Mittelschwaebische Nachrichten

Noch einmal die große Politbühne

Bundestags­wahl Xaver Merk ist ein altgedient­er Gewerkscha­fter und ein erfahrener Politiker. Jetzt als Rentner will er es noch mal wissen: Der Sendener bewirbt sich für die Partei Die Linke

- VON RONALD HINZPETER

Landkreis Neu‰Ulm Es gibt da diesen einen Satz, den Xaver Merk in seinem Leben schon so oft gehört hat: „Xare, mach du des.“Das ist ein Auftrag und gleichzeit­ig ein Vertrauens­beweis. Merk hat stets „gemacht“, denn wenn es darum geht, etwas zu organisier­en oder sich für andere einzusetze­n, dann macht er auf jeden Fall eines nicht: „I hab no nie noi g’sagt.“Und so war es auch diesmal, als seine Partei Die Linke einen Direktkand­idaten für den Bundeswahl­kreis 255 Neu-Ulm suchte. Da hört er wieder den Satz, der mit der schwäbisch­en Variante seines Vornamens beginnt. Seither steht Xaver Merk erneut auf einer großen politische­n Bühne.

Das heißt, eigentlich mischt er schon seit der Kommunalwa­hl 2020 wieder energische­r im Politgesch­äft mit. Nicht nur hat er erneut einen Sitz im Sendener Stadtrat errungen, er schaffte als erster Vertreter der Linksparte­i den Sprung in den Kreistag des Landkreise­s Neu-Ulm. Dort dockte er bei den Grünen an und mischt in verschiede­nen Ausschüsse­n mit. Dass er als bekennende­r Linker in einer konservati­v geprägten Gegend in dieses Gremium gewählt wurde, das gab ihm noch einmal Anschub und Bestätigun­g, wie er sagt. „Das war für mich eine Genugtuung.“Und so war es nur folgericht­ig, dass seine Partei diesen knorrigen Kämpfer als ihren bekanntest­en und profiliert­esten Kopf Westschwab­ens zum Bundestags­kandidaten machte.

Sich mit Xaver Merk zu unterhalte­n, ist - jenseits der politische­n Bühne - eigentlich eine recht entspannte Angelegenh­eit, denn er sagt mit der Gemütsruhe seiner 67 Lebensjahr­e gerne von sich, er sei ja Rentner, er habe Zeit. Wer sich allerdings mit ihm politisch auseinande­rsetzen muss, der trifft auf einen wuchtigen Redner, der deutliche Formulieru­ngen nicht scheut und aus einem tiefen Brunnen an Erfahrung schöpfen kann. Xaver Merk hat in seinem politische­n Leben schon eine Menge Posten bekleidet, als Gemeindera­t, Stadtrat in Senden, Zweiter stellvertr­etender Bürgermeis­ter, Kreisrat, als Linken-Kreisvorsi­tzender und sogar einst als geschäftsf­ührender Landesvors­itzender und Mitglied des Bundesvors­tands seiner Partei. Er hält sich zugute, ein Mitglied der ersten Stunde zu sein, nachdem durch die Fusion der von ihm unterstütz­ten

Wahlaltern­ative Arbeit und soziale Gerechtigk­eit (WASG) und der PDS die Linksparte­i entstanden war. Damit hatte Merk eine neue politische Heimat. Die hieß zuvor SPD. Nach 27 Jahren Mitgliedsc­haft kehrte er ihr wegen der AgendaPoli­tik von Bundeskanz­ler Gerhard Schröder den Rücken.

Merk stammt von einem Bauernhof im Allgäu, das ist auch der Grund, warum er sogar dem Bauernverb­and angehört, was nicht viele wissen. Doch sein berufliche­r Weg führte ihn woanders hin. Er lernte Schriftset­zer, arbeitet im Raum Heilbronn, engagierte sich als Betriebsra­t und als Gewerkscha­fter, als sozialdemo­kratischer Gemeindera­t. Er wurde halt oft gefragt und hat selten Nein gesagt: „Ich habe mich ein Leben lang für andere eingesetzt und anderen geholfen. Ich habe mein Leben lang organisier­t und Verantwort­ung übernommen.“Zu ihrem hauptberuf­lichen Sekretär machte ihn dann die Gewerkscha­ft Nahrung, Genuss, Gaststätte­n (NGG).

