Mittelschwaebische Nachrichten
Noch einmal die große Politbühne
Bundestagswahl Xaver Merk ist ein altgedienter Gewerkschafter und ein erfahrener Politiker. Jetzt als Rentner will er es noch mal wissen: Der Sendener bewirbt sich für die Partei Die Linke
Landkreis NeuUlm Es gibt da diesen einen Satz, den Xaver Merk in seinem Leben schon so oft gehört hat: „Xare, mach du des.“Das ist ein Auftrag und gleichzeitig ein Vertrauensbeweis. Merk hat stets „gemacht“, denn wenn es darum geht, etwas zu organisieren oder sich für andere einzusetzen, dann macht er auf jeden Fall eines nicht: „I hab no nie noi g’sagt.“Und so war es auch diesmal, als seine Partei Die Linke einen Direktkandidaten für den Bundeswahlkreis 255 Neu-Ulm suchte. Da hört er wieder den Satz, der mit der schwäbischen Variante seines Vornamens beginnt. Seither steht Xaver Merk erneut auf einer großen politischen Bühne.
Das heißt, eigentlich mischt er schon seit der Kommunalwahl 2020 wieder energischer im Politgeschäft mit. Nicht nur hat er erneut einen Sitz im Sendener Stadtrat errungen, er schaffte als erster Vertreter der Linkspartei den Sprung in den Kreistag des Landkreises Neu-Ulm. Dort dockte er bei den Grünen an und mischt in verschiedenen Ausschüssen mit. Dass er als bekennender Linker in einer konservativ geprägten Gegend in dieses Gremium gewählt wurde, das gab ihm noch einmal Anschub und Bestätigung, wie er sagt. „Das war für mich eine Genugtuung.“Und so war es nur folgerichtig, dass seine Partei diesen knorrigen Kämpfer als ihren bekanntesten und profiliertesten Kopf Westschwabens zum Bundestagskandidaten machte.
Sich mit Xaver Merk zu unterhalten, ist - jenseits der politischen Bühne - eigentlich eine recht entspannte Angelegenheit, denn er sagt mit der Gemütsruhe seiner 67 Lebensjahre gerne von sich, er sei ja Rentner, er habe Zeit. Wer sich allerdings mit ihm politisch auseinandersetzen muss, der trifft auf einen wuchtigen Redner, der deutliche Formulierungen nicht scheut und aus einem tiefen Brunnen an Erfahrung schöpfen kann. Xaver Merk hat in seinem politischen Leben schon eine Menge Posten bekleidet, als Gemeinderat, Stadtrat in Senden, Zweiter stellvertretender Bürgermeister, Kreisrat, als Linken-Kreisvorsitzender und sogar einst als geschäftsführender Landesvorsitzender und Mitglied des Bundesvorstands seiner Partei. Er hält sich zugute, ein Mitglied der ersten Stunde zu sein, nachdem durch die Fusion der von ihm unterstützten
Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) und der PDS die Linkspartei entstanden war. Damit hatte Merk eine neue politische Heimat. Die hieß zuvor SPD. Nach 27 Jahren Mitgliedschaft kehrte er ihr wegen der AgendaPolitik von Bundeskanzler Gerhard Schröder den Rücken.
Merk stammt von einem Bauernhof im Allgäu, das ist auch der Grund, warum er sogar dem Bauernverband angehört, was nicht viele wissen. Doch sein beruflicher Weg führte ihn woanders hin. Er lernte Schriftsetzer, arbeitet im Raum Heilbronn, engagierte sich als Betriebsrat und als Gewerkschafter, als sozialdemokratischer Gemeinderat. Er wurde halt oft gefragt und hat selten Nein gesagt: „Ich habe mich ein Leben lang für andere eingesetzt und anderen geholfen. Ich habe mein Leben lang organisiert und Verantwortung übernommen.“Zu ihrem hauptberuflichen Sekretär machte ihn dann die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG).
Als Gewerkschafter durch und durch sieht er mit Skepsis, dass auch seine Partei sich mehr und mehr mit Randgruppen beschäftige. In dieser Beziehung habe schon die ParteiProminente Sahra Wagenknecht den Finger in die Wunde gelegt. In ihrem Buch „Die Selbstgerechten“kritisiert sie – grob zusammengefasst – dass eine linksliberale Mittelschicht sich fast ausschließlich mit Themen wie Identitätspolitik befasse. Soziale Gerechtigkeit spiele bei ihnen keine Rolle. Auch Merk rückt das Soziale in den Mittelpunkt. „Für mich als alten Gewerkschafter ist das eine Selbstverständlichkeit, dafür stehe ich.“Es gehe darum, dass jeder Mensch die Möglichkeit habe, in Arbeit zu bleiben, allerdings nicht um jeden Preis. Er fordert, die Vermögen gerecht zu verteilen. Deshalb sollten die Kosten der Corona-Krise mit einer Abgabe auf das oberste eine Prozent der Vermögen finanziert werden und nicht durch Sozialabbau.
Xaver Merk kämpft um die Fahrkarte nach Berlin ohne Netz und doppelten Boden, er steht auf keiner Liste, die ihn via Zweitstimme in den Bundestag befördern könnte. Er muss das Direktmandat erringen oder daheim in Senden bleiben. Doch er gibt sich keinerlei Illusionen hin, dass er Erfolg haben könnte: „Ich trete an, um Präsenz zu zeigen. Mein politischer Weg ist auch noch nicht zu Ende.“Doch bis ins ganz hohe Alter will er das mit der Politik nicht betreiben. „Ich mache keinen Adenauer“, versichert er. Der erste Kanzler der Bundesrepublik schied erst mit 87 Jahren aus dem Amt. Xaver Merk ist ja erst 67.
● Xaver Merk wurde 1953 in Altus ried im Allgäu geboren. Er ist eins von fünf Kindern eines Landwirts. Gelernt hat er Schriftsetzer. Seit 1992 lebt er in Senden.
● Sein politisches Engagement be gann er als Betriebsrat in einer großen Druckerei bei Heilbronn. Seit 2007 gehört er der Partei Die Linke an und war ihr erster Vorsitzen der im Kreisverband NeuUlm/ Günzburg. Er baute 2016 den Kreis verband Allgäu auf.
● Xaver Merk will den „Schwachen in der Gesellschaft“eine Stimme
geht in Verlängerung
Die Anfang August gestartete „1. Krumbacher Senioren Rallye“geht in die Verlängerung. Dies teilen die Seniorenstelle der Stadt und die Volkshochschule als gemeinsame Veranstalter der Aktion mit. Der „Spaziergang durch die Innenstadt“mit Teilnahme an einer Frageaktion kann noch bis zum 15. September gemeldet werden. Anmeldeformulare sind während der Öffnungszeiten im Bürgerhaus Krumbach, Heinrich-Sinz-Straße 18, erhältlich; nach Beendigung der Senioren-Rallye sind die ausgefüllten Unterlagen auch dort wieder zur Sammlung für die abschließende Verlosung abzugeben.
Das ist Xaver Merk
Im nördlichen Landkreis verstorben
Heinz Martin, 78 Jahre, † 24.08.; Gerlinde Köhr (geb. Schuhmacher), Leipheim, 59 Jahre, † 25.08.