Mittelschwaebische Nachrichten

Der Rekordmeis­ter zieht um

Warum der VfB Friedrichs­hafen seine Heimspiele künftig in Neu-Ulm austrägt

- VON STEPHAN SCHÖTTL

Neu‰Ulm/Friedrichs­hafen Dass in Ulm Volleyball auf höchstem Niveau gespielt wurde, ist schon eine Weile her. 1999 stiegen die Sportlerin­nen des SSV Ulm 1846 in die Bundesliga auf, verpflicht­eten mit der Niederländ­erin Elles Leferink sogar die damals beste Spielerin Europas. 2003 wurden die Ulmerinnen deutscher Meister und Pokalsiege­r. Ein Jahr später war das Kapitel Spitzenspo­rt schon wieder beendet. Aus finanziell­en Gründen. Mittlerwei­le spielen die SSV-Frauen in der Landesliga. Die Volleyball-Bundesliga kehrt in dieser Saison dennoch zurück in die Doppelstad­t an der Donau. Der VfB Friedrichs­hafen, 13-facher deutscher Meister und Champions-League-Sieger bei den Männern, hat vor Kurzem überrasche­nd erklärt, seine Heimspiele künftig in der Ratiopharm Arena in Neu-Ulm auszutrage­n.

Über 100 Kilometer sind es vom Bodensee nach Neu-Ulm. Den Aufwand nehme der Verein aber gerne auf sich, sagt VfB-Geschäftsf­ührer Thilo Späth-Westerholt. Es ist nicht der erste Umzug. Die ZF-Arena, in der die Volleyball­er lange spielten, wurde im September 2020 gesperrt. Weil das Dach baufällig und die Halle dadurch einsturzge­fährdet war. Eine Sanierung, hieß es damals, würde knapp 21 Millionen Euro kosten. In der Messe Friedrichs­hafen fand die Mannschaft schnell eine provisoris­che Heimat. Dass dies nur eine Lösung auf Zeit ist, war allen Beteiligte­n bewusst. Nun zieht das Messegesch­äft wieder an, nicht alle Heimspielt­ermine des VfB könnten abgedeckt werden. Laut Späth-Westerholt hätten die Volleyball­er in der Saison 2021/2022 insgesamt 13 Wochen ausweichen müssen. Am Ende wäre aber der Ab- und Aufbau für Bundesliga, Champions League und Pokal zu zeit- und kosteninte­nsiv gewesen.

Also machten sich die Verantwort­lichen auf die Suche nach Alternativ­en und wurden in Neu-Ulm fündig. „Wir haben viele Möglichkei­ten und Hallen geprüft. Aber entweder waren die Hallen belegt oder aber sie haben nicht die Anforderun­gen der Volleyball Bundesliga und des europäisch­en Verbands erfüllt“, erzählt der Geschäftsf­ührer. Die Neu-Ulmer Multifunkt­ionsarena erfüllt diese Kriterien – etwa mit 14 Metern Deckenhöhe.

Trainieren wird der Bundesliga-Rekordmeis­ter weiterhin in der Messe – mit veranstalt­ungsbeding­ten Unterbrech­ungen. Derzeit steckt Cheftraine­r Mark Lebedew mit seinem Team mitten in der Vorbereitu­ng auf die neue Saison. Er sagt: „Ich bin zufrieden, die Jungs arbeiten gut und harmoniere­n hervorrage­nd.“Geschäftsf­ührer Späth-Westerholt hat für die neue Spielzeit, die am 6. Oktober in Neu-Ulm gegen Lüneburg beginnt, einen Wunsch: Man wolle die Zuschaueri­nnen und Zuschauer aus der Bodenseere­gion weiterhin begeistern und gleichzeit­ig neue Fans im Großraum Ulm/Neu-Ulm dazu gewinnen. Der Geschäftsf­ührer sagt: „Ich hoffe, dass wir auch in der neuen Halle großartig unterstütz­t werden.“

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