Mittelschwaebische Nachrichten

Edel-Fleisch aus dem Labor

- Anja Garms

Mithilfe von Stammzelle­n und einem 3D-Drucker haben japanische Wissenscha­ftler edles Wagyu-Rindfleisc­h im Labor erzeugt. Es besteht wie ein natürliche­s Steak aus Muskelund Fettgewebe sowie Blutgefäße­n, berichten sie im Fachmagazi­n

Nature Communicat­ions. Das Laborfleis­ch könne dabei helfen, den Fleischver­zehr umweltfreu­ndlicher und nachhaltig­er zu gestalten.

Das Laborprodu­kt von Wissenscha­ftlern um Dong-Hee Kang von der Osaka University ist allerdings von Marktreife weit entfernt, bisher wurde es auch noch keinem Geschmacks­test unterzogen. Zumindest optisch ähnelt das winzige Stück Laborfleis­ch dem natürliche­n Vorbild, dem Wagyu-Rindfleisc­h.

Als Wagyu-Rinder werden verschiede­ne Rinderrass­en japanische­n Ursprungs bezeichnet. Eine der teuersten Rindfleisc­h-Sorten der Welt, das Kobe-Rindfleisc­h, stammt von einer Wagyu-Rasse aus der Region um Kobe. Das Fleisch der Tiere zeichnet sich durch eine besondere Textur aus, es ist von Fett fein durchzogen und sieht daher marmoriert aus. Die besondere Fettvertei­lung bezeichnen Kenner als „Sashi“.

Diese Struktur ahmten die Wissenscha­ftler nun nach. Aus dem Muskelflei­sch eines geschlacht­eten Rindes isolierten und reinigten sie dazu zunächst bestimmte Vorläuferz­ellen der verschiede­nen Gewebetype­n. Aus diesen wurden dann mit einem speziellen Verfahren im 3D-Drucker, über das die Forscher die natürliche Struktur und die Anbindung von natürliche­m Gewebe an Sehnen imitierten, Fasern von Muskel-, Fett- und Gefäßgeweb­e erzeugt. Insgesamt produziert­en sie 72 Fasern: 42 Muskel-, 28 Fett- und zwei Blutgefäßf­asern. Muskel- und Blutgefäßf­asern färbten sie rot ein, die Fettfasern blieben weiß. Dann setzten sie die einzelnen Fasertypen manuell so zusammen, wie sie auch im natürliche­n Wagyu-Fleisch angeordnet sind.

Auf den entstanden­en Stapel gaben die Forscher schließlic­h ein Enzym, das die einzelnen Fasern zu einem Mini-Stück Steak miteinande­r verband. Es hat eine Länge von zehn Millimeter­n und eine Dicke von fünf Millimeter­n, schreiben die Forscher in ihrer Studie.

„Die Verbesseru­ng dieser Technologi­e wird es ermögliche­n, nicht nur komplexe Fleischstr­ukturen zu reproduzie­ren, wie etwa das schöne Sashi des Wagyu-Rinds, sondern auch subtile Anpassunge­n der Fettund Muskelbest­andteile vorzunehme­n“, sagt Michiya Matsusaki, Mitautor der aktuellen Studie. Kunden könnten dann zum Beispiel basierend auf ihren Geschmacks­vorlieben oder mit Rücksicht auf gesundheit­liche Probleme Laborfleis­ch mit der gewünschte­n Menge Fett bestellen.

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