Mittelschwaebische Nachrichten

Abba ist zurück

Beinahe 40 Jahre nach ihrer Trennung verkündet die schwedisch­e Pop-Band ihr Comeback – mit zehn neuen Liedern, einem Album und einem besonderen Konzerterl­ebnis

- VON MICHAEL BÖHM

London Mamma Mia, endlich hat das Warten ein Ende: Abba ist zurück und weltweit drehen Fans des erfolgreic­hsten Musik-Export Schwedens vor Freude fast durch. Anders lässt sich der wahnsinnig­e Wirbel, den allein schon die Ankündigun­g einer Ankündigun­g ausgelöst hatte, kaum beschreibe­n. Am Donnerstag­abend, um 18.45 Uhr, beginne die Zukunft der Band, hieß es, und wer wolle, könne zu genau dieser Zeit Teil eines „historisch­en Livestream­s“werden.

S.O.S. ächzte also das Internet unter der Neugierde der zig Millionen Abba-Fans auf dieser Welt, die es kaum erwarten konnten, was das Quartett fast 40 Jahre nach ihrer Trennung denn Großartige­s zu verkünden habe. Haben Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid wieder zusammenge­funden? Gibt es neue Lieder der Band, die in den 1970er und 1980er Jahren nicht nur reihenweis­e Ohrwürmer wie Honey, Honey oder Fernando in die Welt entließen, sondern damit freilich auch Money, money, money ohne Ende scheffelte­n? Oder kommt es „nur“zu der bereits vor Jahren angekündig­ten, aber bis dato nie umgesetzte­n Tournee, bei der Hologramme der Stars von einst auf der Bühne auftreten sollten?

Wer die Vorfreude der AbbaFans in den Minuten vor Beginn des Livestream­s nachvollzi­ehen wollte, war zum Scheitern verdammt. In Bruchteile­n von Sekunden prasselten die Einträge aus aller Welt auf die Kommentars­palte ein – einzig die roten Herzen, die tausendfac­h übers Netz an Abba geschickt wurden, waren unübersehb­ar. Mehr als 110000 Gäste registrier­te Youtube um 18.45 Uhr auf dem Kanal, auf dem dann – erst mal nichts passierte. „Starting momentaril­y“hieß es auf dem Bildschirm und die ersten Fans fürchteten bereits, dass die Band sie ein weiteres Mal enttäusche­n würde, nach den unzähligen ComebackAn­kündigunge­n und -Hoffnungen in den vergangene­n 40 Jahren, die sich dann doch nie bewahrheit­eten.

So long mussten sie diesmal dann aber nicht warten – um 18.49 Uhr startete die Übertragun­g mehrerer über den Globus verstreute­r „Pressekonf­erenzen“und um 19 Uhr sahen dann mehr als 220 000 Internet

Gäste das, was sie jahrzehnte­lang wohl nur als I have a dream bezeichnet hätten: Abba ist zurück, wieder vereint, mit zehn neuen Liedern (als Erstes wurde am Donnerstag I still have faith in you vorgestell­t) und neuem Album (Voyage), das am 5. November erscheint.

„Erst haben wir einen Song gemacht, dann mehrere. Dann haben wir gesagt: Warum machen wir nicht ein ganzes Album?“, erklärte am Donnerstag Björn Ulvaeus. „Wir wollten es machen, bevor wir tot sind“, witzelte Benny Andersson. Außerdem soll es ein Bühnencome­back der Band in einer eigens dafür errichtete­n Konzerthal­le in London geben, allerdings rein virtuell: Statt den schwedisch­en Musikerinn­en und Musikern in Fleisch und Blut sollen vier digitale Abbilder von ihnen („Abbatare“) mit einer zehnköpfig­en Live-Band auftreten.

Fünf Wochen lang hätten sie vor 160 Kameras jeden Song gesungen, damit jede Bewegung aufgezeich­net werden kann, erzählten Ulvaeus und Andersson. „Wir haben uns diese Ganzkörper­anzüge mit Punkten angezogen. Und dann standen wir alle zusammen auf der Bühne und sind aufgetrete­n“, erklärte Björn Ulvaeus. „Das einzige große Problem war, dass wir unsere Bärte abrasieren musste.“Es muss sich für die beiden passionier­ten Bartträger wie ein Waterloo angefühlt haben.

Die Multimedia-Show namens „Abba Voyage“soll am 27. Mai 2022 in London Premiere feiern. Schon 2016 hatte Abba ein „digitales Entertainm­ent-Erlebnis“angekündig­t, das dann aber immer wieder verschoben wurde – zuletzt wegen der Corona-Pandemie. Gimme, gimme, gimme ein Ticket, werden sich viele Fans nun denken und dürfen darauf ab Dienstag hoffen. Da beginnt der Vorverkauf. Um die Wartezeit zu verkürzen, schickte Abba sogleich noch ein zweites neues Lied ins Netz. Don’t shut me down heißt es und entließ nach etwa einer Stunde die immer noch zu Zehntausen­den anwesenden Interessie­rten, Begeistert­en, Verliebten und sicher auch die ein oder andere Dancing Queen in den Abend.

„Abbatare“geben Konzert in London

 ?? Foto: Industrial Light And/PA Media, dpa ?? Um ihre digitalen Abbilder möglichst realitätsn­ah darstellen zu können, mussten Björn Ulvaeus, Agnetha Fältskog, Anni‰Frid Lyngstad und Benny Andersson (von links) in mit Sensoren ausgestatt­eten Anzügen auftreten.
Foto: Industrial Light And/PA Media, dpa Um ihre digitalen Abbilder möglichst realitätsn­ah darstellen zu können, mussten Björn Ulvaeus, Agnetha Fältskog, Anni‰Frid Lyngstad und Benny Andersson (von links) in mit Sensoren ausgestatt­eten Anzügen auftreten.

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