Mittelschwaebische Nachrichten
Peri stockt Haus mit 3DDruck auf
Die Weißenhorner Firma feiert mit der neuen Technik eine weitere Premiere
Weißenhorn/Lindau Der nächste Schritt bei der Weiterentwicklung der 3D-Betondruck-Technologie ist aktuell in Lindau am Bodensee zu sehen. Dort realisiert das 3D-Betondruck-Team von Peri eine Wohnhausaufstockung. Nach einer Idee und Planung des Architekturbüros Bodensee Architektur wird auf ein bestehendes Einfamilienhaus ein neues Stockwerk gedruckt, umgesetzt von Baldauf Gebäudedruck. Dieses Verfahren zur Wohnhausaufstockung wird Peri zufolge weltweit zum ersten Mal mit einem 3D-Betondrucker ausgeführt.
In einer Pressemitteilung des Weißenhorner Unternehmens wird Fabian Meyer-Broetz, Leiter der Peri-3D-Betondruckaktivitäten, mit folgenden Worten zitiert: „Wir betreten hier einmal mehr Neuland mit unserer 3D-Betondruck-Technologie.“Technologisch sei insbesondere der Aufbau des Druckers aufgrund der Hanglage des Grundstückes eine neue Herausforderung gewesen. „Das Projekt in Lindau zeigt einmal mehr, wie flexibel und vielseitig einsetzbar diese neue Technologie ist“, sagt Meyer-Broetz.
Das Haus, das im Jahr 1960 erbaut wurde, wird vom planenden Architekten André Baldauf und seiner Familie bewohnt. „Die wichtigsten Themen unserer Zeit sind der schonende Umgang mit unserer Erde und die Digitalisierung aller Bereiche. Das Bauwesen hat darauf bisher wenige Antworten“, sagt André Baldauf. „Durch den verwendeten Materialmix bei unserem Projekt – aus hoch CO2-bindender Neptungrasdämmung, einem HolzFaltdach und dreidimensional gedruckter Tragstruktur – konnten wir die Gebäudeerweiterung annähernd CO2-neutral errichten, ohne uns nur auf ein Baumaterial zu konzentrieren.“Die Wände wurden Baldauf zufolge in 3D geplant und gedruckt, das Holzdach wurde nach 3D-Plänen montagefertig abgebunden. „So planen und bauen wir heute“, betont der Architekt.
Zunächst wurde das alte Dach abgebaut und eine neue Betondecke auf die bestehende Bausubstanz aufgesetzt. Auf diese konnte dann das neue Stockwerk gedruckt werden. Nach Fertigstellung wird das neue Stockwerk eine Grundfläche von 120 Quadratmetern und eine Höhe von 3,70 Meter haben.
Wie bei den erfolgreichen Druckprojekten der Wohnhäuser in Beckum in Nordrhein-Westfalen, im Weißenhorner Stadtteil Wallenhausen und Tempe (Arizona, USA) setzt Peri bei der Wohnhausaufstockung in Lindau den Portaldrucker „Cobod Bod2“ein. Diese Drucktechnologie stammt vom dänischen Hersteller Cobod, an dem Peri bereits seit 2018 beteiligt ist.
Bei dieser Technik bewegt sich der Druckkopf über drei Achsen auf einem fest installierten Metallrahmen. Der Vorteil: Der Drucker kann sich an jede Position innerhalb der Konstruktion bewegen und muss nur einmal kalibriert werden. Der Bod2 sei so zertifiziert, dass auch während des Druckvorgangs im Druckraum gearbeitet werden könne, teilt das Unternehmen mit. Demnach können manuelle Arbeiten, wie zum Beispiel das Verlegen von Leerrohren und Anschlüssen, auf diese Weise einfach in den Druckprozess integriert werden. Mit einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde ist der Bod2 Peri zufolge aktuell der schnellste 3D-Betondrucker auf dem Markt. Für einen Quadratmeter doppelschalige Wand benötige der Bod2 rund fünf Minuten.
Das zum Druck eingesetzte Material „i.tech 3D“wurde von Heidelberg Cement speziell für den 3D-Druck entwickelt. Seine Eigenschaften seien angepasst auf die besonderen Anforderungen des 3D-Drucks mit Beton, berichtet Peri, und es harmoniere sehr gut mit dem Bod2.