Mittelschwaebische Nachrichten
Wie die Bundestagskandidaten zur Landwirtschaft stehen
Der Bauernverband hatte zum Gespräch geladen. Wie können die heimischen Bauern unterstützt werden?
Wiesenbach Zum Austausch mit den Kreisvorständen des Bauernverbandes (BBV) waren alle Bundestagskandidatinnen und -kandidaten aus dem Wahlkreis Neu-Ulm in den Gasthof Adler nach Wiesenbach eingeladen.
Einer der Besucher der Veranstaltung bemängelte, dass zwei der Kandidaten nicht zu der Diskussion angetreten seien. Es fehlten Bastian Röhm (Tierschutzpartei) und Alexander Engelhard (CSU). Beide hätten sich entschuldigt, erklärte der BBV-Kreisgeschäftsführer Matthias Letzing. Engelhard habe zu einem separaten Gespräch eingeladen, man werde aber nicht für ein Pressegespräch zur Verfügung stehen.
Wie stehen die Kandidatinnen und Kandidaten zu den Landwirten und ihren Problemen? Man wolle die Landwirtschaft so darstellen, wie sie tatsächlich sei, hatte Andreas Wöhrle, Kreisobmann des BBVKreisverbands Neu-Ulm, die Diskussionsrunde
eingeleitet. Landund Forstwirtschaft sei nach wie vor eine wichtige Branche. Seit einiger Zeit gelangten allerdings viele Familienbetriebe an ihre Grenzen, der Strukturwandel setze sich fort.
Bereits in der Vorstellungsrunde wurde schnell klar: Es muss ein Wandel stattfinden - nicht nur innerhalb der Landwirtschaftspolitik, sondern auch beim Einkaufsverhalten der Verbraucher. „Geiz ist nicht geil, er zerstört unsere Lebensgrundlagen“, betonte Ekin Deligöz, Bundestagsabgeordnete und Direktkandidatin der Grünen. Es müsse gelingen, dass nur das gekauft werde, was tatsächlich momentan gebraucht werde.
Krimhilde Dornach (ÖDP) schloss sich an: Jeder erwarte Qualität und hochwertige Leistungen, die aber nun einmal zu bezahlen seien.
Philipp Meier (Piraten) erklärte: Landwirt zu sein, sei für viele Menschen nicht gerade „sexy“. Der Verbraucher müsse aufgeklärt werden, dies müsse bereits im Kindergarten und in der Schule beginnen. Mit einem Zehn-Punkte-Katalog mit Wahlanliegen im Umfeld der Bundestagswahl macht der Bauernverband auf die Krisensituation sowie auf die Widersprüche zwischen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aufmerksam. Einer dieser Punkte ist die Wahrung des Eigentums. Kreisobmann Stephan Bissinger stellte die Frage in den Raum: „Müssen sich die Landwirte um ihr Eigentum Sorgen machen?“Land sei immerhin begrenzt.
Xaver Merk (Die Linke) erklärte: Bauernland gehöre grundsätzlich nicht in die Hand landwirtschaftsfremder Investoren. Es werde zu viel versiegelt, man wolle auch nicht, dass dieser Grund und Boden beispielsweise für Wohnungsbau verwendet werde.
Gerd Mannes (AfD) entgegnete, dass es zwar übergeordnete Interessen gebe, eine Enteignung aber dürfe nur der allerletzte Weg sein. Warum bei einem internationalen Projekt, wie der Bahnlinie AugsburgUlm,
die ohnehin schon viel Land beanspruche, auch noch Ausgleichsflächen zur Verfügung gestellt werden müssten, sei für ihn nicht logisch.
Bundestagsabgeordneter und SPD-Kandidat Karl-Heinz Brunner fügte an, dass dies eine Aufgabe der Politik sei und mit entsprechenden Handelsabkommen im eigenen
Land ein sicherer Absatz für dauerhaft gute und regionale Produkte gewährleistet werden müsse.
Anke Hillmann-Richter (FDP) forderte gleiche Wettbewerbsbedingungen und Transparenz. Der Verbraucher müsse auch die Möglichkeit haben, sich für ein deutsches Produkt entscheiden zu können. Weiter zur Sprache kamen die
Themen soziale Absicherung, wo es viele Baustellen gebe und für die Zuschüsse erforderlich seien, aber auch Tierhaltung und vor allem der Flächenverbrauch, womit der Landwirtschaft kontinuierlich Flächen entzogen würden. Florian Lipp (Volt) erklärte: Was Bundesstraßen und neue Gewerbegebiete betreffe, sei vieles unnötig und koste Steuergelder. Im Hinblick auf Bio- oder konventionelle Landwirtschaft dürfe beides nicht gegeneinander ausgespielt werden, solange das Tierwohl gewährleistet sei. Öko allein werde nicht ausreichen und bestehenden, konventionell arbeitenden Unternehmen müsse man entsprechenden Bestandsschutz zusichern, erklärte Daniel Mayer (Freie Wähler). Roman Albrecht (Die Basis) betonte: Die konventionelle Landwirtschaft dürfe nicht schlechtgemacht werden. Es sei abzuwägen, was man selber wolle, und diese Freiheit müsse auch den Landwirten gegeben sein.