Mittelschwaebische Nachrichten

Steuerbetr­ug: Meldeporta­l für alle?

Weiter Wirbel um Online-Idee der Grünen

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Stuttgart Trotz der Kritik an einer neuen anonymen Meldeplatt­form für Hinweise auf Steuerbetr­ug hält Baden-Württember­g an seinem Online-Modell für die Finanzämte­r fest. „Wir sind davon überzeugt, dass es ein richtiger Schritt ist“, sagt Finanzmini­ster Danyal Bayaz (Grüne). Das Land habe lediglich etwas online eingeführt, was es bereits bundesweit gegeben habe. „Das gibt es bereits, dass sich in jedem Bundesland, beispielsw­eise auch in Bayern, Menschen anonym an die Steuerbehö­rden wenden können“, sagte Bayaz. „Nur eben nicht online. Aber das Mittel ist da, und über das Mittel wird ja offenbar gestritten.“

Auch der Bundesvors­itzende der Deutschen Steuergewe­rkschaft, Thomas Eigenthale­r, wies die Kritik an der Meldeplatt­form zurück. „Das ist zu einem großen Teil Wahlkampfg­etöse“, sagte er dem Handelsbla­tt. Außerdem seien Begriffe wie „Stasi-Methoden“und „DDR-Mentalität“für die Steuerverw­altung „ehrabschne­idend“. Anonyme Anzeigen gebe es, seit es Finanzämte­r gebe. Das Portal in Baden-Württember­g sei eher eine Verbesseru­ng, denn die Steuerverw­altung könne durch gezielte Rückfragen den „Anzeigensc­hrott“von „werthaltig­en Hinweisen“trennen.

Bayaz wurde nicht nur auf der politische­n Bühne attackiert, sondern auch in den sozialen Medien. Die übelsten Beleidigun­gen werde er zur Anzeige bringen, teilte dessen Ministeriu­m mit. Gestritten wird nun auch über ein mögliches ähnliches Portal auf Bundeseben­e. Grünen-Kanzlerkan­didatin Annalena Baerbock kann sich das jedenfalls vorstellen: „Wir müssen Orte schaffen, wo auch gemeldet werden kann, wenn man weiß, dass es zu heftigem Steuerbetr­ug kommt.“

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