Mittelschwaebische Nachrichten

Kimmich und der Abiball vor acht Jahren

- VON MARCO SCHEINHOF sma@augsburger‰allgemeine.de

Mit dieser Antwort hatte wohl kaum einer gerechnet. Joshua Kimmich war gefragt worden, welche Bedeutung für ihn die Rückkehr nach Stuttgart habe. Dorthin, wo er beim ortsansäss­igen Fußballklu­b VfB seine Jugendzeit verbracht hat. Am Sonntag wird er im VfB-Stadion mit der Nationalma­nnschaft gegen Armenien spielen, schon die gesamte Woche verbringt der DFB-Tross im Waldhotel. Nun hätte Kimmich von seiner Zeit beim VfB schwärmen können, von einer Rückkehr, die nostalgisc­he Gefühle bei ihm wecke. Kimmich aber musste zuerst an seinen Abiball vor acht Jahren denken. Der hatte nämlich genau dort stattgefun­den, wo er auch am Mittwoch in der Pressekonf­erenz saß. In einem Veranstalt­ungsraum des Waldhotels. Schöne Erinnerung­en seien das, sagte Kimmich.

Dabei blieben allerdings etliche Fragen offen: Mit wem schwang er damals das Tanzbein, wenn er es überhaupt tat. Oder war Kimmich eher der Typ, der vom Rand zusah, wie sich die anderen auf der Tanzfläche abmühten? Nur weil er ein begnadeter Fußballer ist, muss er ja nicht das gleiche Talent für Walzer oder Slow Foxtrott haben. Körpergefü­hl und Ausdruckss­tärke auf dem Fußballpla­tz bedeuten nicht gleich unbeschwer­tes Hinwegglei­ten auf der Tanzfläche. Oder schlummern da Talente im Mittelfeld­chef, die bislang unentdeckt blieben? Womöglich ist das Tanzen eine Kunstform, die auch im Kreise der Nationalma­nnschaft zelebriert wird. Ein Manuel Neuer etwa am Abend im Hotel am Klavier, der den Takt vorgibt, zu dem Thomas Müller kunstvoll seine Hüften schwingt. Immerhin sind ja Freudentän­ze im Fußball nicht ganz unbekannt. Dumm nur, dass die Nationalel­f zuletzt wenig Grund hatte, siegestrun­ken einen ordentlich­en Disco Fox hinzulegen.

Über seine Fähigkeite­n als Tänzer also schwieg Kimmich. Über sein Talent als Handwerker nicht. Im Lockdown habe er versucht, eine Bank und einen Sandkasten zu bauen. Beides sei eher Murks geworden, mit Schwachste­llen, die der TÜV so nie akzeptiere­n würde. Gut, dass Kimmich eine andere Beschäftig­ung gefunden hat. Als Fußballer läuft es ja ganz ordentlich.

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