Mittelschwaebische Nachrichten
Busse verspäten sich wohl zum Schuljahresbeginn
Zum Schuljahresbeginn häufen sich die Beschwerden über verspätete Busse. Wie sich Eltern und Fahrgäste schnell über Verspätungen informieren können und wie der Landkreis die Situation in den Schulbussen entzerren will
Krumbach Mehr Toleranz – das wünscht sich Busunternehmer Josef Brandner (BBS), vor allem mit Blick auf den nahenden Schulbeginn. „Wenn der Bus fünf oder zehn Minuten zu spät kommt, dann ist das gleich Anlass für eine Beschwerde“, berichtet der unter anderem im Linienverkehr tätige Unternehmer aus Krumbach. Von Tausenden Anrufen täglich spricht er mit Blick auf den Schuljahresbeginn im vergangenen Jahr. In diesem Jahr gebe es dann zusätzlich noch eine Menge Baustellen – und Busse seien nun mal abhängig von der Verkehrslage.
In der ersten Schulwoche sei beispielsweise auf der B300 die Ortsverbindung zwischen Schönebach und Ziemetshausen nicht befahrbar. Das führe zu Verspätungen von zehn bis 20 Minuten. Und das betreffe nicht nur diese Verbindung, sondern den ganzen Raum Thannhausen und Krumbach, da sich die Verspätung über die Umsteigeverbindungen fortsetzt, erläutert der Busunternehmer. Fährt beispielsweise der Bus um 12.41 Uhr von Ursberg nach Krumbach verspätet los, so verspäten sich damit in Krumbach auch die Anschlussverbindungen nach Deisenhausen/ Wiesenbach, nach Breitenthal, nach Ebershausen und Niederraunau/ Waltenhausen, nennt der Busunternehmer ein Beispiel.
Aushalten müssten es die Fahrer und Fahrerinnen sowie das Personal am Telefon. „Die Toleranzschwelle sinkt zunehmend“, stellt Brandner fest - zumindest bei einzelnen sei das so. Das Buspersonal erhält deshalb nun eine Schulung, wie man am besten in Konfliktsituationen reagiert, damit nichts eskaliert und wie man in Ruhe mit Leuten spricht. Dabei versteht der Busunternehmer auch den Kommunikationsbedarf der Eltern, gerade wenn Schüler zum ersten Mal mit dem Bus unterwegs sind. Zu Schulbeginn seien Eltern und Schüler und Schülerinnen unsicher. Er verweist jedoch auf die Seite vvm-online.de. Dort gibt es neben den aktuellen Fahrplänen auch eine elektronische Fahrplanauskunft und es wird die Verspätungslage der einzelnen Busse angezeigt.
Wenn man in der Kartenansicht einen Haken ins Feld „Fahrzeugposition“setzt, ist genau zu erkennen, wie viel Verspätung der Bus im Moment hat. Sein Grundsatz lautet: „Wir müssen es gemeinschaftlich angehen. Wenn sich jeder bemüht, wird es in der Summe für alle gut.“Ähnlich ist die Situation im Landratsamt Günzburg: Auch hier wird von vermehrten Nachfragen beziehungsweise Beschwerden berichtet – Ursache hierfür ist vor allem die Baustelle an der B16, die immer wieder für Verspätungen im Nahverkehr sorgt, so die Auskunft des Amtes.
Im Schulbus selber sorgen oft Schüler und Schülerinnen für Ordnung. Real- und Mittelschule Krumbach haben zum Beispiel das Projekt „Coolrider“- das sind engagierte Schüler, die in öffentlichen Verkehrsmitteln zur Stelle sind, wenn es problematisch wird. Seit 2017 bilden die Realschule und die Mittelschule Krumbach zusammen mit der Polizei und dem Busunternehmen BBS, Schüler in einem Training aus. Sie lernen Konflikte wahrzunehmen, vereinfachte Deeskalationsstrategien, und vor allem das Herstellen von Öffentlichkeit. Letzteres soll einem möglichen Täter bewusst machen, dass sein Handeln nicht unbeobachtet und damit auch nicht unsanktioniert bleibt. Worum es im Bus häufig geht, berichtet Unternehmer Brandner: Schüler steigen in der Regel vorne ein und in der Mitte aus. Deshalb ist es gerade im vorderen Bereich im Bus oft übervoll, während hinten noch Stehplätze sind.
„Die große Problematik im Bus sind die Platzbesetzer“, weiß Markus Praschivka, Verkehrssachbearbeiter bei der Polizeiinspektion (PI) Krumbach und selbst immer wieder in die Schulungen involviert. Das sind die, die andere nicht auf den freien Platz neben sich sitzen lassen, nach dem Motto: „Neben mir sitzt keiner“. Größere Übergriffe – weder vonseiten der Fahrer und Fahrerinnen noch von Schülern und Schülerinnen, hat es im Bereich der PI Krumbach noch nicht gegeben etwa den Fall, dass ein Kind vom Bus verwiesen und „ausgesetzt“ wurde. Das gehe gar nicht, bei wirklich gravierenden Problemen müssten die Fahrer und Fahrerinnen die Polizei rufen, erläutert Praschivka. Aus dem Bus geworfen werden dürfe kein Kind. Was dagegen immer wieder vorkommt: Eltern, die über überfüllte Busse klagen. Das wurde vonseiten der Polizei bereits des Öfteren überprüft. Aber, wenn in einem Bus 50 Stehplätze vorgesehen seien, dann sei er mit 40 stehenden Schülern nicht überfüllt, erläutert Praschivka die Situation.
Aufgrund der Corona-Pandemie sollen ab dem kommenden Schuljahr zwei bis drei Verstärkerbusse eingesetzt werden, berichtet das Landratsamt. So solle die Situation entzerrt werden. Auf welcher Linie diese eingesetzt werden, werde dieser Tage entschieden, hieß es hier. Dann müsse noch die Genehmigung durch die Regierung von Schwaben abgewartet werden. Ansonsten bleibe bei der Schülerbeförderung alles beim Alten, abgesehen von den jährlichen Fahrplanänderungen zu diesem Zeitpunkt. Anpassungen gab es bei den stark von Beschwerden betroffenen Linien 832 (Dinkelscherben-Thannhausen) und 851 (Jettingen-Günzburg). Wie das Landratsamt mitteilte, sind die Abfahrtszeiten nun früher.
Was in Corona-Zeiten im öffentlichen Nahverkehr gilt: Alle im Bus (und in der Bahn) müssen eine Maske tragen, im Moment sind OPMasken ausreichend. Busfahrer
Buspersonal ist sinkender Toleranz ausgesetzt
Verstärkerbusse sollen die Situation entzerren
müssen keine Maske tragen, da sie durch eine Trennwand abgetrennt sind. Die Maskenpflicht habe sich bei den engen Verhältnissen bewährt, berichtet Busunternehmer Brandner.
Mittlerweile hätten sich die Menschen auch daran gewöhnt und es gebe keine Probleme mehr, fährt er fort. Zudem seien die BBS-Busse mit hochleistungsfähigen Lüftungsanlagen ausgestattet und das Hygienekonzept mit regelmäßiger Reinigung und Desinfektion werde nach wie vor umgesetzt.