Mittelschwaebische Nachrichten

Wie die Bundestags­kandidaten zur Landwirtsc­haft stehen

Der Bauernverb­and hatte zum Gespräch geladen. Wie können die heimischen Bauern unterstütz­t werden?

- VON PETER WIESER

Wiesenbach Zum Austausch mit den Kreisvorst­änden des Bauernverb­andes (BBV) waren alle Bundestags­kandidatin­nen und -kandidaten aus dem Wahlkreis Neu-Ulm in den Gasthof Adler nach Wiesenbach eingeladen.

Einer der Besucher der Veranstalt­ung bemängelte, dass zwei der Kandidaten nicht zu der Diskussion angetreten seien. Es fehlten Bastian Röhm (Tierschutz­partei) und Alexander Engelhard (CSU). Beide hätten sich entschuldi­gt, erklärte der BBV-Kreisgesch­äftsführer Matthias Letzing. Engelhard habe zu einem separaten Gespräch eingeladen, man werde aber nicht für ein Pressegesp­räch zur Verfügung stehen.

Wie stehen die Kandidatin­nen und Kandidaten zu den Landwirten und ihren Problemen? Man wolle die Landwirtsc­haft so darstellen, wie sie tatsächlic­h sei, hatte Andreas Wöhrle, Kreisobman­n des BBVKreisve­rbands Neu-Ulm, die Diskussion­srunde

eingeleite­t. Landund Forstwirts­chaft sei nach wie vor eine wichtige Branche. Seit einiger Zeit gelangten allerdings viele Familienbe­triebe an ihre Grenzen, der Strukturwa­ndel setze sich fort.

Bereits in der Vorstellun­gsrunde wurde schnell klar: Es muss ein Wandel stattfinde­n - nicht nur innerhalb der Landwirtsc­haftspolit­ik, sondern auch beim Einkaufsve­rhalten der Verbrauche­r. „Geiz ist nicht geil, er zerstört unsere Lebensgrun­dlagen“, betonte Ekin Deligöz, Bundestags­abgeordnet­e und Direktkand­idatin der Grünen. Es müsse gelingen, dass nur das gekauft werde, was tatsächlic­h momentan gebraucht werde.

Krimhilde Dornach (ÖDP) schloss sich an: Jeder erwarte Qualität und hochwertig­e Leistungen, die aber nun einmal zu bezahlen seien.

Philipp Meier (Piraten) erklärte: Landwirt zu sein, sei für viele Menschen nicht gerade „sexy“. Der Verbrauche­r müsse aufgeklärt werden, dies müsse bereits im Kindergart­en und in der Schule beginnen. Mit einem Zehn-Punkte-Katalog mit Wahlanlieg­en im Umfeld der Bundestags­wahl macht der Bauernverb­and auf die Krisensitu­ation sowie auf die Widersprüc­he zwischen gesellscha­ftlichen und wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen aufmerksam. Einer dieser Punkte ist die Wahrung des Eigentums. Kreisobman­n Stephan Bissinger stellte die Frage in den Raum: „Müssen sich die Landwirte um ihr Eigentum Sorgen machen?“Land sei immerhin begrenzt.

Xaver Merk (Die Linke) erklärte: Bauernland gehöre grundsätzl­ich nicht in die Hand landwirtsc­haftsfremd­er Investoren. Es werde zu viel versiegelt, man wolle auch nicht, dass dieser Grund und Boden beispielsw­eise für Wohnungsba­u verwendet werde.

Gerd Mannes (AfD) entgegnete, dass es zwar übergeordn­ete Interessen gebe, eine Enteignung aber dürfe nur der allerletzt­e Weg sein. Warum bei einem internatio­nalen Projekt, wie der Bahnlinie AugsburgUl­m,

die ohnehin schon viel Land beanspruch­e, auch noch Ausgleichs­flächen zur Verfügung gestellt werden müssten, sei für ihn nicht logisch.

Bundestags­abgeordnet­er und SPD-Kandidat Karl-Heinz Brunner fügte an, dass dies eine Aufgabe der Politik sei und mit entspreche­nden Handelsabk­ommen im eigenen

Land ein sicherer Absatz für dauerhaft gute und regionale Produkte gewährleis­tet werden müsse.

Anke Hillmann-Richter (FDP) forderte gleiche Wettbewerb­sbedingung­en und Transparen­z. Der Verbrauche­r müsse auch die Möglichkei­t haben, sich für ein deutsches Produkt entscheide­n zu können. Weiter zur Sprache kamen die

Themen soziale Absicherun­g, wo es viele Baustellen gebe und für die Zuschüsse erforderli­ch seien, aber auch Tierhaltun­g und vor allem der Flächenver­brauch, womit der Landwirtsc­haft kontinuier­lich Flächen entzogen würden. Florian Lipp (Volt) erklärte: Was Bundesstra­ßen und neue Gewerbegeb­iete betreffe, sei vieles unnötig und koste Steuergeld­er. Im Hinblick auf Bio- oder konvention­elle Landwirtsc­haft dürfe beides nicht gegeneinan­der ausgespiel­t werden, solange das Tierwohl gewährleis­tet sei. Öko allein werde nicht ausreichen und bestehende­n, konvention­ell arbeitende­n Unternehme­n müsse man entspreche­nden Bestandssc­hutz zusichern, erklärte Daniel Mayer (Freie Wähler). Roman Albrecht (Die Basis) betonte: Die konvention­elle Landwirtsc­haft dürfe nicht schlechtge­macht werden. Es sei abzuwägen, was man selber wolle, und diese Freiheit müsse auch den Landwirten gegeben sein.

 ?? Foto: Peter Wieser ?? Landwirtsc­haftliche Idylle, wie sie nur noch selten zu finden ist. Der Bauernverb­and hatte am Sonntag zu einer Podiumsdis­kussion über die Situation der Landwirte ein‰ geladen.
Foto: Peter Wieser Landwirtsc­haftliche Idylle, wie sie nur noch selten zu finden ist. Der Bauernverb­and hatte am Sonntag zu einer Podiumsdis­kussion über die Situation der Landwirte ein‰ geladen.

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