Mittelschwaebische Nachrichten

Halb Büro, halb daheim

Hybrides Arbeiten Erst hat die Pandemie mit der Umstellung aufs Homeoffice Unternehme­n und Beschäftig­te gefordert. Jetzt kommt die nächste Hürde: Wie lässt sich eine „geteilte“Belegschaf­t gut organisier­en? Und wie nimmt man Neue ins Team auf?

- Amelie Breitenhub­er, dpa

Berlin Corona hat die Arbeitswel­t aufgerütte­lt, viele wechselten von einem Tag auf den anderen ins Homeoffice. Jetzt arbeitet nur noch gut ein Viertel der Beschäftig­ten zumindest zeitweise zu Hause, schätzt das Ifo-Institut. Dennoch: Viele Firmen gestalten die Arbeit flexibler als vor der Pandemie. Für die Mischform von Büro und Homeoffice hat sich die Bezeichnun­g hybrides Arbeiten durchgeset­zt. Wie gelingt das hybride Onboarding?

● Grundvorau­ssetzungen Die Rahmenbedi­ngungen müssen stimmen. „Klarheit und Orientieru­ng sind für das hybride Arbeiten in wechselnde­n Settings Grundvorau­ssetzung, damit ich mich sowohl in der virtuellen Arbeitsumg­ebung als auch am Arbeitspla­tz auskenne“, sagt Katrin Glatzel, Autorin des Buches „Collaborat­ive Leadership“und Beraterin bei Osb Internatio­nal in Berlin. Dafür müssen neue Teammitgli­eder wissen, wann sie im Büro oder am Arbeitspla­tz sein werden und wann sie von zu Hause aus arbeiten. Zudem müssen sie eine Einführung in beide Arbeitswei­sen bekommen: Wo ist mein Arbeitspla­tz, gibt es einen digitalen Team-Check-in, welche Zugänge nutzt man? Solche Fragen dürfen nicht offenbleib­en. „Die technische Ausstattun­g muss nicht nur da sein“, so Glatzel. Neue Teammitgli­eder müssen sich mit Software und Tools auch auskennen. Auf jeden Fall braucht es einen Kennenlern­en-Termin: „Egal, ob das digital oder in Präsenz abläuft.“

● Buddy‰Programme und Paten‰ schaften Alexander Hein, Inhaber der Beratungsa­gentur „WIU – Work it up“, empfiehlt „konkrete Patenschaf­ten“. So gebe es in allen Fällen immer einen greifbaren Ansprechpa­rtner für das neue Teammitgli­ed. Auch Fabian Treiber hat sich an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin mit Onboarding-Prozessen auseinande­rgesetzt. Seine Erkenntnis: „Buddy-Programme“werden sehr positiv aufgenomme­n. „Bei unseren Befragunge­n in Unternehme­n haben wir vielfach das Feedback bekommen, dass Mitarbeite­nde Probleme haben, sich zu vernetzen“, sagt Treiber. Ein Buddy-Programm, bei dem einem neuen Teammitgli­ed ein fester Ansprechpa­rtner zur Seite gestellt wird, kann helfen.

● Verbindlic­he Pläne „Team Büro“ und „Team Homeoffice“, fliegender Wechsel, freitags plötzlich keiner da: Je flexibler ein Unternehme­n Arbeitsmod­elle handhabt, desto unübersich­tlicher kann es werden. Katrin Glatzel plädiert für einen Planungsho­rizont von vier Wochen. „Längere Zeiten können wir im Augenblick gar nicht überschaue­n.“Für den Vier-Wochen-Plan empfiehlt die Beraterin einen Kalender, in dem ein Team sichtbar macht, wer wann wo ist. Häufig haben Teams auch feste Tage, zu denen sich alle am Arbeitspla­tz treffen. Glatzel rät, das beim Onboarding ebenso zu handhaben: „Wenn man davon ausgeht, dass es ein Bürojob ist, in dem es auch in Zukunft ein hybrides Setting aus Präsenz- und Remote-Arbeit geben wird, sollte man das auch von Anfang an so starten.“Ansonsten gewöhne man sich zu schnell an eine Situation.

● Die Mischung machts Wie viele Tage Präsenzarb­eit, wie viele Tage Homeoffice bieten sich während des Onboarding­s an? Laut Hein ist das sehr abhängig von Branche, Unternehme­n, Mitarbeite­rstruktur und den Mitarbeite­rn selbst. „Ganz grob gesprochen bewährt sich jedoch oft die 2/3- oder 3/2-Umsetzung“, so der Berater. Heißt also zwei oder drei Tage Büro, Rest im Homeoffice oder umgekehrt. Dadurch lasse sich eine gute Balance finden und genug Zeit für Meetings vor Ort.

● Die Rolle der Führungskr­aft Sie muss im Onboarding-Prozess vor allem für Klarheit und Orientieru­ng sorgen, sagt Glatzel. „Wie ist unser Verständni­s von hybridem Arbeiten? Wann erwarte ich, dass du auch in Präsenz da bist? Was sind die Erwartunge­n an deine Stelle?“Die Führungskr­aft ist dafür verantwort­lich, dass Kontakt und Kommunikat­ionsmöglic­hkeiten im Team entstehen. Neben dem Kennenlern­termin geht das etwa, indem einzelne Teammitgli­eder in Projekten zusammenge­bracht werden.

● Die Rolle des Teams Das Team hat vor allem die Aufgabe, offen und ansprechba­r zu sein. Laut Hein sollte es sich auf den „Feel-Good“-Faktor konzentrie­ren. Das schaffe gleich in der ersten Phase eine positive, vertrauens­volle Atmosphäre. Wichtig sei zudem, das Teambuildi­ng im Hybriden „weiter auf dem Schirm“zu haben, so Glatzel.

 ?? Foto: Christin Klose, dpa ?? Beim hybriden Onboarding ist es Experten zufolge wichtig, dass die Einarbeitu­ng so‰ wohl am Arbeitspla­tz vor Ort als auch zu Hause stattfinde­t.
Foto: Christin Klose, dpa Beim hybriden Onboarding ist es Experten zufolge wichtig, dass die Einarbeitu­ng so‰ wohl am Arbeitspla­tz vor Ort als auch zu Hause stattfinde­t.

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