenfernste Planet, der bläuliche Neptun, kommt am 14. im Sternbild Wassermann in Opposition zur Sonne. Da er 30 Mal so weit wie die Erde von der Sonne entfernt ist, ist er so lichtschwach, dass man ihn mit bloßen Augen nicht sehen kann. Er wurde erst am 23. September 1846 auf der Berliner Sternwarte entdeckt, nachdem seine Position aufgrund von Bahnstörungen des Planeten Uranus errechnet wurde ein Triumph der theoretischen Astronomie.
Seit seiner Entdeckung hat er bereits einmal die Sonne umrundet und steht nun wieder im Sternbild Wassermann, in dem er entdeckt wurde. Mit 49424 Kilometern Durchmesser ist er viermal so groß wie die Erde. Im August 1989 passierte die Raumsonde „Voyager 2“als bisher einziger irdischer Späher den bläulichen Wasserstoffplaneten. Noch im Jahr der Neptun-Entdeckung wurde auch sein größter Mond Triton entdeckt. Er läuft in nur sechs Tagen um Neptun. Mit 2707 Kilometern Durchmesser ist Triton nur 80 Prozent so groß wie unser Erdmond. Mit minus 238 Grad gilt er als Eisschrank des Sonnensystems: Geysire spritzen flüssigen Stickstoff empor, der auf die Oberfläche zurückfällt und sofort steinhart gefriert.
Der Große Wagen ist nach Nordwesten herabgesunken. Dagegen ist das Himmels-W, die Kassiopeia, im Nordosten emporgestiegen. Der Pegasus steht schon hoch im Osten. Der zentrale Teil des Pegasus wird durch ein mächtiges Sternenquadrat markiert, das als Herbstviereck bezeichnet wird – der Pegasus ist das Leitsternbild des Herbsthimmels. An der Nordostecke des Pegasus hängt die Sternenkette der Andromeda.
In der Andromeda erkennt man in klarer Herbstnacht ein unscheinbares Lichtfleckchen. Jeder Sternfreundin und jedem Sternfreund ist dieses Himmelsobjekt unter der Bezeichnung „Andromedanebel“wohlvertraut. Im Altertum findet man keine Hinweise auf den Andromedanebel, obwohl er sicher gesehen wurde. Erstmals erwähnt hat ihn der arabische Astronom Al Sufi im 10. Jahrhundert. Er beschreibt ihn als Nebelfleck vor dem Maul des Fisches, den die Prinzessin Andromeda trägt.
Die ersten teleskopischen Beobachtungen des Andromedanebels nahm Simon Marius am 15. Dezember 1612 vor. Marius, Hofastronom im fränkischen Ansbach, beschreibt ihn als brennende Kerze in einem Horn. Zu seiner Zeit benutzte man ausgehöhlte Rinderhörner, in die man eine brennende Kerze steckte, wenn man in dunkler Nacht unterwegs war. Das Horn verhinderte, dass der Wind die Kerze ausblies.
Der französische Astronom Charles Messier verpasste 1784 dem Andromedanebel die Nummer 31 in seinem berühmten Nebelkatalog. Er beschrieb ihn als zwei leuchtende Kegel, die mit ihren Grundflächen aneinanderstoßen und deren Spitzen in entgegengesetzte Richtungen zeigen.
Jahrhundertelang galt der Andromedanebel als seltsames und kurioses Himmelsobjekt. Vor knapp hundert Jahren gelang Edwin Powell Hubble mit dem 2,5-Meter-Spiegelteleskop des Mt.-Wilson-Observatoriums in Kalifornien – damals das größte Teleskop der Welt – der zweifelsfreie Nachweis, dass der Andromedanebel ein riesiges Sternensystem ähnlich dem unserer Milchstraße ist. M 31 ist eine mächtige Spiralgalaxie aus 400 bis 500 Milliarden Sternen. Sie übertrifft an Größe, Masse und Sternenzahl sogar die Galaxis, unsere Milchstraße. Mit rund 2,5 Millionen Lichtjahren ist M 31 die uns nächstgelegene Galaxie, gewissermaßen unsere Nachbarmilchstraße.
Am 7. September tritt um 2.52 Uhr die Neumondphase ein. Vollmond wird am 21. um 1.55 Uhr im Sternbild Fische erreicht. Mit 368460 Kilometern Distanz kommt der Mond am 11. mittags in Erdnähe. In der Nacht vom 26. auf 27. befindet sich der Mond in Erdferne, wobei ihn 404640 Kilometer von uns trennen.
Die Sonne verlässt am 16. zwei Stunden vor Mitternacht das Sternbild Löwe und wechselt in das Sternbild Jungfrau, in dem sie bis Ende Oktober verbleibt. Am 22. September überschreitet die Sonne den Himmelsäquator um 21.21 Uhr in südlicher Richtung, der Herbst beginnt. An diesem Tag sind Tagund Nachtbogen der Sonne gleich groß, die Tagundnachtgleiche tritt ein. Der Herbstpunkt markiert auch den Beginn des Tierkreiszeichens Waage.