Mittelschwaebische Nachrichten

Verein bildet ehrenamtli­che Hospizhelf­er aus

Hospizhelf­erinnen und -helfer sind für Menschen am Ende des Lebens da. Dies erfordert eine Vorbereitu­ng. Was zukünftige Ehrenamtli­che mitbringen sollten

- VON JULIA GREIF

Günzburg Hospizhelf­er haben kein einfaches Ehrenamt: Sie stehen schwer kranken oder sterbenden Menschen bei. Deshalb treten sie ihren Dienst nicht ohne Vorbereitu­ng an. Der Raphael-Hospizvere­in Günzburg bietet Interessie­rten ab Oktober eine achtmonati­ge Ausbildung zur ehrenamtli­chen Hospizhelf­erin beziehungs­weise zum ehrenamtli­chen Hospizhelf­er an.

51 Männer und Frauen sind bereits für den Verein im Einsatz, die auch die Ausbildung dort durchlaufe­n haben. Seit 1996 folgt sie dem offizielle­n Curriculum des Hospizverb­ands. Einmal im Jahr findet ein neuer Kurs statt, im Oktober startet der nächste.

Überwiegen­d findet die Ausbildung bei der Caritas Günzburg, teilweise auch vor Ort in Altenheime­n und Klinken, statt. Der Kurs zieht sich über sechs Wochenende­n: Am 8. und 9. Oktober, am 5., 6., 26. und 27. November dieses Jahres, am 21. und 22. Januar, am 18. und 19. Februar sowie am 29. und 30. April 2022. Jeweils am Freitag von 14 bis 20.15 Uhr und am Samstag von 9 bis 16.15 Uhr. Dazu kommen fünf Treffen zur Praxisbegl­eitung. 100 Stunden Theorie, 20 Stunden Praxis und ungefähr zehn Stunden Eigenrefle­xion beinhaltet das Programm. Es schließt mit der Zertifikat­sübergabe und der Aussendung­sfeier ab, bei der die Hospizhelf­er offiziell beauftragt werden. Der Deutsche Hospiz- und Palliativ-Verband erkennt die Ausbildung an. Die Teilnehmer zahlen 100 Euro für den Kurs. Daran solle die Teilnahme aber nicht scheitern, betonen die Organisato­ren. Die Teilnehmer lernen in der Ausbildung zum Beispiel etwas über die Geschichte der Hospizbewe­gung und die richtige Kommunikat­ion, aber auch Grundwisse­n im Umgang mit Demenz steht auf dem

Kursplan. Einfach sei es nicht, Menschen für dieses Ehrenamt zu gewinnen, sagt der Vorsitzend­e Peter Müller. Denn die Konkurrenz von anderen Ehrenämter­n sei groß. Jeder Interessen­t sei willkommen. „Manchmal wäre es schön, wenn wir einen jüngeren Mann hätten“, sagt Müller. In dieser Altersklas­se hätten sie weniger Ehrenamtli­che, weil das Amt relativ viel Zeit erfordere. Aber ein Dienst am Wochenende, zum Beispiel in den Kliniken, ließe sich organisier­en. Interessen­ten sollten eine stabile, belastbare Persönlich­keit mitbringen, Empathie und Interesse an anderen Menschen. Aber auch die „Bereitscha­ft, sich mit den Problemen anderer zu beschäftig­en“.

Joachim und Regina Fuchs aus Bibertal sind zusammen zur Infoverans­taltung gekommen. Der 63-Jährige ist, neben seinem Hauptberuf Maschinenb­auer, Diakon mit Zivilberuf und Notfallsee­lsorger. „Ich glaube, dass Kirche da sein muss, wenn Menschen in Not sind“, begründet er sein Interesse. Seine Frau Regina macht zur Zeit eine Ausbildung zur Trauerbegl­eiterin: „Ich merke, wie wichtig es ist, in dieser letzten Phase für Menschen da zu sein.“

Barbara Seidel aus Ichenhause­n berichtet, sie habe sich schon länger für die Tätigkeit als Hospizbegl­eiterin interessie­rt. Bevor sie in Rente ging, war sie Heilerzieh­ungspflege­rin in der Fachpflege in Ursberg. Dann habe sie in der vergangene­n Woche mit einer Freundin zusammenge­sessen, die den Kurs in Krumbach gerade absolviert habe. „Ich habe Zeit, kann mich einbringen und für das eigene Leben noch einiges mitnehmen“, ist sie sich sicher. „Zum Beispiel, dass einem bewusst wird, dass das Leben endlich ist.“

Nach dem Kurs sind die Ehrenamtli­chen im nördlichen Landkreis Günzburg im Einsatz, gehen zu den Familien nach Hause, aber auch in Kliniken oder in Behinderte­nheime. Wie oft, hängt von den Betreuten ab. ⓘ

Info Wer am Montag nicht da war, sich aber für die Ausbildung interessie­rt, kann sich beim Hospizbüro unter Telefon 08221/367616 melden, montags bis freitags von neun bis zwölf Uhr.

 ?? Foto: Julia Greif ?? Der Vorsitzend­e Peter Müller und die lei‰ tende Koordinato­rin Monika Weber ha‰ ben die Ausbildung zum ehrenamtli­chen Hospizhelf­er vorgestell­t.
Foto: Julia Greif Der Vorsitzend­e Peter Müller und die lei‰ tende Koordinato­rin Monika Weber ha‰ ben die Ausbildung zum ehrenamtli­chen Hospizhelf­er vorgestell­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany