Mittelschwaebische Nachrichten

Eine Melodie für den Augenblick

Manche Musikerinn­en und Musiker erfinden spontan neue Melodien. Sie improvisie­ren also auf ihrem Instrument. Aber wie machen die das eigentlich?

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Wer mit einem Instrument musiziert, spielt Melodien oft nach aufgeschri­ebenen Noten. Manchmal aber spielen Musikerinn­en und Musiker auch einfach drauf los. Dafür haben sie ein eigenes Wort: improvisie­ren. „Improvisie­ren heißt ganz einfach, in der Musik selber etwas zu erfinden, was einem gefällt“, sagt der Experte Claus Rückbeil.

Wer improvisie­rt, macht das ohne Vorbereitu­ng. Statt groß nachzudenk­en, spielt man aus dem Moment heraus. Nimmt niemand die Musik auf oder schreibt die Noten auf, bleibt sie nur für den Augenblick. „Danach ist sie verschwund­en, das nächste Mal ist sie wieder neu“, sagt der Fachmann. Doch einfach so wild Töne spielen, klingt meist schräg und schief. Auch das Improvisie­ren will also gelernt sein. Richtig gute Musiker können das. Mit ein bisschen Übung kann dieses freie Spielen ohne Noten dann richtig toll klingen und viel Spaß machen.

Lina und Florian spielen Saxofon in einer Big Band. Die beiden sind 12 Jahre alt und gehen in die siebte und sechste Klasse. Auch sie improvisie­ren auf ihren Instrument­en. Florian erklärt, dass er sich dabei manchmal wie in einer anderen Welt fühlt: „Dort fokussiert man sich dann nur aufs Improvisie­ren, und alles andere ist einem egal. Wenn das passiert, kommen oft die schönsten Soli zustande.“Solo bedeutet, dass wie ein Baustein“, erklärt der Experte Claus Rückbeil. Man kön‰ ne seine liebsten Licks beim Improvisie­ren durchmisch­en und aneinander­reihen. Allen, die gern improvisie­ren wollen, emp‰ fiehlt er: „Man braucht fünf Licks. Die sollen einem wirklich gefallen.“

Diese Bausteine bauen Musike‰ rinnen und Musiker dann an den passenden Stellen zusam‰ men. (dpa)

Florian einen Teil des Musikstück­s alleine spielt, also ohne Begleitung anderer Instrument­e. Leute, die richtig gut improvisie­ren, kennen sich häufig sehr gut mit Musik und ihren Zusammenhä­ngen aus. Sie wissen etwa, welche Töne gut zusammen klingen. Improvisie­ren kann man aber auch einfach ausprobier­en. Damit das klappt, helfen einige Tricks. Claus Rückbeil erklärt, dass man sich nicht ständig etwas Neues ausdenken muss. Man kann auch etwas, das man gerade schon gespielt hat, noch einmal wiederhole­n und dabei leicht verändern. Beim Improvisie­ren ist es auch erlaubt, sich etwas abzugucken, findet der Experte. Hört man bei anderen Musikerinn­en oder Musikern etwas, das man schön findet, könne man sich das zum Vorbild nehmen. Wenn es dann trotz allem noch schräg klingt?

Kein Problem, das passiert sogar den Profis. „Ich spiele manchmal richtig falsch, aber ich hoffe, das bemerkt man nicht so“, sagt Lina und lacht. Lina hat noch einen Tipp: Sie lässt ein Schlagzeug im Hintergrun­d laufen, während sie auf ihrem Saxofon übt. Solche Aufnahmen findet man einfach im Internet. Das Schlagzeug hilft ihr, beim Spielen im Takt zu bleiben. Wenn man sich ein bisschen mit Musik auskennt, könne man sich auch eine Tonleiter aussuchen und mit ihren Noten improvisie­ren, sagt Lina. „Und dann den Tönen freien Lauf lassen.“

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Foto: Katharina Köhler, dpa Florian und Lina spielen Saxofon in der Junior Jazz Band des Goethe‰Gymnasiums in Berlin Wilmersdor­f.

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