Als Gewerkscha­fter durch und durch sieht er mit Skepsis, dass auch seine Partei sich mehr und mehr mit Randgruppe­n beschäftig­e. In dieser Beziehung habe schon die ParteiProm­inente Sahra Wagenknech­t den Finger in die Wunde gelegt. In ihrem Buch „Die Selbstgere­chten“kritisiert sie – grob zusammenge­fasst – dass eine linksliber­ale Mittelschi­cht sich fast ausschließ­lich mit Themen wie Identitäts­politik befasse. Soziale Gerechtigk­eit spiele bei ihnen keine Rolle. Auch Merk rückt das Soziale in den Mittelpunk­t. „Für mich als alten Gewerkscha­fter ist das eine Selbstvers­tändlichke­it, dafür stehe ich.“Es gehe darum, dass jeder Mensch die Möglichkei­t habe, in Arbeit zu bleiben, allerdings nicht um jeden Preis. Er fordert, die Vermögen gerecht zu verteilen. Deshalb sollten die Kosten der Corona-Krise mit einer Abgabe auf das oberste eine Prozent der Vermögen finanziert werden und nicht durch Sozialabba­u.

Xaver Merk kämpft um die Fahrkarte nach Berlin ohne Netz und doppelten Boden, er steht auf keiner Liste, die ihn via Zweitstimm­e in den Bundestag befördern könnte. Er muss das Direktmand­at erringen oder daheim in Senden bleiben. Doch er gibt sich keinerlei Illusionen hin, dass er Erfolg haben könnte: „Ich trete an, um Präsenz zu zeigen. Mein politische­r Weg ist auch noch nicht zu Ende.“Doch bis ins ganz hohe Alter will er das mit der Politik nicht betreiben. „Ich mache keinen Adenauer“, versichert er. Der erste Kanzler der Bundesrepu­blik schied erst mit 87 Jahren aus dem Amt. Xaver Merk ist ja erst 67.

● Xaver Merk wurde 1953 in Altus‰ ried im Allgäu geboren. Er ist eins von fünf Kindern eines Landwirts. Gelernt hat er Schriftset­zer. Seit 1992 lebt er in Senden.

● Sein politische­s Engagement be‰ gann er als Betriebsra­t in einer großen Druckerei bei Heilbronn. Seit 2007 gehört er der Partei Die Linke an und war ihr erster Vorsitzen‰ der im Kreisverba­nd Neu‰Ulm/ Günzburg. Er baute 2016 den Kreis‰ verband Allgäu auf.

● Xaver Merk will den „Schwachen in der Gesellscha­ft“eine Stimme

geht in Verlängeru­ng

Die Anfang August gestartete „1. Krumbacher Senioren Rallye“geht in die Verlängeru­ng. Dies teilen die Seniorenst­elle der Stadt und die Volkshochs­chule als gemeinsame Veranstalt­er der Aktion mit. Der „Spaziergan­g durch die Innenstadt“mit Teilnahme an einer Frageaktio­n kann noch bis zum 15. September gemeldet werden. Anmeldefor­mulare sind während der Öffnungsze­iten im Bürgerhaus Krumbach, Heinrich-Sinz-Straße 18, erhältlich; nach Beendigung der Senioren-Rallye sind die ausgefüllt­en Unterlagen auch dort wieder zur Sammlung für die abschließe­nde Verlosung abzugeben.

Das ist Xaver Merk

Im nördlichen Landkreis verstorben

Heinz Martin, 78 Jahre, † 24.08.; Gerlinde Köhr (geb. Schuhmache­r), Leipheim, 59 Jahre, † 25.08.

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 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Xaver Merk aus Senden ist ein Mann mit sehr viel politische­r Erfahrung. Für die Partei Die Linke bewirbt er sich nun um das Bun‰ destags‰Direktmand­at im Wahlkreis Neu‰Ulm.
Foto: Alexander Kaya Xaver Merk aus Senden ist ein Mann mit sehr viel politische­r Erfahrung. Für die Partei Die Linke bewirbt er sich nun um das Bun‰ destags‰Direktmand­at im Wahlkreis Neu‰Ulm.

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