Mittelschwaebische Nachrichten
Bahnstreik: So ist die Lage in der Region
Zum dritten Mal bestreiken die Lokführer der Gewerkschaft GDL Regionalbahnen und die Fernzüge. Der Ausstand dauert noch bis zum Dienstag. Warum im Allgäu die Reisenden besonders selten vorankommen
München Verspätungen, Zugausfälle und Ersatzverkehr: Hunderttausende Pendler und andere Bahnreisende müssen zum dritten Mal viel Geduld haben. Viel Geduld. Diesmal streikt die Lokführergewerkschaft bis Dienstag, 7. September, 2 Uhr. „In Bayern fällt ein Großteil der Züge aus. Der Ersatzfahrplan läuft und sollte im Berufsverkehr halbwegs funktionieren“, sagte ein Sprecher der Lokführergewerkschaft GDLBayern unserer Redaktion.
Der Ersatzfahrplan sei am Donnerstagmorgen stabil angelaufen, teilte ein Bahnsprecher mit. Dieser sehe vor, dass im Regionalverkehr 40 Prozent des regulären Fahrplans angeboten werden. Im Fernverkehr fahren etwa 25 Prozent der Züge. In München und Nürnberg fahren die S-Bahnen meist im Stundentakt. Trotz des Streiks blieb die Lage im Berufsverkehr vielerorts morgens verhältnismäßig ruhig. Nur wenige Fahrgäste erkundigten sich laut dpa am Münchner Hauptbahnhof nach Verbindungen. Auch auf den bayerischen Autobahnen und in der Landeshauptstadt war nicht ungewöhnlich viel Verkehr.
Besonders hart traf der Streik Pendler und Reisende im Allgäu. Großteil der Verbindungen fiel flächendeckend aus, wie der GDLSprecher sagte. Betroffen waren der Bereich Memmingen, Kempten, Buchloe und Lindau. Als Schienenersatzverkehr sollen einige Busse bis in den späten Donnerstagabend eingesetzt werden. Besonders am Morgen und Abend müssen Fahrgäste mit Ausfällen im gesamten Allgäu rechnen. Grund dafür ist, dass Fahrdienstleister streiken und dadurch in den Stellwerken weder Signale noch Weichen gestellt werden.
Am Augsburger Hauptbahnhof war die Lage eher entspannt. Fahrgäste erreichten problemlos die Züge, die fuhren. Der Fugger-Ex
in Richtung München und die Strecke nach Nürnberg sind besonders betroffen, hieß es von der GDL. In Oberbayern kam es zu einigen Ausfällen: Auf der Strecke München–Ingolstadt und München–Garmisch-Partenkirchen fuhren stündlich Züge. Der Flughafenexpress von Landshut zum Münchner Flughafen fuhr ebenfalls kaum.
Nicht bestreikt werden von der GDL Konkurrenten der Deutschen Bahn. Allerdings sind auch bei ihnen Einschränkungen infolge der Streiks möglich, da es – wie im Allgäu – zu Komplikationen im Schienennetz kommen kann: Wenn auch Fahrdienstleiter in den Streik treten würEin den. Beispielsweise könnten die Stellwerke auf den Strecken der Bayerischen Regiobahn (BRB) betroffen sein. Das würde Verspätungen und Zugausfälle bei den anderen Unternehmen bedeuten.
Was müssen Reisende für den Bahnstreik wissen? Fahrgäste sollten sich über die Reiseauskunft auf der Website oder über die BahnApp informieren, welche Züge fahren. Die DB empfiehlt ihren Kunden, die Reisen nach Möglichkeit weiterhin zu verschieben. Alle gebuchten Fahrkarten des Fernverkehrs für Strecken, die bis 7. September vom GDL-Streik betroffen sind, behalten ihre Gültigkeit. Sie können bis 17. September flexibel genutzt werden. Bei Sparpreisen und Super Sparpreisen ist die Zugbindung aufgehoben.
Die GDL-Mitglieder streiken für höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen. Unter anderem verlangen sie eine Corona-Prämie von 600 Euro und 3,2 Prozent mehr Geld in zwei Stufen. Die Bahn will die Erhöhung nach den CoronaVerlusten über eine längere Zeit strecken. Dahinter schwelt in der Belegschaft ein Streit zwischen GDL und der größeren Eisenbahnund Verkehrsgewerkschaft EVG darum, wer letztlich die Tarifverpress träge mit dem Unternehmen maßgeblich aushandelt.
Der festgefahrene Tarifkonflikt zwischen der Bahn und der Lokomotivführergesellschaft GDL geht in die nächste Runde. Ist der Streik der GDL bei der Deutschen Bahn verhältnismäßig? Darüber hatte am Donnerstag die Justiz zu entscheiden. Die DB hatte beim Arbeitsgericht Frankfurt am Main einen Antrag auf einstweilige Verfügung gegen den Arbeitskampf gestellt. „Das Streikrecht ist ein hohes Gut. Allerdings sind Streiks nur dann zulässig, wenn sie sich im Rahmen des geltenden Rechts bewegen. Das ist nach unserer Auffassung bei den Streiks der GDL nicht der Fall“, so DB-Personalvorstand Martin Seiler. Und weiter: „Wir haben jetzt das dritte verbesserte Angebot vorgelegt – ohne dass die GDL ernsthaft mit uns in Verhandlungen eingetreten wäre.“
Auch den Vorschlag, mithilfe eines Schlichters oder Moderators nach einer Lösung zu suchen, habe die Gewerkschaft abgelehnt. Im Interesse der Kunden und Mitarbeitenden habe der Konzern nun handeln müssen und werde die Streiks deshalb rechtlich überprüfen lassen. Das Gericht lehnte den Antrag am Donnerstag jedoch ab.