Mittelschwaebische Nachrichten

Er will für die AfD in den Bundestag

Seine erste Legislatur­periode als Landtagsab­geordneter ist noch nicht zu Ende, da zieht es den Leipheimer Gerd Mannes bereits nach Berlin. Er sieht dort einen großen Vorteil

- VON TILL HOFMANN

Leipheim Was die Motivation für eine Kandidatur ist, das gehört zu den Kernfragen an die Bewerberin­nen und Bewerber, die mit der Erststimme am 26. September direkt in den Bundestag gewählt werden können. Die Frage gilt insbesonde­re für Gerd Mannes, den die Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) im Bundeswahl­kreis Neu-Ulm ins Rennen schickt. Warum? Weil er sich 2018 in den Landtag hat wählen lassen, die erste Legislatur­periode erst im Jahr 2023 zu Ende geht. Will er da schon wieder abspringen? Macht ihm die Arbeit keinen Spaß? Fühlt er sich nicht an den Auftrag der Wählerinne­n und Wähler gebunden, die ihn ins Maximilian­eum gebracht haben?

Mannes schüttelt beim Gespräch mit der Redaktion den Kopf. Er habe einfach „ein Angebot“machen wollen, sagt er. Denn die CSU mit Markus Söder an der Spitze habe mit ihrer „Anbiederun­g“an linke Ideologien und der Politik der Grünen „eine riesengroß­e Lücke im freiheitli­ch-konservati­ven Spektrum hinterlass­en“, fasst Mannes seine Kurzanalys­e zusammen. Man schaue zu, wie der Mittelstan­d „zermahlen“werde „zwischen Digitalisi­erung, Globalisie­rung und illegaler Migration“.

Die CSU in dieser Ausprägung sei nicht wählbar, bekräftigt er und erweitert seine Ansicht auch um Geschehnis­se, die gerade mal ein halbes Jahr zurücklieg­en. Seinerzeit nahm die Maskenaffä­re ihren Lauf, in dessen Zentrum die beiden damaligen CSU-Abgeordnet­en Georg Nüßlein (Bundestag) und Alfred Sauter (Landtag) standen und noch stehen. Beide sind inzwischen fraktionsl­os. Beide – und daraus versucht auch Mannes Nektar zu saugen – sind im Landkreis Günzburg beheimatet.

Diese „Konstellat­ion“zweier Heimatabge­ordneter, „die das Vertrauen ihrer Wähler mit Füßen getreten haben“, habe mit zu der Überlegung geführt, sich für Berlin zu bewerben, „obwohl ich mich im Landtag sehr gut aufgehoben fühle und nicht amtsmüde bin“. Viele Leute hätten ihn dazu ermuntert, zu kandidiere­n, sagt der 52-Jährige, der im Leipheimer Stadtteil Riedheim wohnt. Und er fügt hinzu:

„Unglaublic­h viele.“Auf die Nachfrage, wie viele denn „unglaublic­h viele“seien, präzisiert er nach kurzem Überlegen: Um die 20 seien es gewesen.

Einen Vorteil biete der Bundestag aber gegenüber dem Landtag, wie Mannes findet: Hier könne mehr Einfluss auf die Corona-Politik genommen werden (Stichwort: „Bundesnotb­remse“). Dass aus dem Bundestag selbst immer wieder Vorwürfe laut wurden, die Große Koalition würde ohne ausreichen­de parlamenta­rische Beteiligun­g „durchregie­ren“, erwähnt Gerd Mannes nicht.

Einer, der vor nicht einmal fünf Jahren in die AfD eingetrete­n ist und eine erstaunlic­he Anzahl Ämtern und Funktionen angesammel­t hat: Mannes ist nicht nur Landtagsab­geordneter, sondern auch weiterer stellvertr­etender Landesvors­itzender seiner Partei, schwäbisch­er Bezirksvor­sitzender, stellvertr­etender Kreisvorsi­tzender und AfDFraktio­nschef im Kreistag. Wird das nicht zu viel für eine Person? Das sei kein Selbstzwec­k, betont der Angesproch­ene. Aber nach wie vor trauten sich viele nicht, ihr Gesicht für die AfD hinzuhalte­n, weil man fürchte, diffamiert zu werden oder weil Geschäftsl­eute damit kalkuliere­n müssten, dass plötzlich Aufträge wegfielen. Die in seinen Augen missglückt­e Corona-Politik beschäftig­t Mannes. Für Familien seien die vergangene­n eineinhalb Jahre „immer sehr anstrengen­d“gewesen. Man habe die Betroffene­n „an die Grenze der Belastung und darüber hinaus“gebracht, sagt der fünffache Familienva­ter. Homeschool­ing habe vor allem eines gebracht: „Ein Defizit an vermittelt­em Wissen“. Die Freiheitse­inschränku­ngen in allen Bereichen seien viel zu weitgehend gefasst, kritisiert der AfDKandida­t, der sich selbst noch nicht hat impfen lassen. „Nicht, weil ich grundsätzl­ich etwas gegen das Impfen hätte. Aber ich will die Auswirkung­en noch abwarten. Dass es Impfschäde­n gibt, das ist ja unbestritt­en“, sagt Mannes.

Anfang Juli hatte er mit dem AfD-Europaabge­ordneten Markus Buchheit Rechtspopu­listinnen und Rechtspopu­listen aus sechs europäisch­en Ländern zu einem „strategisc­hen Meinungsau­stausch“nach Günzburg geholt. Mit den „europäisch­en Partnern“– vertreten waren etwa die FPÖ (Österreich), Lega (Italien) und Rassemblem­ent National (Frankreich) solle versucht werden, das politische Potenzial maximal auszuschöp­fen.

Der deutsche Parteichef Jörg

Meuthen war überrasche­nd auch noch dazu gestoßen. Mit bekannten AfD-Politikeri­nnen könnte Mannes auch noch aufwarten. Die Zusagen der Abgeordnet­en Beatrix von Storch und der AfD-Spitzenkan­didatin, Alice Weidel, lägen vor.

 ?? Foto: Till Hofmann ?? Gerd Mannes aus Leipheim‰Riedheim ist Direktkand­idat der AfD für den Bundeswahl­kreis Neu‰Ulm bei der Bundestags­wahl 2021. Er hat uns seine Motivation dafür erläutert.
Foto: Till Hofmann Gerd Mannes aus Leipheim‰Riedheim ist Direktkand­idat der AfD für den Bundeswahl­kreis Neu‰Ulm bei der Bundestags­wahl 2021. Er hat uns seine Motivation dafür erläutert.

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