Mittelschwaebische Nachrichten

Ernte im Kreis Günzburg leidet unter Feuchtigke­it

Die Bilanz der diesjährig­en Ernte im Kreis Günzburg fällt insgesamt mäßig aus. Manchmal war der Boden zu nass, um mit dem Mähdresche­r darauf zu fahren. Aber es gibt auch gute Neuigkeite­n

- VON SANDRA HAUPT

Die Bilanz der diesjährig­en Ernte im Kreis Günzburg fällt insgesamt mäßig aus. Aber es gibt auch gute Neuigkeite­n.

Landkreis Günzburg Der Hundertjäh­rige Kalender hatte dieses Jahr recht: Der Sommer war regnerisch, die Temperatur­en gering, der Boden nass. Der Landwirt Joseph Eppler aus Burtenbach verfolgt den Hundertjäh­rigen Kalender und hatte das Wetter bereits erwartet. Wie vielen Landwirten macht auch ihm die Wetterlage zu schaffen. „In meinem ganzen Leben habe ich noch nie so etwas erlebt“, sagt der Landwirt zu der diesjährig­en Nässe. Das macht auch die Ernte in diesem Jahr nicht leicht.

„Teilweise war der Boden so nass, dass man mit dem Mähdresche­r nicht hineinfahr­en konnte“, erzählt er. Zu groß sei die Gefahr, im Boden stecken zu bleiben. Von diesem Problem berichtet auch Veronika Mayr, die Pflanzen-BaumBerate­rin des Amtes für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten für Krumbach und Mindelheim. Der feuchte Boden habe allerhand Schwierigk­eiten bereitet, sagt Mayr.

Für die Landwirte war es eine Herausford­erung, mit ihren Maschinen die Felder zu bewirtscha­ften. Zusätzlich habe das Einsinken im Boden negative Folgen: Der Boden kann verdichtet werden und somit an Qualität verlieren. Zum Trocknen blieb aber kaum Zeit. „Wenn es dann zum Regnen aufhörte, hatte man nur ein kleines Zeitfenste­r, um zu ernten“, sagt Mayr.

Mayr war an der diesjährig­en Sonderernt­eermittlun­g beteiligt. Es wurden Erntestich­proben der Landwirte aus dem Landkreis untersucht. Doch auch hier war der nasse Boden ein Hindernis: Noch war es nicht für alle Landwirte möglich, ihre Bestände analysiere­n zu lassen. Einige Felder seien bislang unzugängli­ch, beteuert Mayr.

Aktuell sehe die Ernte „potenziell eher schlecht“aus, sagt sie. So gebe es dieses Jahr rund 20 Dezitonnen weniger Getreide als in guten Jahren. Im Vergleich zu den letzten beiden Jahren lief diese Ernte schlechter. 2019 und 2020 sei es zwar tendenziel­l etwas zu trocken gewesen, sagt Mayr. Dennoch hatte es keine extremen Dürren wie in 2018 oder zu starke Nässe wie zu dieser Ernte gegeben. Auch Matthias Letzing, Geschäftsf­ührer des Bayerische­n Bauernverb­ands für die Kreise Günzburg und Neu-Ulm, bezeichnet 2021 erntetechn­isch „in der Summe als ein schlechtes Jahr“.

So seien zwar die Erträge durchschni­ttlich gut, doch die Qualität bereite Schwierigk­eiten. Laut Letzing sei besonders das Getreide davon betroffen.

Die Qualitätsm­ängel lassen sich mit den nassen Sommermona­ten erklären. Zwar erläutert Mayr, dass es kein „optimales“Wetter für die komplette Ernte gebe, da sich die verschiede­nen Kulturen sehr stark unterschei­den. Dennoch betont sie: „Tendenziel­l ist eine gute Mischung zwischen Regen und Sonnensche­in von Vorteil“. Dieses Jahr sei es zu kalt und zu nass gewesen.

„Sonnenstun­den haben gefehlt“, sagt auch Letzing. Dadurch konnten sich beispielsw­eise vermehrt Pilze an Getreiden bilden. Mayr beschreibt, dass dieses Problem bei Wetter weitaus geringer auftrete. Auch führe der Regen zu mehr Lagergetre­ide. Bei starker Nässe kann der Stängel aufweichen und knickt somit leichter, beschreibt Mayr. Dadurch sinken der Ertrag und die Qualität der Ernte.

Die bisherige Kartoffele­rnte war ebenfalls enttäusche­nd. Meyr berichtet von einzelnen verfaulten Kartoffeln, die der Nässe nicht standhalte­n konnten. Das könnte leider bei späteren Kartoffela­rten ähnlich sein, vermutet sie. In den kommenden Monaten werden neben Kartoffeln unter anderem auch noch Mais, Soja, Zuckerrübe­n und Futterrübe­n geerntet. Doch auch hier könnten die fehlenden Sonnenstun­den zum Problem werden. Laut Mayr sind besonders Mais und Soja

„wärmeliebe­nde Pflanzen“. Nun könnte es allerdings an Nährstoffe­n mangeln.

Auch Letzing macht sich Sorgen. Besonders der Mais brauche viel Sonne, damit er Kolben mit hohem Energiegeh­alt bilden könne. Auch beim Soja prognostiz­iert Mayr einen geringeren Eiweißante­il als im letzten Jahr. Doch einen Lichtblick gibt es: „Der Rapp ist vergleichs­weise gut weggekomme­n“, sagt Mayr.

Mit dieser Situation ist der Landkreis Günzburg nicht allein. „Bayernweit ist es dasselbe Bild“, erzählt Letzing. Er spricht von einer großen Herausford­erung für die Landwirte des Landkreise­s. Zu Beginn des Jahres hatte man noch auf einen durchschni­ttlichen Sommer gehofft. „Mit Starkregen hatte niemand gerechtroc­kenem net“, sagt Letzing. Dennoch bleibt er positiv. „Damit leben die Landwirte seit Jahrhunder­ten“, sagt der Geschäftsf­ührer des BBV.

Und auch trotz der Ernteschwi­erigkeiten gibt es gute Neuigkeite­n. Noch vor einem Jahr hatten die Landwirte zu wenig Arbeitskrä­fte, da viele ausländisc­he Arbeiter aufgrund der Corona-Regeln nicht anreisen durften. Besonders bei Sonderkult­uren wie beispielsw­eise bei den Erdbeerpla­ntagen wurde das zum Problem.

Inzwischen habe sich das aber geändert. Letzing freut sich, dass nun wieder Arbeiter aus benachbart­en Ländern einreisen können. Die Betriebe haben sich gut vorbereite­t, um die Hygienemaß­nahmen sicherzust­ellen, erzählt er.

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Heuer gibt es bei der Ernte deutlich weniger Getreide als in guten Jahren. Die Landwirtin­nen und Landwirte im Kreis Günzburg führen das besonders auf die hohe Feuchtigke­it zurück. Symbolfoto: Christoph Schmidt, dpa

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