Mittelschwaebische Nachrichten
Kein Happy End für Geronimo
Der Kampf seiner Helfer war vergeblich
Wickwar/London Auch ein Fluchtversuch in letzter Minute war nicht erfolgreich: Nach langem Streit ist das Alpaka Geronimo in England getötet worden. Das Tier sei eingeschläfert worden, um die Ausbreitung der ansteckenden Rindertuberkulose zu verhindern, teilte das Landwirtschaftsministerium in London am Dienstag mit. „Niemand möchte infizierte Tiere töten müssen, wenn es vermeidbar ist“, sagte Christine Middlemiss, die oberste Tierärztin der Behörde. Sie nannte die Rindertuberkulose „die größte Bedrohung für die Tiergesundheit“im Land. Allein 2020 mussten mehr als 27000 infizierte Rinder getötet werden. Es habe also keine Alternative gegeben. Das sieht Geronimos Besitzerin anders. Helen Macdonald hatte bis zuletzt für ihr geliebtes Alpaka gekämpft.
Der Fall Geronimo hatte in Großbritannien über Wochen sogar die Familie von Premierminister Boris Johnson in Atem gehalten. Vater Stanley setzte sich öffentlichkeitswirksam für das Kleinkamel ein, auf Johnsons Ehefrau Carrie, einer engagierten Tierschützerin, ruhten die Hoffnungen von Geronimos Unterstützerinnen und Unterstützern. Fast 150000 Menschen unterzeichneten eine Petition, um das Alpaka zu retten. In London gab es eine Demonstration, auf dem Hof im westenglischen Dorf Wickwar schob eine selbst ernannte Bürgermiliz Wache – letztlich vergebens. Noch am Dienstag wurde Geronimo eingeschläfert, von der Umsetzung eines „Todesurteils“sprach die Boulevardzeitung Sun.
Am Morgen rückten Beschäftigte des Agrarministeriums in Schutzkleidung an – mit Polizeibegleitung. Eine Frau beschoss einen Beamten mit einer Wasserpistole und wurde vorübergehend festgenommen. Ansonsten blieb es bei Beschimpfungen und Schmähungen. Kurzzeitig gelang es Geronimo, seinen Häschern zu entkommen. Doch schließlich wurde das Tier eingefangen und in einen Anhänger geführt. Wenige Stunden später meldete das Ministerium Vollzug. Geronimos Besitzerin hatte ursprünglich angekündigt, sich einer Kugel für das Alpaka selbst in den Weg zu werfen.