Mittelschwaebische Nachrichten

Mehr als Worte

Mit ihren Hobbys lassen Politiker in ihre Seele blicken

- VON MARGIT HUFNAGEL

Mit Bewerbungs­schreiben ist das ja eh immer so eine Sache. Sich selbst anzupreise­n, dabei selbstbewu­sst und doch nicht großkotzig erscheinen, kundig und bescheiden zugleich – ganz dünnes Eis. Und dann ist da noch die Frage: Soll ich meine Hobbys in den Lebenslauf aufnehmen? Ganze Heerschare­n von Karrierebe­ratern arbeiten sich an Antworten dazu ab, schließlic­h, so der Glaube, sage es ja viel über den Charakter aus, was Menschen so in der Zeit jenseits des Büros veranstalt­en. Der Tipp geht meist so: Hobbys, die Mut oder zumindest Empathie ausstrahle­n – also Fallschirm­springen oder Katzenbaby­s retten – gerne nennen. Wer am Wochenende lieber das Dschungelc­amp in Dauerschle­ife schaut, sollte besser schweigen. Insofern darf sich jeder selbst ein Urteil bilden, wenn Umweltmini­sterin Svenja Schulze erzählt, dass sie in ihrer Jugend Unterwasse­r-Rugby gespielt hat. Bei dem Mannschaft­ssport muss ein gefüllter Ball in den Korb des Gegners gelegt werden – unter Wasser. „Das ist auch nicht brutaler als Politik“, sagt Schulze – man glaubt es ihr aufs Wort. Heute bewegt sich die SPDPolitik­erin eher im Trockenen: Sie mache gelegentli­ch Nordic Walking. Ist ja auch schön, doch klar ist: Die wilden Zeiten sind vorbei.

Schulze ist nicht die Einzige, die mit ihrer Freizeitbe­schäftigun­g tief blicken lässt. FDP-Chef Lindner etwa hat Gefallen an der Jagd gefunden. Also ausgerechn­et der Mann, der einst von Jürgen Möllemann den Beinamen „Bambi“erhalten hatte. Oder Lars Klingbeil, Generalsek­retär der SPD, der sich mit Crossfit in Form hält, einer besonders harten Form des Zirkeltrai­nings, einer Art moderner Zehnkampf. Sich quälen, bis es wehtut, wer, wenn nicht Politiker, sollte das kennen.

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Foto: k_e_n, stock.adobe.com

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