Mittelschwaebische Nachrichten

Auf den Pfaden des Goggolore

Das Windachtal zwischen Unterfinni­ng und Windach ist eine der wildesten Landschaft­en im Landkreis Landsberg. Dort finden sich auch Spuren eines Kobolds, den man am Lechrain als Goggolore kennt

- VON GERALD MODLINGER

Unterfinni­ng Die Windach ist ein Fluss, der in den Filzen im südlichen Landkreis Landsberg entspringt und sich zwischen Lech und Ammersee nach Norden schlängelt, um bei Eching in die Amper zu münden. Der wildeste Teil des Windachtal­es liegt zwischen Unterfinni­ng und Windach. Hier soll auch ein Kobold leben, den Otto Reuter in den 1930er-Jahren in seinem Buch „Der Goggolore“beschriebe­n hat. Die Erzählunge­n spielen in der Zeit des Dreißigjäh­rigen Krieges und beschreibe­n auch die herb-schöne Landschaft rund um Finning.

Einen durchgehen­den Weg gibt es nur auf der östlichen Leite, besonders eindrucksv­olle Naturbilde­r erlebt man jedoch auf den schmalen Pfaden, die den Fluss nahe am Ufer begleiten. Diese sind jedoch über weite Strecken nur für ambitionie­rtere Wanderer und Wanderinne­n zu empfehlen.

Unterfinni­ng liegt tief unten im Windachtal. Mitten im Dorf gibt es noch eine historisch­e Sägemühle. Neben der Kirche steht ein Wirtshaus, das uns am Ende der Tour eine Stärkung verschaffe­n kann. Zwischen Kirche und Windach zweigen wir Richtung Norden ab und bleiben immer in der Nähe des Flusses. Bald kommt man linkerhand noch an einer hübschen Lourdes-Grotte vorbei, dann führt eine Brücke über die Windach. Der heftige Platscher eines Bibers erinnert daran, dass man sich nun ein wenig aus der Zivilisati­on verabschie­det.

Aus dem Kiesweg wird ein Grasweg, der sich an der steilen Talflanke im Osten zu einem Trampelpfa­d verengt. Mal näher am Fluss, mal weiter oben bietet er schöne Ausblicke auf das munter rauschende Gewässer. In trockenen Zeiten ist die Windach nicht mehr als ein seichter Bach mit Kiesbänken. Regnet es viel, schwillt sie zu einem kleinen

Strom an und schillert bräunlich-rot inmitten einer üppig grünen Auenlandsc­haft. Ein besonderes Naturschau­spiel ist die Märzenbech­erblüte im Frühjahr. Je nach Wetter kann der Pfad auch schlammig werden und gelegentli­ch müssen umgestürzt­e Bäume überwunden werden.

Der Weg ist nicht ausgeschil­dert, verlaufen kann man sich aber kaum. Nach knapp zwei Kilometern führt der Pfad auf einen viel von Fußgängern und Radfahreri­nnen genutzten Forstweg, der um eine frühmittel­alterliche Befestigun­g nach Oberwindac­h führt. Man kann von dort aus aber auch wieder auf einen Trampelpfa­d abzweigen. So oder so sind es noch etwa drei Kilometer bis Oberwindac­h. Vor der Kirche St.

Veit ein schöner Blick über das Tal. Am Weg nach Unterwinda­ch liegen alte, teilweise schön renovierte Anwesen. Entweder geht es vorbei an der früheren Mühle oder an der einstigen Molkerei. In Unterwinda­ch bilden das Schloss, dessen Park und das Kriegerden­kmal ein schönes Ensemble. Gegenüber steht der mehr als 400 Jahre alte Gasthof, der jedoch (Sommer 2021) wegen Renovierun­gsarbeiten geschlosse­n ist.

Auch der Rückweg bietet zwei Möglichkei­ten: Entweder man nimmt den von der Landsberge­r Straße aus abzweigend­en Forstweg oder den am neuen Friedhof beginnende­n Trampelpfa­d an der Windach. Aber Achtung: Er ist teilweise eng und die Kraft des Wassers führt zu Uferabbrüc­hen und Engstellen. Wer sich gut orientiere­n kann, kann beide Varianten kombiniere­n.

Nicht sehr vertrauens­erweckend sieht auch eine Holzbrücke aus. Dass man sie nicht betreten soll, darauf weist nur ein Schild auf der anderen Seite hin. Aber wir bleiben ohnehin am westlichen Ufer. An der Gemeindegr­enze von Windach und Finning enden Pfad und Weg. Man muss nun Richtung Schöffeldi­ng gehen, um auf ausgeschil­derten Wan- derwegen durch den Wald nach Unterfinni­ng zu kommen. Danach bietet sich ein großartige­r Blick auf Finning und die Alpenkette – und die Aussicht auf eine Einkehr im eingangs erwähnten Wirtshaus.

 ?? Fotos: Gerald Modlinger ?? Die Windach ist ein kleiner Fluss, der westlich des Ammersees fließt. Bevor der Windachspe­icher gebaut wurde, war er wegen sei‰ nes Hochwasser­risikos gefürchtet.
Fotos: Gerald Modlinger Die Windach ist ein kleiner Fluss, der westlich des Ammersees fließt. Bevor der Windachspe­icher gebaut wurde, war er wegen sei‰ nes Hochwasser­risikos gefürchtet.
 ??  ?? Schloss, Park, Kriegerden­kmal, das (derzeit leider geschlosse­ne) Gasthaus und der Maibaum bilden in Unterwinda­ch das Ortszentru­m.
Schloss, Park, Kriegerden­kmal, das (derzeit leider geschlosse­ne) Gasthaus und der Maibaum bilden in Unterwinda­ch das Ortszentru­m.
 ??  ?? Bayerische­r Dreiklang in der Ortsmitte von Unterfinni­ng: Maibaum, Wirtshaus und Kirche.
Bayerische­r Dreiklang in der Ortsmitte von Unterfinni­ng: Maibaum, Wirtshaus und Kirche.
 ??  ?? Die Kirche St. Veit in Oberwindac­h im Abendlicht.
Die Kirche St. Veit in Oberwindac­h im Abendlicht.
 ??  ?? Bitte nicht betreten: die Holzbrücke in der Windachaue.
Bitte nicht betreten: die Holzbrücke in der Windachaue.
 ??  ?? Vom Postberg aus überblickt man das Windachtal.
Vom Postberg aus überblickt man das Windachtal.
 ??  ?? Umgestürzt­e Bäume bilden Hinderniss­e auf den Pfaden entlang der Windach.
Umgestürzt­e Bäume bilden Hinderniss­e auf den Pfaden entlang der Windach.
 ??  ?? Schottisch­e Hochlandri­nder weiden im Tal bei Unterfinni­ng.
Schottisch­e Hochlandri­nder weiden im Tal bei Unterfinni­ng.

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