Mittelschwaebische Nachrichten
Humus – grandiose Chance für mehr Klimaschutz
Serie Wiesen und Äcker könnten weitaus mehr CO2 im Boden binden als bisher. Darüber besteht Konsens. Auch die Instrumente sind bekannt. Aber wie weit gehen Politik und Landwirtschaft? /
In seiner jüngsten Regierungserklärung hat Ministerpräsident Markus Söder sich eindeutig zum „vorsorgenden Klimaschutz“bekannt. Bayern soll schon 2040, also fünf Jahre früher als Deutschland, klimaneutral werden. In einer Serie von Artikeln beleuchtet unsere Redaktion die wichtigsten Aspekte des Themas einzeln.
Türen ein. Zweimal schon hätten sie im Landtag Vorranggebiete für die Landwirtschaft gefordert, um die Ansiedlung von Gewerbe auf fruchtbaren Ackerböden zu verhindern. Zweimal, so Sengl, sei dieser Vorstoß am Widerstand der CSU gescheitert.
Das Tempo der Veränderung in Richtung mehr Klimaschutz freilich wird, wie immer in der Landwirtschaft, auch durch die Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union bestimmt. Die aktuelle Förderperiode läuft kommendes Jahr aus. Ab dem Jahr 2023 sollen dann 25 Prozent der Direktzahlung für ÖkoRegelungen („Eco-Schemes“) zur Verfügung stehen. Wie das Geld genau verwendet wird, müsse erst definiert werden, heißt es im bayerischen Agrarministerium. Die Förderung von Humus-Erhalt und Humus-Aufbau soll als neue Maßnahme in das bayerische Kulturlandschaftsprogramm integriert werden. Hier sei aber „alles noch im Planungsstadium“, sagt ein Sprecher und weist zugleich darauf hin, dass das Potenzial begrenzt sei: „Humusaufbau funktioniert nur dort, wo die Humusvorräte bereits deutlich unter den am Standort theoretisch möglichen Werten liegen.“
Der Grünen-Politikerin Sengl ist dieser Ansatz zu wenig ambitioniert. Sie fordert klare Vorgaben wie den kompletten Verzicht auf synthetische und mineralische Dünger, die den Böden schadeten und schon bei der Herstellung das Klima belasteten. Ihr reicht es nicht aus, pauschal das Grünland zu fördern, wie der Bauernverband das will. Sie fordert eine spezielle Förderung der klimafreundlichen Weidehaltung. Und sie zweifelt daran, dass man heimische Produkte mit dem Siegel „Qualität aus Bayern“anpreisen kann, solange man klimaschädlich produzierte Futtermittel aus aller Welt importiert. Sengl sagt: „Es freut mich, dass nun endlich mehr passieren soll. Alles, was dem Erhalt und Aufbau von Humus nutzt, ist gut für den Klimaschutz. Aber ich zweifle daran, ob wir alleine mit Anreizen und Empfehlungen die Ziele erreichen. Das hat bisher schon nicht richtig funktioniert.“
Der CSU-Politiker Beißwenger setzt etwas andere Prioritäten. Den Verzicht auf Futtermittelimporte hält er für unrealistisch, ebenso den kompletten Verzicht auf mineralische Dünger. Die Idee mit der Förderung der Weidehaltung gefällt ihm. Er sagt: „Wir brauchen Konzepte für eine Landwirtschaft, die das Klima schützt, Nahrungsmittel in hoher Qualität herstellt und unseren Bäuerinnen und Bauern eine Perspektive gibt und ihnen auch in Zukunft ein faires Einkommen ermöglicht. Hier ist mir der Schulterschluss mit unseren Landwirten wichtig – auch der Klimaschutz kann nur mit, nicht gegen unsere Bäuerinnen und Bauern gelingen.“