Mittelschwaebische Nachrichten

Cleveres Chamäleon

Detlev Buck entstaubt den Klassiker „Bekenntnis­se des Hochstaple­rs Felix Krull“

- VON DIETER OSSWALD

Lakonisch. Lässig. Cool – diese Prädikate bekommt der gelernte Landwirt Detlev Buck bereits seit seinem Debüt „Erst die Arbeit und dann“. Zum Programm gerät wenig später der Titel einer frühen Komödie „Wir können auch anders“. Nun nimmt sich der wohl entspannte­ste Regisseur der Republik mit „Bekenntnis­se des Hochstaple­rs Felix Krull“das Literatur-Schwergewi­cht Thomas Mann vor und zaubert daraus einen Berg erfrischen­d famoser Ideen, mit denen der Klassiker mit der notwendige­n Respektlos­igkeit entstaubt wird.

Der Jungstar Jannis Niewöhner gibt den charismati­schen Titelhelde­n, der mit viel Charme und noch mehr Fantasie jeden (und vor allem jede!) erfolgreic­h um den Finger wickeln kann. „Wenn man arm ist, darf man sich unter keinen Umständen an die Armut gewöhnen“, lautet die Parole des Sohnes eines Sektherste­llers, welcher sich einst das Leben nahm. Mehr schlecht als recht bringt die Mama mit einer kleinen Pension die Familie über die Runden. Felix will da schon ein bisschen mehr vom Leben. So souverän er sich um die Musterung schummelt, so gekonnt kapert er einen Job im Luxushotel. Lüsterne Gäste locken den Charmeur gern mit Geschenken, ob eine resolute Lady oder ein schüchtern­er Lord aus Schottland. Der wortgewand­te Felix hat sie alle im Griff, selbst die überrasche­nd angereiste Freundin oder jener Juwelier mit bösen Absichten verfallen dem Verwandlun­gskünstler ohne Widerstand. Last not least lockt ein unglücklic­h verliebter Marquis mit einem ziemlich unmoralisc­hen Angebot.

Als „philosophi­sche Komödie“beschreibt Buck seinen jüngsten Streich, zu dem Bestseller-Autor Daniel Kehlmann das Drehbuch lieferte. Tatsächlic­h geht es um Sein und Schein, um den Luxus, das große Fressen und die Moral. All das präsentier­t sich mit vergnüglic­her Leichtigke­it. Niewöhner hat spürbar Spaß als cleveres Chamäleon. Wenn Joachim Król als Krull-Gegenspiel­er in den Ring steigt, bekommt der sonst oft angestreng­te deutsche Film ein lässiges CoolnessDu­o vom Feinsten.

» Bekenntnis­se des Hochstaple­rs Felix Krull. Regie: Detlev Buck; Darsteller: Jan‰ nis Niewöhner, Joachim Król, Maria Furt‰ wängler, Désirée Nosbusch

 ?? Foto: Thomas Kost/Warner Bros/Bavaria Filmproduk­tion/dpa ?? Jannis Niewöhner (l.) als Felix Krull und Joachim Król als Kuckuck in „Bekenntnis­se des Hochstaple­rs Felix Krull“.
Foto: Thomas Kost/Warner Bros/Bavaria Filmproduk­tion/dpa Jannis Niewöhner (l.) als Felix Krull und Joachim Król als Kuckuck in „Bekenntnis­se des Hochstaple­rs Felix Krull“.

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