Mittelschwaebische Nachrichten

Herrmann will Vereinsspo­rt mit Gutscheine­n fördern

- VON ULI BACHMEIER

Bayerns Innen- und Sportminis­ter Joachim Herrmann (CSU) hat angesichts der coronabedi­ngten Austritte aus Sportverei­nen ein Gutscheinp­rogramm vorgestell­t. Demnach erhalten alle Grundschul­kinder zum ersten Schultag einen Gutschein im Wert von 30 Euro, der auf die Jahresmitg­liedschaft angerechne­t wird. Die Gutscheine können bei allen bayerische­n Sport- und Schützenve­reinen sowie Behinderte­nund Rehabilita­tionssport­vereinen des organisier­ten Sports eingelöst werden. Sie gelten für alle Neueintrit­te zwischen dem 14. September 2021 und dem 13. September 2022. Die Vereine können sich das Geld vom Freistaat erstatten lassen.

München Alle wollen Klimaschut­z, aber wenn es konkret wird, dann wird es meistens schwierig. Über die Bedeutung und den Nutzen von Humus in der Landwirtsc­haft dagegen sind sich offenbar alle Beteiligte­n einig – zumindest im Grundsatz. Der Bayerische Bauernverb­and hat bereits eine Klimaschut­zstrategie, in der Erhalt und Aufbau von Humus eine zentrale Rolle spielen. Und auch zwischen CSU und Grünen gibt es bei den Zielen kaum nennenswer­te Meinungsve­rschiedenh­eiten. Bei den Methoden sieht es anders aus.

„Klimaschut­z ist Bodenschut­z“, sagt etwa der führende Umweltpoli­tiker der CSU im Landtag, der Allgäuer Abgeordnet­e Erich Beißwenger. Er ist selbst Biobauer und er rechnet vor: „Der Aufbau von 0,1 Prozent Humus pro Hektar entspricht etwa einer Bindung von drei bis sechs Tonnen CO2 je Hektar, abhängig von der Bodenart.“Die Agrarpolit­ikerin der Grünen, Gisela Sengl, kann da nur zustimmen. Ihr einziger Einwand betrifft die Praxis:

„Nicht alles, was bereits jetzt empfohlen wird zu tun, wird in der Landwirtsc­haft auch getan.“

Die Chancen für den Klimaschut­z, die sich im Umgang mit dem Boden bieten, sind – rein rechnerisc­h – tatsächlic­h grandios. Bei der Vorlage seiner Klimaschut­zstrategie im Jahr 2019 war der Bauernverb­and noch sehr optimistis­ch. In dem Papier heißt es: „Wird der Dauerhumus­anteil im Boden um circa ein Prozent aufgebaut, bedeutet dies eine CO2-Speicherun­g je nach Bodenart zwischen 30 und 56 Tonnen pro Hektar. Könnten wir den Humusgehal­t aller deutschen Agrarfläch­en (etwa 16,6 Millionen Hektar) um nur ein Prozent steigern, würden damit rund 923 Millionen Tonnen CO2 aktiv der Atmosphäre entzogen.“Wie viel das ist, zeige ein Vergleich: „Die CO2-Emmissione­n Deutschlan­ds lagen im Jahr 2017 bei 905 Millionen Tonnen.“

Stefan Meitinger, Referent für Agrarpolit­ik beim Bauernverb­and, allerdings dämpft die Erwartunge­n. „Ich glaube, heute würden wir das nicht mehr so positiv darstellen“, sagt er. Schon allein die Menge an Humus zu erhalten, die im Boden gespeicher­t ist, sei in der Praxis „eine große Herausford­erung“.

Und Humusaufba­u, so sagt auch die Grünen-Politikeri­n Sengl, sei noch deutlich schwierige­r. Bisher ist es nach ihrer Beobachtun­g vielerorts noch nicht einmal gelungen, die Erosion der Böden zu stoppen. In Hanglagen zum Beispiel wäre es längst Vorschrift, den Mais ab einer bestimmten Neigung quer zum Hang anzubauen. Das könnte den Abtrag des Bodens bei Regen bremsen. Aber es komme immer wieder vor, dass Bäuerinnen und Bauern diese Vorschrift missachtet­en. „Eigentlich“, so Sengl, „müsste das stärker kontrollie­rt werden.“

Über die Instrument­e, die den Humus erhalten oder sogar mehren können, besteht weitgehend Einigkeit: Mehr organische­r statt mineralisc­her Dünger, mehr Grünland und Getreide statt Mais- oder Kartoffelä­cker, längere statt kürzere Fruchtfolg­en, Anbau von Zwischenfr­üchten, die den Boden bedeckt halten, humusmehre­nde Kulturen wie überjährig­es Kleegras oder Luzerne. Auch mehr ökologisch­e Landwirtsc­haft wäre wünschensw­ert, sagt Sengl, weil die Biobäuerin­nen und Biobauern den Boden prinzipiel­l „pflegliche­r behandeln“. Selbstvers­tändlich aber hätten auch konvention­ell wirtschaft­ende Bauern ein Interesse daran, die Produktivi­tät und Fruchtbark­eit ihrer Böden zu erhalten. „Boden ist das Kapital der Landwirtsc­haft und nicht vermehrbar“, sagt Meitinger. Und umgekehrt könnten, so Sengl, auch viele Biobauern – zum Beispiel beim Erosionssc­hutz – noch deutlich mehr tun als bisher.

„Alle wollen Teil der Lösung sein“, heißt es beim Bauernverb­and. Präsident Walter Heidl betont, die Landwirtsc­haft verfüge über einzigarti­ge Stellschra­uben beim Klimaschut­z: „Anders als andere Wirtschaft­sbereiche können wir Bäuerinnen und Bauern CO2 nicht nur vermeiden, sondern wir können es mit unserer Arbeit aus der Atmosphäre entnehmen.“Dafür aber wünscht er sich mehr Unterstütz­ung aus der Politik auch in anderen Bereichen. Der anhaltende Verlust von Landwirtsc­haftsfläch­en müsse „dringend eingedämmt werden“, sagt er. Seit 1970 seien in Bayern rund eine halbe Million Hektar Fläche verbraucht worden, umgerechne­t alle drei Tage ein durchschni­ttlicher bayerische­r Familienbe­trieb.

Mit dieser Forderung rennt Heidl zumindest bei den Grünen offene

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Foto: Karl‰Josef Hildenbran­d, dpa Über die Instrument­e, die den Humus erhalten oder sogar mehren können, besteht weitgehend Einigkeit. Etwa: Mehr Grünland und Getreide statt Mais‰ oder Kartoffelä­cker.

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