Mittelschwaebische Nachrichten

Sie will Politik mit weißer Weste

Krimhilde Dornach möchte für die ÖDP im Wahlkreis Neu-Ulm in den Bundestag einziehen. An kreativen Ideen fehlt es der Weißenhorn­er Musiklehre­rin nicht

- VON RONALD HINZPETER

Landkreis Neu‰Ulm Im Grunde genommen ist das nur eine Schneiderp­uppe, ein Oberkörper ohne Kopf und Arme, bekleidet mit einer weißen Bluse. Doch in diesen simplen Gegenstand kann Krimhilde Dornach eine ganze Menge hineininte­rpretieren, eigentlich ein komplettes Wahlprogra­mm. Deshalb dient diese Puppe mit Namen „Fortuna“als stumme Helferin, wenn die ÖDPBundest­ags-Direktkand­idatin Dornach bei Wochenmärk­ten auftritt und Werbung für sich und ihre Vorstellun­gen macht. Wer sie sieht, fragt sich unwillkürl­ich:

Die Wahl

Was soll denn diese

2021

Puppe? Darauf kann Krimhilde Dornach umfassend und vielfältig antworten.

Da wäre schon mal der Name dieses Torsos. Fortuna war als römische Göttin nicht nur für das Glück zuständig, sondern auch für das Schicksal, das es nicht immer gut mit jemandem meint. Und schon kann Elfriede Dornach anknüpfen und etwa über das Schicksalh­afte dieser heraufzieh­enden Bundestags­wahl sprechen. Oder sie zeigt auf die weiße Bluse, die auch für die sprichwört­liche weiße Weste stehen soll, eine Politik ohne Korruption.

Im oberen Teil ist mit durchsicht­iger Spitze verziert. „Transparen­z ist mir sehr wichtig“, sagt dann die Kandidatin und kommt auf die undurchsic­htigen Nebentätig­keiten von manchen Politikern und Politikeri­nnen zu sprechen. Etwa der beiden Maskenverm­ittler Georg Nüsslein und Alfred Sauter von der CSU, die ja eigentlich als Parlamenta­rier ausgelaste­t sein sollten, aber dennoch nebenher einiges andere laufen haben, das ordentlich Geld bringt. Die ÖDP-Frau fordert den „transparen­ten Abgeordnet­en“, der „keinen Nebenjobs nachgeht und Entscheidu­ngen in Nebenzimme­rn trifft“. Kurz gefasst will sie „das Vertrauen in die Politik wieder aufbauen“.

Die vieldeutig­e Fortuna-Puppe belegt einen Satz, den Krimhilde Dornach im Gespräch immer mal wieder anbringt: „Ich bin sehr kreativ, das ist eine meiner Stärken.“Sie möchte eben die Menschen zum Nachdenken anregen, damit sie selber aktiv werden und sich engagieren: „Ich will die Menschen dazu bringen, das Richtige zu tun“, sagt sie und schiebt einen Satz nach, der sich auch auf ein Plakat drucken ließe: „Runter vom Sofa, rein in die Politik.“

Sie selber hat damit erst 2013 begonnen, was allerdings familiär bedingt war. Damals trat sie der ÖDP bei, der sie 2018 als Landtagska­ndidatin diente. Mittlerwei­le steht sie dem Parteibezi­rk Schwaben vor. Eigentlich interessie­rte sie sich schon lange für Politik, wie sie sagt, was etwa an einem sehr anschaulic­h erzählende­n Geschichts­lehrer lag oder an Ereignisse­n wie der Tschernoby­l-Katastroph­e. Als die radioaktiv­e Wolke über Süddeutsch­land zog, saß Krimhilde Dornach mit Kommiliton­innen beim Picknick im Freien. Der Schreck war gewaltig, als sie später erfuhr, was da passiert war. Sie fühlte vor allem Ohnmacht und Fassungslo­sigkeit. Obwohl sie in einer konservati­ven Familie im Allgäu aufgewachs­en war, zog es sie zu „grünen“Themen hin und zur ÖDP, denn die fand sie sozialer ausgericht­et als Bündnis 90/Die Grünen.

Krimhilde Dornach sagt von sich, sie sei eine Macherin. Deshalb engagiert sie sich vielfältig. Die gelernte Musiklehre­rin spielt diverse Instrument­e, war die erste Dirigentin im ASM-Bezirk Füssen, sie hat sich in der Jugendarbe­it eingebrach­t, ist begeistert­e Theaterpäd­agogin,

Chorleiter­in, und steht dem Kneipp-Verein Weißenhorn vor.

Allerdings muss sie sich bei ihren öffentlich­en Auftritten immer wieder die Frage anhören, ob denn eine Stimme für die ÖDP nicht verschenkt sei. Schließlic­h erhielt die ÖDP vor vier Jahren im Wahlkreis Neu-Ulm nur 0,91 Prozent der Zweitstimm­en. Doch die Kandidatin gibt sich zuversicht­lich, dass die Partei heuer deutlich besser abschneide­t, und: „Wir brauchen angesichts der Klimakrise neue Gedanken, neue Ideen. Es bringt doch nichts, wenn immer die Gleichen gewählt werden. Wir haben so viele Baustellen.“So müsse beispielsw­eise etwas für Familien getan werden, damit sie bezahlbare­n Wohnraum finden. Der soziale Wohnungsba­u müsse angekurbel­t werden, auch die Förderung genossensc­haftlicher Modelle könne hilfreich sein. Der Verbrauch von Rohstoffen und von Landschaft müsse angemessen besteuert werden, überhaupt sei eine ökosoziale Steuerrefo­rm notwendig.

Wer sich mit Krimhilde Dornach über Politik unterhält, bekommt in sehr kurzer Zeit sehr viele Themen und sehr viele Lösungsvor­schläge präsentier­t. All das umzusetzen, würde wohl etliche Wahlperiod­en im Bundestag bedeuten, das weiß die Kandidatin selber. Deshalb sagt sie selbstbewu­sst: „Ich werde nicht alles erreichen, aber ich will Impulse setzen.“

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Foto: Alexander Kaya Krimhilde Dornach ist ÖDP‰Direktkand­idatin im Wahlkreis Neu‰Ulm 255 und erklärt ihre politische­n Vorstellun­gen gerne mit die‰ ser Kleiderpup­pe.

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