Mittelschwaebische Nachrichten
Die Breitenthaler Kirche hat einen neuen Glanz
Bauprojekt Die Renovierung der Heilig-Kreuz-Kirche ist weitgehend abgeschlossen. Welche Rolle digitale Technik künftig spielt und welche Festlichkeiten jetzt geplant sind
Breitenthal „Smart Kirche“: Man spürt im Gespräch, dass Pfarrer Klaus Bucher diesen Begriff eher weniger gerne hört. Und doch macht der Blick auf das in einer Wand der Sakristei installierte digitale Tablet deutlich, dass in der neu renovierten Breitenthaler Kirche Hightech eine wesentliche Rolle spielt. Einzelne Glocken zuschalten oder die Beleuchtung individuell anpassen. All das ist jetzt per Knopfdruck möglich.
In der Breitenthaler Kirche gibt es aktuell keinen Internetanschluss. Würde es den geben, wäre es sogar denkbar, die Breitenthaler Glocken beispielsweise von Rom aus zu steuern. Von einem Kurzaufenthalt in Rom ist Pfarrer und Dekan Klaus Bucher in seine Gemeinde nach Breitenthal zurückgekehrt. An einem strahlenden Septembertag blickt er hinauf zur Spitze des 51 Meter hohen Kirchturms. Ganz oben glänzt das neu vergoldete, sieben Meter hohe Kreuz.
Weiß war über Jahrhunderte eine dominierende Farbe der Kirche. Es war an vielen Stellen grau geworden. Jetzt, nach der umfassenden Renovierung, glänzt es wieder in alter Pracht.
Die Renovierung der Breitenthaler Heilig-Kreuz-Kirche, die Ende 2019 begonnen hatte, ist weitgehend abgeschlossen. Die Wiedereröffnung wird von Freitag, 10. September bis Mittwoch, 15. September mit einem umfassenden Programm gefeiert. Ein Höhepunkt ist am Sonntag, 12. September, um 10 Uhr das Pontifikalamt mit Weihbischof Florian Wörner.
Rund 1,7 Millionen Euro waren für die Renovierung der 1785/91 erbauten Kirche, die als eine der letzten Arbeiten von Joseph Dossenberger (gestorben 1785) gilt, veranschlagt. Dieser Rahmen sei weitgehend eingehalten worden, berichtet Dekan Bucher. Die Diözese beteiligt sich mit 1,2 Millionen Euro, die Gemeinde Breitenthal mit 170.000 Euro. Hinzu kommen Spenden, auch dank der Aktivitäten eines rührigen Fördervereins mit Markus Lecheler an der Spitze. Schirmherr ist Weihbischof Wörner.
Vom Dachstuhl bis zum Sockel wurde die Kirche grundlegend erneuert, im Inneren bekamen die Gemälde des Weißenhorner Malers Konrad Huber (1752 bis 1830) eine Auffrischung. Doch es sind auch kleine, liebevolle Details, die für das Besondere der Renovierung stehen. So erhielten Figuren des wohl aus Konstanz stammenden spätgotischen Bildhauers Michel Erhart (geboren um 1440/45, gestorben nach 1522 in Ulm) eine neue Fassung. Wie die Figuren (unter ihnen auch eine beeindruckende Johannes-Darstellung) nach Breitenthal kamen, ist unklar. Es gibt, wie Bucher berichtet, keine schriftlichen Unterlagen.
Vermutlich seien sie im 18. Jahrhundert aus Roggenburg nach Breitenthal gebracht worden, als dort das Kloster neu gestaltet wurde. Auch hier zeigt sich die enge Verbindung zwischen dem Kloster
Roggenburg und der Kirche Breitenthal.
Der Gang durch die Breitenthaler Kirche ist gewissermaßen eine Zeitreise durch die Jahrhunderte. Die Kirche selbst ist in den ruhigen Formen des Klassizismus gehalten, der nach Barock und Rokoko die Baukunst dominierte.
Das wuchtige Helldunkel des Barock blitzt in den Arbeiten des Malers Konrad Huber aber immer wieder durch – wenngleich die Komposition verglichen mit barocken Bildern beruhigt wirkt. Die Bilder haben durch den bekannten Weißenhorner Restaurator Johannes Amann neuen Glanz erhalten. Dabei kamen unter anderem Lösungsmittel in einer besonderen Bedampfungstechnik zum Einsatz. Federführend beim Projekt Kirchenrenovierung ist die Thannhauser Architektin Monika Wiesmüller-Schwab.
Es ist, wie sie mehrfach berichtete, ihre erste große Kirchenrenovierung.
Installiert wurde im Innenraum der Kirche eine Sitzpolsterheizung, erneuert wurde die Beleuchtung. Hier kommt dann auch wieder die digitale Hightech in der Sakristei ins Spiel.
Vom Festgottesdienst bis hin zum Rosenkranz: Die Beleuchtung kann für alle Erfordernisse per Fingerdruck individuell eingestellt werden.
Der Abschluss der Renovierung ist auch für Kirchenpfleger August Blum ein besonderer Moment. Drei Renovierungen hat der 74-Jährige miterlebt und mitgestaltet. Er ist mittlerweile seit 34 Jahren Kirchenpfleger. Und wie alle an der Renovierung Beteiligten freut er sich auf den jetzt bevorstehenden großen Abschluss.
● Freitag, 10. September 19 Uhr: Marienfeier an der Lourdes-Grotte in Breitenthal. Lichterprozession zur Pfarrkirche und eucharistischer Segen. Ansprache: Martin Riss, künftiger Direktor des DominikusRingeisen-Werks Ursberg, anschließend Stehempfang im Pfarrgarten.
● Sonntag, 12. September 9.30 Uhr: Begrüßung des Weihbischofs Florian Wörner am Pfarrhof, anschließend Kirchenzug und Pontifikalamt. Danach kurzer Stehempfang auf dem Dorfplatz, Mittagessen im Vereinsheim, Kirchenführungen, Feierliche Vesper.
● Dienstag, 14. September 19 Uhr: Festgottesdienst mit Vizeoffizial Alexander Lungu. Einzelsegen mit dem Heilig-Kreuz-Partikel.
● Mittwoch, 15. September 19 Uhr: Requiem für alle verstorbenen Pfarrer und Wohltäter des Gotteshauses.