Mittelschwaebische Nachrichten
Der Rekordmeister zieht um
Warum der VfB Friedrichshafen seine Heimspiele künftig in Neu-Ulm austrägt
NeuUlm/Friedrichshafen Dass in Ulm Volleyball auf höchstem Niveau gespielt wurde, ist schon eine Weile her. 1999 stiegen die Sportlerinnen des SSV Ulm 1846 in die Bundesliga auf, verpflichteten mit der Niederländerin Elles Leferink sogar die damals beste Spielerin Europas. 2003 wurden die Ulmerinnen deutscher Meister und Pokalsieger. Ein Jahr später war das Kapitel Spitzensport schon wieder beendet. Aus finanziellen Gründen. Mittlerweile spielen die SSV-Frauen in der Landesliga. Die Volleyball-Bundesliga kehrt in dieser Saison dennoch zurück in die Doppelstadt an der Donau. Der VfB Friedrichshafen, 13-facher deutscher Meister und Champions-League-Sieger bei den Männern, hat vor Kurzem überraschend erklärt, seine Heimspiele künftig in der Ratiopharm Arena in Neu-Ulm auszutragen.
Über 100 Kilometer sind es vom Bodensee nach Neu-Ulm. Den Aufwand nehme der Verein aber gerne auf sich, sagt VfB-Geschäftsführer Thilo Späth-Westerholt. Es ist nicht der erste Umzug. Die ZF-Arena, in der die Volleyballer lange spielten, wurde im September 2020 gesperrt. Weil das Dach baufällig und die Halle dadurch einsturzgefährdet war. Eine Sanierung, hieß es damals, würde knapp 21 Millionen Euro kosten. In der Messe Friedrichshafen fand die Mannschaft schnell eine provisorische Heimat. Dass dies nur eine Lösung auf Zeit ist, war allen Beteiligten bewusst. Nun zieht das Messegeschäft wieder an, nicht alle Heimspieltermine des VfB könnten abgedeckt werden. Laut Späth-Westerholt hätten die Volleyballer in der Saison 2021/2022 insgesamt 13 Wochen ausweichen müssen. Am Ende wäre aber der Ab- und Aufbau für Bundesliga, Champions League und Pokal zu zeit- und kostenintensiv gewesen.
Also machten sich die Verantwortlichen auf die Suche nach Alternativen und wurden in Neu-Ulm fündig. „Wir haben viele Möglichkeiten und Hallen geprüft. Aber entweder waren die Hallen belegt oder aber sie haben nicht die Anforderungen der Volleyball Bundesliga und des europäischen Verbands erfüllt“, erzählt der Geschäftsführer. Die Neu-Ulmer Multifunktionsarena erfüllt diese Kriterien – etwa mit 14 Metern Deckenhöhe.
Trainieren wird der Bundesliga-Rekordmeister weiterhin in der Messe – mit veranstaltungsbedingten Unterbrechungen. Derzeit steckt Cheftrainer Mark Lebedew mit seinem Team mitten in der Vorbereitung auf die neue Saison. Er sagt: „Ich bin zufrieden, die Jungs arbeiten gut und harmonieren hervorragend.“Geschäftsführer Späth-Westerholt hat für die neue Spielzeit, die am 6. Oktober in Neu-Ulm gegen Lüneburg beginnt, einen Wunsch: Man wolle die Zuschauerinnen und Zuschauer aus der Bodenseeregion weiterhin begeistern und gleichzeitig neue Fans im Großraum Ulm/Neu-Ulm dazu gewinnen. Der Geschäftsführer sagt: „Ich hoffe, dass wir auch in der neuen Halle großartig unterstützt werden.“